Druckartikel: Eine Watsch'n für Florian Pronold in Hirschaid

Eine Watsch'n für Florian Pronold in Hirschaid


Autor: Günter Flegel

Hirschaid, Samstag, 27. Juni 2015

Die SPD beschwört in Hirschaid die Konzentration auf Sachfragen. Die Personaldebatte und der Streit um eine mögliche kleine Groko in Bayern überstrahlt aber alles. Der Herausforderer Walter Adam holt gegen den Landesvorsitzenden Pronold mit 32 Prozent mehr als nur einen Achtungserfolg.
Hut ab: Walter Adam (rechts) holte gegen Florian Pronold ein Drittel der Stimmen bei der Wahl zum Landesvorsitzenden. Fotos: Günter Flegel


Bei der SPD in Bayern ist Feuer unterm Dach. Und das nicht nur, weil der Parteitag in Hirschaid wegen eines Feueralarms am Samstg kurz unterbrochen werden musste. Das war ein falscher Alarm, die Personaldebatte und den Streit um die Annäherung an die CSU schwelt aber weiter.

Ein Landesparteitag der bayerischen SPD ist normalerweise in etwa so interessant wie der letzte Spieltag in der Fußball-Bundesliga, wenn Bayern wie immer Meister geworden ist. In Hirschaid reichten am Wochenende die vorbereiteten Plätze für die Pressevertreter nicht, denn ein möglicher Generationswechsel hatte die Delegiertenkonferenz spannend gemacht.
Bei der SPD geht sogar Generationswechsel ein bisschen anders: Der Noch- und Wieder-Landesvorsitzende Florian Pronold, 42, hatte plötzlich und unerwartet Konkurrenz bekommen: Walter Adam, 71, aus Altbayern. Der SPD-Rentner bediente virtuos die sozialen Netzwerke, um auf sich aufmerksam zu machen, und stahl Pronold so ein Stück weit die Schau.

Die Geister, die er rief ...

Auch wenn sich der bislang in den eigenen Reihen nur hinter vorgehaltener Hand kritisierte Landesvorsitzende darum bemühte, die "Normalität" des "demokratischen Vorgangs" zu betonen, und mit Adam artig Hände schüttelte: Die routinierte Choreografie des Parteitages war ins Wanken geraten.

Einen zweiten Geist, einen, den er selbst gerufen hatte, wurde Pronold nicht los: Geht die SPD nach der nächsten Landtagswahl eine große Koalition mit der CSU in Bayern ein? Pronold bezog Prügel wegen solcher Gedankenspiele, nicht zuletzt von den Jungsozialisten (Jusos), bei denen er einst seinen politischen Führerschein machte. Der Josu-Landesvorsitzende Tobias Afsuli warnte die SPD davor, zu einem "Steigbügelhalter" der CSU zu werden.

Tag der offenen Optionen

Pronold blieb bei seinem Kurs, der SPD alle Optionen offen zu halten. "Es genügt nicht, dass wir es besser wissen, wir müssen es auch umsetzen", sagte er in seiner betont programmatischen Rede. Seinen Kontrahenten Adam erwähnte Pronold noch nicht einmal am Rande; er stellte sich ganz in den Dienst seiner Partei und ihrer Mission, die er mehrfach betonte: "Wir müssen bei den Menschen sein."

Der Landesvorsitzende zählte die Erfolge auf, die die SPD in der großen Koalition in Berlin umgesetzt habe, während die CSU mit ihren beiden Vorhaben, Maut und Betreuungsgeld, wohl scheitern werde. Und er zitierte wiederholt Willy Brandt und andere Urväter der SPD, ganz im Sinne von Adam, der in seinem "Wahlwerbespot" auf Facebook die alten Werte der Sozialdemokratie beschworen hatte.
Am Ende war Adams kleine Revolte nicht nur ein Strohfeuer; sein Ergebnis bei der Wahl zum Landesvorsitzenden weit mehr als nur ein Achtungserfolg für Adam, eher ein Denkzettel für Pronold: Der Herausforderer holte fast ein Drittel der Stimmen, der alte und neue Landesvorsitzende kam auf 63 Prozent. Da werden noch eine Alarmsirenen mehr angegangen sein.