Druckartikel: Eine Stiftung soll es jetzt richten

Eine Stiftung soll es jetzt richten


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Montag, 06. Mai 2013

Die Stadt hat das Denkmal-Ensemble am Nebingerhof intern verkauft. Was daraus wird, ist jedoch weiterhin offen.
Die sogenannte Tabakscheune von 1803 und das jüngere Gartenhaus bilden das unter Denkmalschutz stehende Ensemble.  Fotos: Matthias Hoch


Als Lager für Glas erzeugnisse beginnt vor 210 Jahren die Geschichte eines ungewöhnlichen Bamberger Bauwerks. Seine Bezeichnung als "Tabakscheune" rührt aus einer späteren Nutzungsphase her: Von 1820 bis 1943 diente es der Tabakfabrikation Raulino als Trockenraum und Lager. In dieser Zeit entstand das angebaute Gartenhaus. Das Ensemble aus beiden Bauwerken steht unter Einzeldenkmalschutz - und seit Langem leer. Daran wird sich so schnell nichts ändern, auch wenn es vor Monaten die Besitzerin gewechselt hat.

Die Stadt veräußerte die beiden Bauwerke an die Edgar Wolfsche Stiftung und damit in gewisser Weise an sich selbst. Die interne Lösung hat aus Sicht von Bertram Felix, der zugleich Finanz- und Stiftungsreferent ist, wenigstens zwei Vorteile. Der eine ist, dass die Kommune die Hoheit darüber behält, was mit dem Ensemble passiert.

In der Vergangenheit sei die Stadt bei privaten Denkmalbesitzern immer wieder mal unter Druck gekommen und habe Zugeständnisse aus wirtschaftlichen Gründen machen müssen.

Der andere Vorteil aus Felix' Sicht: Vermögen ist zur Zeit in Immobilien besser angelegt als auf der Bank. Der Kämmerer strebt deshalb in Anbetracht minimaler Sparzinsen eine generelle Umschichtung stiftischen Geldvermögens in Sachwerte an.

Tabakscheune und Gartenhaus waren 2012 öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben. Es gab auch eine Reihe von Interessenten, aber offenbar niemanden mit einem Nutzungs-Konzept, das dem besonderen Charakter der Scheune gerecht wurde. Der Zweckbau verfügt über 900 Quadratmeter Nutzfläche auf fünf Ebenen, hat aber nur wenige Fenster und weder Wasseranschluss noch eine Heizung.

Im Stadtrat gehen die Meinungen über die Zukunft der barocken Scheune auseinander. Während die Grünen dafür plädieren, möglichst wenig einzugreifen und umzubauen und das Bauwerk lieber für Ausstellungen oder (Kinder-)Theater zu nützen, können sich andere Fraktionen vorstellen, dass sich auch Wohn- oder Gewerberäume denkmalverträglich schaffen lassen.

Bildhauer Adelbert Heil, der bis vor Kurzem sein Atelier in direkter Nachbarschaft zur Tabakscheune hatte, plädiert für ein zweites Bamberger Künstlerhaus - eines, das regionale Kunstschaffende und solche aus Partnerstädten Bambergs fördert und zusammenbringt. Als mögliche Partner bringt er die den Berufsverband Bildender Künstler, Filmemacher und Kunsthandwerker und deren Interessensvertretungen ins Gespräch. Laut Heil könnte die Stadt bei der Verwirklichung so eines Projekts auch auf Fördermittel der Europäischen Union setzen.

Der Stiftungsreferent, derzeit Herr des "Verfahrens", will sich vorerst auf überhaupt keine mögliche Nutzung festlegen lassen. Felix verspürt zwar, wie er sagt, "politischen Druck und Ungeduld", will aber nicht den zweiten vor dem ersten Schritt tun. Das muss seiner Meinung nach eine genaue Bestandsaufnahme sein und ein Sanierungskonzept, bei dem das Landesamt für Denkmalpflege mitredet. Es wird wohl erst in einem Jahr vorliegen. Es sei auch keine Eile geboten, gibt der Kämmerer zu verstehen. Die Immobilien seien nicht einsturzgefährdet und noch vor dem Winter 2012/2013 gesichert und vor eindringender Nässe geschützt worden.

Ein Unternehmen erhielt Zuschlag
Mit dem internen Verkauf der beiden historischen Gebäude machte die Stadt zugleich den Weg frei, um vier Baurechte für Mehrfamilienhäuser in direkter Nachbarschaft zur Tabakscheune zu vergeben: Stadtrat und Verwaltung wollten erst die Tabakscheune in guten Händen wissen, ehe die kommunalen Grundstücke zwischen den Einzeldenkälern und der "Mayerschen Villa" an der Pfeuferstraße verkauft werden. Den Zuschlag für alle vier Baurechte erhielt inzwischen ein bekanntes regionales Wohnungsbauunternehmen. Es plant nach jetzigem Stand den Baustart für Anfang 2014.