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Ermittlungen gegen Chefarzt in Bamberg: Staatsanwaltschaft nimmt Umfeld ins Visier


Autor: Peter Groscurth

Bamberg, Donnerstag, 09. März 2017

Bei einer Pressekonferenz zu Ermittlungen gegen einen Chefarzt aus Bamberg sollen Details aus einem Vernehmungsprotokoll verlesen worden sein.
Bei einer Pressekonferenz zu Ermittlungen gegen einen Chefarzt aus Bamberg sollen Details aus einem Vernehmungsprotokoll verlesen worden sein. Symbolbild: dpa


Vergewaltigungsprozess gegen Chefarzt in Bamberg: Plädoyers vor dem Landgericht - auch Urteil?

 

Noch immer ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen einen früheren Chefarzt des Bamberger Klinikums wegen Vergewaltigung. Anfang Februar hatte die Familie des Mediziners zusammen mit zwei Anwälten in den Räumen eines PR-Beraters eine Pressekonferenz gegeben. Hierbei richtete der Bruder des Arztes vor Medienvertretern schwere Vorwürfe gegen die Ermittler und einen Bamberger Oberstaatsanwalt. Unter anderem zitierte er auch aus einem Vernehmungsprotokoll, in dem Aussagen des mutmaßlichen Opfers festgehalten sind. Der Satz ist auch im Internet in einem Mitschnitt der Pressekonferenz zu hören. Genau dieses Zitat aber rief nun wiederum die Staatsanwaltschaft auf den Plan.

Deren Pressesprecher Matthias Bachmann bestätigt Ermittlungen gegen die beiden Anwälte, den PR-Berater sowie den Chefarzt-Bruder. Bachmann schreibt in Bezug auf diese Personengruppe, dass gegen sie aufgrund der Pressekonferenz "wegen des Verdachts der verbotenen Mitteilung von Unterlagen aus der Ermittlungsakte ermittelt" werde. Laut Strafgesetzbuch können Verstöße gegen diesen Paragrafen mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet werden. Der PR-Berater zeigt sich belustigt darüber, welche Geschütze die Staatsanwaltschaft gegen ihn und den Bruder des Arztes auffährt.

"In meinem Institut standen fünf Beamte. Weitere zwei haben mich aus einem Workshop geholt und mein Handy beschlagnahmt. Wir haben keine Ahnung, wie ein Satz aus dem Vernehmungsprotokoll in die Aussage vom Bruder des Angeklagten gekommen ist." Der PR-Berater fügt an, dass es die Staatsanwaltschaft gewesen sei, die in dem Verfahren immer wieder Details an die Öffentlichkeit gegeben habe und somit dessen Klienten in den Dreck ziehe, bevor es zu einem ordentlichen Gerichtsverfahren komme.

Einer der Anwälte sieht den Ermittlungen sehr gelassen entgegen: "Bislang ist niemand an mich herangetreten. Dieses Verfahren wird sich von alleine erledigen." Denn er sei sich sicher, dass in der Pressekonferenz keine wesentlichen Inhalte aus den Vernehmungsprotokollen preisgegeben worden seien.


Ermittlungen dauern an

Pressesprecher Bachmann hält sich derweil bedeckt: "Die Ermittlungen gegen den früheren Chefarzt wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung dauern weiterhin an." Mit einem Abschluss der Ermittlungen sei in den nächsten Wochen zu rechnen.