Entrümpeln, erhalten, einziehen
Autor: Andrea Spörlein
Strullendorf, Freitag, 07. Sept. 2018
Christine und Berthold Schubert haben einen ehemaligen Gasthof in Strullendorf generalsaniert.
In Strullendorf ist es der ehemalige Gasthof Goldenes Ross, der an diesem Tag von 10 bis 17 Uhr seine Pforten öffnet. Das imposante zweigeschossige Gebäude mit Walmdach, vermutlich um 1800 nach Plänen des Bamberger Hofarchitekten Johann Lorenz Fink erbaut, steht in der Bamberger Straße 15. Der Putzbau mit steinsichtigen Ecklisenen und Mittelrisalit gliedert sich straßenseitig durch sieben und hofseitig durch fünf Fensterachsen. Die ursprüngliche Fassade im Innenhof wurde mittlerweile weitgehend freigelegt. Drei Arkadenachsen sind nun sichtbar, zwei durch den späteren Stallanbau verdeckt.
Im Dornröschenschlaf
Das Anwesen, das wohl bis 1923 als Gasthaus mit einigen Fremdenzimmern geführt wurde, gehört zu den wenigen Gebäuden im Kernort Strullendorf, die unter Denkmalschutz stehen. Nach der Nutzung als Gasthof, wurde es zum landwirtschaftlichen Betrieb mit den notwendigen Um- und Anbauten. Nach längerem Leerstand ist es fast in eine Art "Dornröschenschlaf" versunken. Wind und Wetter haben dem Gebäude zugesetzt und insbesondere im großen Innenhof hatte sich die Natur ihren Platz wieder zurückerobert.
Der ehemalige Bauernhof stand lange Zeit zum Verkauf, aber Interessenten schreckte die notwendige Generalsanierung wohl ab. Nicht so Christine und Berthold Schubert, die das Potenzial des Hauses und des dazugehörigen Grundstücks sahen und auch mit dem Denkmalschutz keine Probleme hatten, so dass sie es letztendlich Ende 2011 erwarben.
Güllegrube wird zum Regenrückhaltebecken
Für die neuen Eigentümer ging es dann sehr schnell ans Entrümpeln und Entsorgen sowie an die statische Sicherung des Hauptgebäudes. Ein Kanal musste erst gegraben und die Güllegrube ausgehoben und gesäubert werden. Sie dient jetzt als Regenrückhaltebecken. Der ganze Innenhof wurde neue angelegt, dabei konnte ein Teil der vorhandenen Baumaterialien wiederverwendet werden.
Der ehemalige Kuhstall ist innen komplett neu entstanden und beherbergt jetzt eine Ferienwohnung. An der Stelle des Schweinestalls kann jetzt ein kleiner Nutzgarten bewundert werden. Der für Bauernhäuser charakteristische Taubenschlag war nicht mehr zu retten und wurde originalgetreu nachgebaut.
Ein vom Büro Spitzner aus Bamberg 2014 vorgelegtes Gutachten dokumentierte den damaligen Zustand und erläuterte die baulichen Grundstrukturen des Anwesens. Mit Karin Windisch fand man eine Architektin, die große Erfahrungen mit denkmalgeschützten Häusern mitbrachte. Ihre größte Herausforderung bei dieser Baumaßnahme war die statische Sicherung des Gebäudes, insbesondere des Daches. Bereits in der Bauphase scheinen die ursprünglichen Pläne geändert worden zu sein, erläuterte sie bei einem Ortstermin. Darüber hinaus wurden Architekturelemente nicht ausgeführt und man hatte sich damals wenig Mühe mit den Fundamenten gegeben. Insbesondere die sparsame Verwendung von Holz bzw. minderwertigen Holzteilen bei der Dachkonstruktion, können die Schäden am Dach erklären und hatten aktuell umfangreiche und kostenintensive Baumaßnahmen zur Folge. Ob dem ursprünglichen Bauherrn das Geld ausgegangen ist, oder es mit der Bauüberwachung nicht geklappt hat, darüber lässt sich heute nur noch spekulieren.
Bausubstanz sollte erhalten werden
Unzählige Stunden nach Feierabend und an den Wochenenden hat Familie Schubert vor Ort verbracht und viele Arbeiten selbst erledigt. Sie haben sich nicht entmutigen lassen und auch manche Überraschung, die beim Umbau des Haupthauses ans Licht getreten ist, gemeistert. Ursprüngliche Pläne mussten während der Bauphase überarbeitet werden, denn neue Erkenntnisse verlangten von den Bauherren immer wieder auch neue Antworten. Wichtig war für beide, soviel wie möglich an alter Bausubstanz zu erhalten. So werden u.a. die alten Holzdielen im Wohnzimmer aufgearbeitet und wiederverwendet. Großen Wert hat man auch auf natürliche Baumaterialien bei den Farben, Putzen und Oberflächen gelegt.