Er schwärmt vom neuen Gemeinschaftsgefühl
Autor: Anette Schreiber
Burgebrach, Mittwoch, 23. August 2017
Burgebrachs Bürgermeister Johannes Maciejonczyk findet die neue Entwicklung gut.
In 15 von 36 Landkreisgemeinden wurden bei den Kommunalwahlen 2014 neue Bürgermeister gewählt. Darunter sind auch die sieben größten Kommunen im Landkreis. Mit den Bürgermeistern dieser Großgemeinden, die zusammen rund 40 Prozent der Landkreisbevölkerung repräsentieren - sowie dem ebenfalls neu gewählten Landrat - ziehen wir in diesen Wochen eine Halbzeitbilanz ihrer ersten Amtszeit. Heute: Johannes Maciejonczyk (CSU), Burgebrach. Er setzte sich mit 58,20 Prozent der Stimmen gegen Michael Mohr (ÜCW) durch und wurde zum Nachfolger von Georg Bogensperger (CSU) gewählt.
Herr Maciejonczyk, Sie sind nun seit gut drei Jahren Bürgermeister. Ist es so, wie Sie sich das vorgestellt haben? Was hat sich in Ihrem Leben geändert, was war die größte Umstellung? Was mussten Sie erst noch lernen?
Johannes Maciejonczyk: Im Grunde ist es, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ein bisschen Einblick hatte ich als Marktgemeinderat ja schon und mich auch mit dem Amt auseinandergesetzt. Die Umstellung hat wohl meinen Tagesablauf und die Eigenmächtigkeit bei Terminen betroffen. Vorher, im öffentlichen Dienst, war der Tag vorhersehbar. Jetzt hat jeder Tag viele Überraschungen und jede Menge Vielfalt. Die langen Fahrten zur Arbeit sind weggefallen, dafür Abendtermine hinzugekommen. Dafür sieht mich aber meine Frau auch mal während des Tags. Die größte Umstellung war die, dass man über Nacht anders wahrgenommen wird und einen jetzt jeder kennt und man überall angesprochen werden kann und nicht mehr anonym unterwegs ist.
Wie kommen Sie mit der Umsetzung Ihrer Ziele voran? Was sehen Sie als größten Erfolg Ihrer bisherigen Amtszeit?
Der größte Erfolg ist nicht unbedingt ein einzelnes Projekt, sonder die Stimmungslage in der Bevölkerung. Ich erlebe ein Gemeinschaftsgefühl, das das Kirchturmdenken vergangener Tage abgelöst hat. Es bricht in der Marktgemeinde mit ihren insgesamt 27 Gemeindeteilen allmählich auf, jeder findet sich wieder. Heute können sich viele hinter dem Begriff Markt Burgebrach versammeln. Eine weitere ganz wichtige Errungenschaft, vor allem auch mit Blick auf künftige Förderungen, ist die Tatsache, dass wir Mittelzentrum geworden sind, unsere Zentralfunktion im westlichen Landkreis manifestiert ist. Zum Jahresende blicken wir meist auf 40 bis 50 durchaus auch kleinere oder kleine Projekte zurück. Alles schöne Erfolge, ein ganz außerordentlicher wird der Bau der neuen Kita.
Wo gab es Schwierigkeiten, sich durchzusetzen? Was war die größte Enttäuschung?
Da muss ich jetzt wirklich nachdenken. Es fällt mir nichts ein, Herausforderungen ja, aber Enttäuschung? Nein.
Wie stellt sich Burgebrach dem demografischen Wandel? Was kann, was muss noch gemacht werden?
Burgebrach hat sich bisher im Gegensatz zu den Prognosen immer gut entwickelt. Es ist weder Leerstand noch Landflucht zu befürchten. Wir denken aktuell über Modelle nach, die junge Familien in den Ort bringen und wie gleichzeitig Senioren altersgerechter Wohnraum geboten werden kann. Das wäre in Form einer Börse denkbar. Zuerst bedarf es einer Bestandserhebung - um später konkrete Hilfen an die Hand zu geben. Aktuell ist eine Tagespflege-Einrichtung im Entstehen. Für mehr Barrierefreiheit werden wir im Ortskern beispielsweise das Kopfsteinpflaster austauschen gegen ebeneres Pflaster - mit Blick auf Rollatoren, aber auch auf Kinderwagen. Wir haben im Moment sehr wenig Leerstand und wollen dafür sorgen, dass es so bleibt.
Was hat für Sie Vorrang: Die Innenentwicklung und Stärkung der Kernorte oder die Ausweisung von Bauland und Gewerbeflächen?
Wir werden beides brauchen. Die Nachfrage ist sehr hoch, so dass wir sie allein mit Innenentwicklung nicht befriedigen können. Dennoch ist es erklärtes Ziel, die Innenentwicklung voranzubringen. Wir müssen aber auch bei den Gewerbeflächen tätig werden. Vor drei Jahren hatten wir noch 80 000 Quadratmeter, jetzt sind es nur noch 5000. Wir wollen den Flächennutzungsplan neu überarbeiten, um mit der 14. Änderung aber auch Entwicklungsmöglichkeiten für alle Ortschaften zu schaffen.
Wie wird sich Burgebrach verändern, wenn das Gefängnis gebaut wird?
Das ist ein Jahrzehnt-Projekt und wird viele Synergien bringen. Es handelt sich um eine Einrichtung, die versorgt werden muss. Es werden zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, weitere Einwohner kommen. Auch im Bereich ÖPNV wird sich etwas tun. Es wird noch ein langer Weg, aber die Signale stehen gut.
Welche Herausforderungen wollen Sie in den nächsten drei Jahren angehen?
Viele Projekte sind angestoßen, die auch über die nächsten drei Jahre hinaus dauern werden. Die Wasserversorgung ist ein Thema, bei dem wir massiv gefordert sein werden. Ebenfalls die Schulentwicklung. Von der Kindertagesstätte wird die Aufgabe Ganztagsbetreuung sich in der Grundschule fortsetzen. Handlungsbedarf herrscht auch hinsichtlich der Verkehrssituation, etwa der Ausbau der Staatsstraße zwischen Steinsdorf und Walsdorf oder Burgebrach und Schlüsselfeld. Die B 22 ist immer ein Thema. Auch Burgebrachs Gesicht wird sich massiv verändern - zum Positiven. Eine Herausforderung für die Verwaltung. Insgesamt arbeiten wir daran, dass man auch in der Zukunft gut und gerne bei uns leben kann.