Eine Perle im Bamberger Kulturprogramm
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Sonntag, 24. Juli 2016
Die 21. Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen starteten in der Villa Concordia - mit einem wachen Blick nach Bayreuth.
Promi-Laufen kennt die Öffentlichkeit natürlich auch von den Bayreuther Wagner-Festspielen. Ähnlich sah es am Samstagnachmittag in Bamberg aus, als das "Who is who" der Welterbestadt in das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia zur Eröffnung der 21. Kunst- und Antiquitätenwochen strömte. Es gab jedoch einen feinen Unterschied zwischen den beiden oberfränkischen Schwesterstädten: In Bamberg standen keine neugierigen Gaffer mit Handykameras Spalier.
Lang existierender Neid
Dieser diskrete Umstand mag Wilhelm Wenning zu dem Satz verleitet haben, dass "Bayreuth heute etwas neidisch auf Bamberg schaut". Der bisherige Regierungspräsident von Oberfranken mit Dienstsitz in Bayreuth wusste in seinem Grußwort von einem "schon länger existierenden Neid" zu berichten und belegte diesen mit einem Zitat des Magistrats von Bayreuth (1851) aus einem Brief an den bayerischen König: "...Bamberg ist nicht nur eine der glücklichsten Städte von Bayern, sondern von ganz Deutschland...". In diesen Tagen ist das Glück nun beiden Städten hold: Ein internationales kunstsinniges Publikum genießt hier die Fülle erlesener Antiquitäten rund um die Karolinenstraße am Fuße des Dombergs, dort die opulenten Wagner-Opern auf dem Grünen Hügel. Wilhelm Wenning machte denn auch darauf aufmerksam, dass diese beiden Ereignisse durchaus so zeitgleich gewollt sind. Wer in Bayreuth Kunst sucht, wird sie auch in Bamberg finden. Und umgekehrt.
Dependance in Bayreuth
Erstmals bahnt nun ein eigener "Showroom" in der Bayreuther Ludwigstraße gegenüber dem neuen Schloss den zwölf Bamberger Kunst- und Antiquitätenhändlern sozusagen den Erfolgsweg retour. "Hannibal ging über die Alpen, wir gehen nach Bayreuth!" erklärte Fiona Freifrau Loeffelholz von Colberg ihren Zuhörern in der Villa Concordia. Die Sprecherin der Kunst- und Antiquitätenwochen würdigte die Galeristen, die mit jeweils ausgewählten Objekten im Bayreuther Schauraum vertreten sind und so ein harmonisches Bild von der "Einheit in Vielfalt" zeichnen.In diesem Schaufenster nach Bamberg leiste die gebürtige Irin und Wahl-Bayreutherin Siobhán von Gordon den Präsenzdienst und sei hochmotiviert, den Gästen Rede und Antwort zu stehen, so Fiona von Colberg. Natürlich könne direkt gekauft werden. Wer jedoch die größere Auswahl bevorzuge, werde auch mit einem Shuttle nach Bamberg chauffiert.
Hier erwarten den Liebhaber schöner alter Dinge Geschäfte in denkmalgeschützten Häusern. Auf insgesamt 4000 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird ein breites Spektrum an erlesener Kunst aus sieben Jahrhunderten geboten - selbstverständlich mit Expertise und fachkundiger Beratung.
"Die Kunst- und Antiquitätenhändler vermehren den Ruf Bambergs als Kulturstadt und tragen ihn in die Welt", freute sich Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) als Schirmherr der jetzigen Wochen. Diese seien eine "Zierde für Bamberg", eine "Perle im Kulturprogramm unserer Stadt", ein "Leuchtturm wie die Bamberger Symphoniker". Starke bescheinigte den Händlern "große Kompetenz, hohe Seriosität und wertbeständige Qualität ihrer Objekte". Viele junge Gesichter unter den Händlern lasse hoffen, dass "wir noch viel von unserem Antiquitätenviertel hören".
Auch zeitgenössische Kunst
Einen reizvollen Kontrast zu all den antiken Möbeln, Gläsern, Gemälden, skandinavischen Silberschalen, Skulpturen bilden in verschiedenen Galerien zeitgenössische Objekte. Aktuelle und ehemalige Stipendiaten der Villa Concordia - der Kooperationspartner der Kunst- und Antiquitätenwochen - vermitteln mit ihren Werken den Geist der Gegenwart. Dieses "diplomatische Nebeneinander" von Antiquitäten und Moderne "ist bereichernd für Bamberg", war sich Künstlerhaus-Direktorin Nora Gomringer sicher. Sie begeisterte die Festgäste mit einer lyrischen Eigenkomposition, die zwar nur aus den drei Worten "Schau, schau! Schäh!" bestand, durch den modulierten Vortrag aber zum mehrbändigen Gedichtband mutierte. Beifallstürme erntete auch Leon Paletta am Flügel. Der Schüler des E.T.A.-Hoffmann-Gymnasiums hat für sein virtuoses Spiel bereits etliche Preise eingeholt. Bestens beim Publikum angekommen war ebenso Jost Lohmann im Barockkostüm als "Justus zu Eckstein", eine Fantasiefigur aus der Zeit Goethes, die durch das Programm führte.