"Eine gute Idee muss zünden"
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Montag, 04. Februar 2019
Seit zwei Jahrzehnten bietet Karikaturistin Christiane Pfohlmann den Lesern des Fränkischen Tags einen besonderen Blick auf das Geschehen in Bamberg.
Am Anfang waren es Lehrer des Franz-Ludwig-Gymnasiums, die jeweils 45 Minuten Modell standen. Sie wussten freilich nicht, dass sie die Vorlage für Christiane Pfohlmanns erste Karikaturen sein würden, denen noch viele folgten. "Es war aber nicht nur das Zeichnen, ich musste meine Meinung kundtun und habe diese spezielle Form gefunden", sagt die heute 50-Jährige. Bald darauf begann sie, für den Fränkischen Tag Karikaturen zu zeichnen, Ende der 90er gab es im FT auch Christiane Pfohlmanns Cartoon-Serie "Die Doddäweichs". Mittlerweile hat sie sich spezialisiert, veröffentlicht ihre Zeichnungen in bundesweit mehr als 20 Tageszeitungen und auch in Schulbüchern.
Außerdem wird sie bei bestimmten Veranstaltungen für Live-Porträts gebucht. In ihren Karikaturen geht es meist um die allgemeine Tagespolitik, für den Lokalteil liefert sie nur in Bamberg. Zu ihren Lieblingsthemen zählt "alles, was die Umwelt betrifft, und neuerdings auch Digitalisierung". Sie sehe keinen Anlass, ihre Bilder zu erklären. "Entweder sie haben gezündet oder nicht", sagt die 50-Jährige. "Und in Zeiten des Internets gibt es ja immer jemanden, der sich beleidigt fühlt."
Wie lange braucht man für eine gute Karikatur? "Das ist absolut unterschiedlich. Man weiß nie, wann die zündende Idee kommt, das kann auch Stunden dauern." Auf ihre Beiträge bekomme sie Zuschriften und gelegentliche Anrufe, allerdings sei sie eine Social-Media-Verweigerin.
"Das war für mich eine klare und wichtige Entscheidung, um mich nicht in meiner inneren Freiheit einzuschränken. Die ist so wichtig." Auch was die Werke von Kollegen angeht, bleibt sie zurückhaltend: "Je mehr man sieht, desto enger wird der geistige Raum." Ein Vorbild fällt ihr dann doch noch ein: Kurse beim berühmten Zeichner und Satiriker F.W. Bernstein hätten Pfohlmann "wirklich inspiriert, auch wenn ich trotzdem immer meinen eigenen Weg gehen wollte". Wichtiger als Inspiration durch andere Karikaturisten seien aber die nötigen Kreativpausen fürs Gehirn, damit wieder neue Ideen entstehen können. Deshalb empfahl sie ihren Studenten im Cartoon-Zeichenkurs an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg auch ein Handy-Fasten während der Arbeitsphasen. Dazu passt Pfohlmanns aktueller Kalender "AusZeit 2019" zum Thema "Digital Detox".
Auch wenn sie seit mittlerweile 14 Jahren in Landsberg/Lech lebt, hält die Karikaturistin den Kontakt zu ihrer fränkischen Heimat und informiert sich über das E-Paper des Fränkischen Tags. "Bevor ich mich für ein Thema entscheide, brauche ich aber das Gespräch mit Redakteuren. Damit ich weiß, welche Themen die Leute am meisten beschäftigen." Steht das Thema, entstehen immer wieder Entwürfe, diese werden bewertet, verworfen und irgendwann ausgewählt. "Eine gute Idee muss zünden", sagt Pfohlmann. Abstrakte Themen seien dabei nicht das Problem. "Die kann ich mit der richtigen Idee schon ins Bild setzen. Einschneidender ist, dass bestimmte Gegenstände aus unserem Leben verschwinden." Wo Pfohlmann früher Telefone, Zeitungen oder Straßenkarten gezeichnet hat, müsste nun theoretisch in vielen Fällen nur noch ein Smartphone zu sehen sein. "Überraschenderweise zeichnen meine Studenten aber auch noch klassische Telefone, wie sie sie vielleicht noch bei ihrer Oma sehen. Die bleiben als Symbol."
Unzählige Politiker hat Pfohlmann gezeichnet und wie sich das Original verändert, so müssen das auch ihre Karikaturen. "Wenn der OB plötzlich keine Brille mehr trägt, muss ich das natürlich wissen", sagt Pfohlmann. Denn auch wenn die Karikatur überspitzt, sollten die Details stimmen.