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Einwohnerzahlen: Bamberg jetzt vor Bayreuth


Autor: Klaus Angerstein

München, Dienstag, 10. Februar 2015

Die Welterbestadt Bamberg entwickelt sich auch bei den Einwohnerzahlen weiter positiv. Aktuell haben 71.465 Bürger hier ihren Wohnsitz. Damit ist Bamberg wieder die größte Stadt in Oberfranken.
Archivfoto: Michael Gründel


Die Entwicklung zeichnete sich zwar über die Jahre ab, aber erst jetzt ist es offiziell: Bamberg hat die Nachbarstadt Bayreuth bei den Einwohnerzahlen wieder überflügelt. Galt Bamberg bis weit in die 70er Jahre als die mit Abstand größte Stadt Oberfrankens, war ihr dieser Status von Bayreuth im Jahr 1982 erstmals genommen worden. Über die Jahre vergrößerte sich der Abstand zwischen beiden Städten weiter zugunsten Bayreuths. Bis zum Jahr 2000 auf eine Differenz von 5000 Einwohner. Damals zählte Bamberg 69.036 Einwohner, Bayreuth dagegen 74.153. Ab dem Jahr 2004 begann in Bayreuth die Einwohnerzahl wieder zu sinken, während sie beim oberfränkischen Rivalen beständig zunahm.

Die jetzt anstehende Konversion in Bamberg dürfte den Abstand zum oberfränkischen Rivalen in den nächsten Jahren eher wieder vergrößern. Mit der Bevölkerungszunahme liegt Bamberg allerdings nicht im oberfränkischen Trend. Im Regierungsbezirk sank die Einwohnerzahl bis 30. Juni 2014 weiter auf 1,054 Millionen. Wobei auch in Bamberg die Zahl der Sterbefälle die Geburtenzahl überwiegt. Aber: Dieses Minus konnte durch die Zahl der neu Hinzugezogenen mehr als ausgeglichen werden. Nicht nur in Bayreuth sinkt die Bevölkerungszahl, auch in der Stadt Hof. In den letzten sieben Jahren hat die Zahl der Hofer um rund 3000 auf aktuell noch 44.312 abgenommen. Mittlerweile ist Coburg der nordostoberfränkischen Stadt mit einer Einwohnerzahl von 40.903 dicht auf den Fersen.

Mittelfränkische Städte
Aber auch in der Frankenmetropole Nürnberg entwickeln sich die Einwohnerzahlen nicht so, wie zuletzt immer wieder erhofft. Nach dem Zensus von 2011 war die Stadt unter die Grenze von 500.000 abgerutscht. Auch bis Ende Juni 2014 konnte Nürnberg die Halbmillionen-Grenze nicht wieder überschreiten. Mit amtlich 498.572 Einwohnern kann die Stadt zumindest davon ausgehen, in absehbarer Zeit diese Grenze wieder zu überschreiten. In den anderen mittelfränkischen Städten entwickelten sich die Einwohnerzahlen konstant. Mit 105.900 Einwohnern liegt die Universitätsstadt Erlangen stabil über der für den Status einer Großstadt wichtigen Grenze von 100.000. Und auch die Stadt Fürth, hier sind 120.529 Menschen mit Erstwohnsitz gemeldet, zeigt Konstanz hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung.

Unterfränkische Städte
Im Unterfränkischen sieht das nicht anders aus. Auch hier entwickeln sich die Städte stabil. So die Mainmetropole Würzburg mit zuletzt 123.974 Einwohnern. Ebenso das industriegeprägte Schweinfurt (51.567) und Aschaffenburg (67.788) vor den Toren Frankfurts.



Kommentar des Autors: Die ewigen Rivalen
Die Rivalität ist eine historische. Auf der einen Seite die katholische Bischofsstadt Bamberg, auf der anderen das protestantische Bayreuth. Hier lebensbejahende, ja buchstäblich barocke Lebenslust, dort eine streng lutherische, eher asketisch orientierte Lebensführung. Gegensätze, die sich im Fall Bambergs und Bayreuths so gar nicht anziehen wollten. Weshalb es auch immer jenseits bloßer Zahlen von außerordentlicher Bedeutung war, wer sich in dem eh schon polyzentrisch geprägten Oberfranken als größte Stadt im Regierungsbezirk bezeichnen durfte.

Viele Jahre lang war das kein Thema, Bamberg war eindeutig größer. 1956 zählte die Stadt 80.000 Einwohner, Bayreuth gerade mal 63.000. Während Bamberg immer mehr Einwohner verlor, holte die Wagnerstadt peu à peu auf. 1982 hatte man die Bamberger endlich überholt. Es dauerte für letztere 33 lange bittere Jahre, ehe die Schmach getilgt, die Vorherrschaft bezüglich der Einwohnerzahl zurückerobert war. Eine Entwicklung, geschuldet weder katholischen noch protestantischen Befindlichkeiten, sondern schlicht der Demografie. Die Bayreuther werden es ertragen, wieder die Nummer 2 in Oberfranken zu sein. Und die Bamberger werden sich freuen. Wie sie das tun? Sie gehen in eine ihrer geliebten Brauereien und stoßen an auf das Wohl ihrer Stadt. Was sonst?