Einzige Anlaufstelle am Bamberger Kanal geschlossen
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Mittwoch, 27. Juli 2016
Der Kiosk am Kanalufer sieht einer Renovierung und Neuausrichtung entgegen. In einem ersten Schritt wird die WC-Anlage saniert.
Man könnte "'was Cooles” daraus machen. Die Lage sei ideal. Das Publikum habe sie jedoch eher abgeschreckt, sich hinzusetzen. Aber mit dem richtigen, mit einem familienfreundlichen Konzept müsste eine Gastronomie an dieser Stelle gut gehen.
Das ist die übereinstimmende Meinung von Passanten und Spaziergängerinnen, die die Lokalredaktion am Adenauerufer auf den geschlossenen Kiosk ansprach. Das natürlich nicht repräsentative Meinungsbild deckt sich mit den Überlegungen, die gerade in der Stadtverwaltung angestellt werden. Geplant ist die Wiedereröffnung des Häuschens, das sich im Besitz der Kommune befindet, für das Jahr 2017. Vorher soll alles gründlich saniert werden.
Abhängig von den Kosten, die noch erhoben werden müssen, favorisiert das städtische Immobilienmanagement für die Zukunft eine Bewirtschaftung rund ums Jahr an. Wie das Konzept aussehen könnte, steht noch in den Sternen. Es soll auf alle Fälle stärker als bisher Familien und ein bürgerliches Publikum ansprechen. Finanzreferent Bertram Felix empfiehlt eine Sanierung, die so qualitätvoll ist, dass quasi automatisch das Niveau der Gäste steigt.
So vornehm wie Felix drückten sich nicht alle Stadträte aus, als sie jetzt im Finanzsenat über die Zukunft des Kiosks - und vor allem über seine Vergangenheit - diskutierten. Er sei ein Treffpunkt für "Penner, Säufer und Drogenkonsumenten" gewesen, stellte unverblümt der CSU-Fraktionsvorsitzende Helmut Müller fest. Er verteidigte seine drastische Wortwahl gegen Kritik mit Hinweis auf Stellungnahmen verschiedener Gruppierungen, die bei der Fraktion eingegangen seien. Daraus will er die Begriffe zitiert haben.
"Könnte ein Kleinod werden"
Er habe die Zusammensetzung der Stammgäste schon richtig beschrieben, pflichtete Karin Gottschall (SPD) dem CSU-Kollegen "ausnahmsweise" bei. Umso wichtiger ist es ihrer Ansicht nach, dass der Kiosk einen guten Pächter bekommt: "Dann könnte er ein Kleinod werden." Säufer und Penner hätten auch ein Recht auf einen Treffpunkt, warf Kiki Laaser (GAL) ein.Auch wenn das Gebäude zur Zeit optisch sehr zu wünschen übrig lässt: Seine sonnige Lage am Kanal, an einem beliebten Fuß- und Radweg und in nächster Nähe zu einem Kinderspielplatz macht es zu einem durchaus begehrten Objekt. Obwohl die Neuverpachtung noch nicht ausgeschrieben ist, haben sich in der Verwaltung schon mehrere Personen gemeldet, die den Kiosk gern bewirtschaften würden.
Die Ausschreibung wird auch noch auf sich warten lassen. In einem ersten Schritt will die Kommune die öffentliche Toilettenanlage auf Vordermann bringen. Die veranschlagten 170 000 Euro fanden einzelne Stadträte zwar viel. Die Begründung aus dem Finanzreferat überzeugte aber alle: Es müssen die Leitungen erneuert werden, zudem werden ein barrierefreies WC und eine Personaltoilette eingebaut. Momentan sind die alten Toiletten noch zugänglich.
Kein Hinweis vorhanden
Der Kiosk ist geschlossen. Eine Information über die Gründe und die Dauer der Schließung suchen Spaziergänger vergeblich. Die Gründe wurden im Finanzsenat genannt. Die Stadt hat dem letzten Pächter im Frühjahr wegen "anhaltender Zahlungsrückstände" gekündigt. Der Mietvertrag bestand seit 2001. Weil der Betreiber in der Vergangenheit zudem weder vereinbarte Renovierungen vorgenommen noch das Gebäude ordnungsgemäß geräumt haben soll, versucht die Kommune derzeit, auf privatrechtlichem Weg ihre Ansprüche geltend zu machen.
Der Kiosk wurde in den Jahren 1968/1969 errichtet und setzt sich aus drei wabenartigen Gebäuden zusammen: die öffentliche Toilettenanlage, der Verkaufsraum samt Lager und der überdachte Freisitz. Pläne, die Terrasse im Hinblick auf eine ganzjährige Nutzung einzuhausen, hat es 1992 schon einmal gegeben.