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Energiewende contra Grundwasserschutz


Autor: Matthias Litzlfelder

Bamberg, Mittwoch, 13. März 2013

Auf einer Fachtagung in Bamberg diskutiert der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft unter anderem, ob bei der Energiewende der Grundwasserschutz in Bayern ausreichend beachtet wird.
Foto: Patrick Pleul/dpa


Er sei Lobbyist für den Grundwasserschutz, sagt Gerhard Moser. Der Werkleiter der Fernwasserversorgung Franken ist zugleich Vorstandsmitglied des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW). Gestern trafen sich die Mitglieder des Verbands in Bamberg zu ihrer jährlichen Fachtagung. Heute geht es weiter. Rund 360 Unternehmen sind im VBEW organisiert: vom großen Energieversorger über kommunale und genossenschaftliche Unternehmen bis hin zum kleinen familiengeführten Wasserkraftversorgungsbetrieb. Strom, Gas, Fernwärme, Abwasser, Trinkwasser - viele VBEW-Mitglieder, wie zum Beispiel die jeweiligen Stadtwerke, bieten alles.

In Bamberg ging und geht es aber nur um eines: Wasser. "Zunächst ist jeder dafür, dass Grundwasser geschützt werden soll", berichtet Vorstandsmitglied Moser. Doch wenn es um wirtschaftliche Interessen geht, kommt es zu Spannungen.

"Wollt ihr Wasserleute jetzt auch noch den Strompreis verteuern?" Eine Frage, die ihm derzeit gestellt werde, berichtete Moser. Der Grund: Moser ist sensibel, wenn es um den Bau von regenerativen Erzeugungsanlagen und den vermehrten Anbau von Energiepflanzen geht. "Müssen Photovoltaikanlagen in der engeren Schutzzone der Wasserversorgung stehen?", so seine Frage. Ähnliches gelte für die Windkraft. Bei Biogasanlagen will der Trinkwasserexperte schon gar kein Risiko eingehen: "Die wollen wir in diesem Bereich überhaupt nicht haben." Die Energiewende dürfe "in ihrer Euphorie das Thema Grundwasserschutz nicht außer Acht lassen."

Bei den Energiepflanzen sieht Moser ein Problem im wuchernden Anbau von Mais. Mais werde sehr stark gedüngt und mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. In Bayern seien die Analysewerte noch in Ordnung, aber Kollegen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen klagten bereits über eine höhere Nitratbelastung. Moser empfahl andere Energiepflanzen wie ungarisches Weidegras oder Miscanthus, die bereits dicht an den Erträgen des Maisanbaus dran seien.

Ein beherrschendes Thema bei den Teilnehmern der Tagung ist aber wohl die im Raum stehende EU-Richtlinie zur Öffnung des Wassermarktes. Ein Gesetzesvorhaben, das Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke ebenso wie viele seiner Kollegen in anderen bayerischen Städten ablehnt. "Wir fürchten, dass dadurch die Tür zu einer Privatisierung geöffnet wird", sagte Starke. Der Geschäftsführer der Bamberger Stadtwerke Klaus Rubach sprach von einer Bedrohung der Daseinsvorsorge und erinnerte daran, dass man nur in ganz wenigen Ländern der EU Wasser auch wirklich trinken könne.