Einsatzkräfte stecken in Bamberg im digitalen Funkloch
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Mittwoch, 14. Dezember 2016
Die Feuerwehr hat Probleme in der Altstadt, die Wasserwacht keinen Empfang auf der Regnitz. Hilfsorganisationen fordern Nachbesserungen beim Digitalfunk.
In diesen Tagen geht ein Brief beim bayerischen Innenministerium mit Kritik aus Bamberg ein. Der oberste Feuerwehrmann der Stadt, Stadtbrandrat Matthias Moyano, hat ihn verfasst, adressiert an den Staatssekretär Gerhard Eck (CSU), unterschrieben von den Hilfsorganisationen aus der Domstadt. In dem Schreiben geht es um die Schwächen des Digitalfunks: "Es gibt Bereiche, wo die Versorgung nicht so ist, wie wir es uns vorstellen", sagt Moyano zur Netzabdeckung in Bamberg. An Stellen in der Altstadt, am Klinikum, aber auch auf der A 73 habe die Feuerwehr keinen Empfang, stattdessen ist nur ein Piepen am Handfunkgerät zu hören.
Seit April im Digitalfunk
Nach der Deutschen Polizeigewerkschaft in Oberfranken, die bereits Kritik an der Zuverlässigkeit des Digitalfunks geübt hatte, schlagen nun auch die Hilfsorganisationen Alarm. Neben der Polizei in Stadt und Landkreis ist seit April die Kommunikation der Feuerwehr, seit Sommer die des Rettungsdienstes und der Wasserwacht digitalisiert. Lange war die Umstellung vom analogen auf den rauscharmen und abhörsicheren Funk vorbereitet worden. Der Vorteil: Bisher unterhielt jede Sicherheitsorganisation eigene Funknetze, mit eigenen Frequenzen und begrenzten Reichweiten. "Dies entspricht jedoch nicht mehr den heutigen Anforderungen einer effektiven Kommunikation von Einsatzkräften", heißt es beim bayerischen Innenministerium. Der digitale Funk soll die Durchführung komplexer Einsatzszenarien ortsübergreifend vereinfachen. "Damit unterstützt die Digitalfunktechnik eine schnelle und verlässliche Hilfe."
Problembereich Sandstraße
Nun zeigt sich mehr und mehr, dass die Neuerung doch nicht so zuverlässig ist. Die Brandbekämpfung sei zwar nicht in Gefahr, sagt der Bamberger Stadtbrandrat, denn die Feuerwehr und die restlichen Rettungskräfte könnten sich am Einsatzort verständigen. Doch läuft die Kommunikation über die Integrierte Leitstelle Bamberg-Forchheim, wo die Einsätze koordiniert werden, oftmals ins Leere: "Es kann nicht sein, dass der Empfang einfach abreißt", sagt Moyano. Bei mehreren Einsätzen der Feuerwehr sei dies bereits der Fall gewesen. In der dichten Bebauung der Sandstraße kam es schon zu Problemen.Wenn der Einsatzleiter über die Leitstelle weitere Fahrzeuge oder etwa den Katastrophenschutz anfordern wolle, müsse er Empfang suchen, was einige Sekunden dauern könne. "Ich bin aber im Einsatz mit anderen Dingen beschäftigt." Die Schwierigkeiten sind aus seiner Sicht unnötig und lästig.
Auch Marcus Petermann, Vorsitzender der Wasserwacht Bamberg, kennt Ausfälle: An der Sandkerwa waren die Einsatzkräfte nur durch eine spezielle Lösung vernetzt. Das Problem: Auf der Wasserfläche vor Klein-Venedig ist der Empfang schlecht. "Eine zweite Basisstation wäre zur Verbesserung der Ausfallsicherheit und aus topografischen Gründen für das Stadtgebiet Bamberg wünschenswert", sagt Petermann. Bamberg steht bisher nur ein Funkmast zu Verfügung.
Betriebsstelle kennt Schwächen
Peter Vatter-Wisokoljan von der Technisch-Taktischen Betriebsstelle (TTB) für den Rettungsdienstbereich Bamberg-Forchheim, bestätigt Schwächen: "Es muss etwas gemacht werden, es wird auch was gemacht werden." Doch wann die Nachverdichtung kommt, sei offen. Das bayerische Innenministerium ist zuständig. Denn bei der TTB laufen nur die Meldungen ein. Von dort werden sie weiter an das bayerische Innenministerium gegeben. Staatssekretär Eck hatte in der Vergangenheit betont, dass es keine Hinweise auf solche Defizite gebe. Eine Verbesserung sei dringend notwendig, fordert Matthias Moyano. In ein paar Jahren soll auch die Alarmierung digitalisiert werden. Schlechten Empfang dürfe es dann nicht mehr geben: "Ich muss meine Leute erreichen können!"