Druckartikel: Einer Welterbestadt unwürdig

Einer Welterbestadt unwürdig


Autor: Harald Rieger

Bamberg, Montag, 17. Oktober 2016

Kommen größere Abfalleimer? Die Stadt sucht nach Lösungen für ihr Müllproblem.
Ein Anblick, auf den man gern verzichten würde: überquellender Mülleimer in der Bamberger Fußgängerzone. Foto: Frank Förtsch


Das sonnige Spätherbstwetter und die offenen Geschäfte zogen am Sonntag ganze Heerscharen in die Fußgängerzone. Viele gingen zum Bummeln in die Läden, andere zog es einfach hinaus ins Freie. Doch wo sich Tausende von Menschen tummeln, fällt auch jede Menge Müll an. Und dann stellt sich die Frage: Wohin mit dem Eisbecher, dem leeren Kaffeebecher oder der Serviette von der Bratwurst? Natürlich in den nächsten Mülleimer! Doch das war am Sonntag (aber auch bei anderen Großveranstaltungen wie Antikmarkt, Bamberg zaubert oder Jazzfestival) leichter gesagt als getan. Selbst umweltbewusste Bürger, die ihren Abfall ordnungsgemäß in einem der aufgestellten Mülleimer entsorgen wollten, konnten dies nicht: Schlicht und ergreifend, weil die Behälter überquollen und somit der Abfall unansehnlich ringsherum verstreut lag.

Kein schöner Anblick, zumal am vergangenen Sonntag praktisch jedes Abfallbehältnis in der Innenstadt das gleiche Bild bot.


Personal am Limit

In der Stadt, insbesondere beim Entsorgungs- und Baubetrieb (EBB), hat man nach Auskunft von Claus Reinhardt, persönlicher Mitarbeiter des Baureferenten, das Problem bereits erkannt. Aktuell gebe es alleine zwischen der Kettenbrücke und der Oberen Brücke 30 Abfallbehältnisse. "Diese werden mehrmals am Tag unter der Woche geleert. Am Samstag mindestens zweimal und an normalen Sonntagen früh einmal zwischen 6 und 9 Uhr", schildert Reinhardt. Bei Großveranstaltungen wie der Sandkerwa versuche man, auf das Anfallen von mehr Müll zu reagieren und leert öfters die Behälter - auch zu Nachtzeiten. Oder es werden, wie etwa bei "Bamberg zaubert", zusätzliche Mülltonnen aufgestellt.

Allerdings, so betont Claus Reinhard, sind die personellen Kapazitäten des Entsorgungs- und Baubetriebs begrenzt: "Dort gibt es jetzt schon eine Siebentagewoche für die Beschäftigen zu jeder Tages- und Nachtzeit. Gerade an Wochenenden ist man hier oft am Limit."

Zumal in den letzten Jahren mit dem Coffee-to-go-Trend und den Fastfood-Ketten das Müllaufkommen in der Innenstadt deutlich gestiegen sei. Hinzu komme noch eine Wegwerfmentalität mancher Stadtbesucher, die insbesondere auf der Kettenbrücke nicht einmal den Weg zu den Abfallbehältnissen schaffen würden, sondern einfach ihren Müll auf den Sitzbänken ablegen.


Mehrere Lösungsvaranten

Auch glaubt Reinhardt, dass es eine hundertprozentige Lösung wohl nur schwer geben wird. Der EBB und das Umweltamt wollen sich an einen Tisch setzen und schauen, wie man die Stadt selbst bei Großveranstaltungen sauber halten kann. Dazu gebe es verschiedene Stellschrauben, an denen man drehen könne. So könne man die Anzahl der Abfallbehältnisse erhöhen, die Größe der Behälter ändern oder aber die Eimer noch häufiger leeren. Welche Lösung letztendlich kommen wird, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall will die Stadt hier nachbessern.


SPD stellt Antrag

Unter dem Motto "Unsere Stadt soll sauberer werden" hat die Stadtratsfraktion der SPD unterdessen einen Antrag an die Stadt Bamberg gestellt. Darin wird die Verwaltung aufgefordert, die Anzahl der Abfallbehälter deutlich zu erhöhen oder alternativ Mülleimer mit größerem Fassungsvolumen aufzustellen und die vorhandenen häufiger zu leeren. "Denn die Müllsituation in der Bamberger Innenstadt ist einer Welterbestadt unwürdig", stellt SPD-Fraktionschef Klaus Stieringer in einer Pressemitteilung seiner Fraktion fest.