Eine Chefin, mit der man reden kann
Autor: Anette Schreiber
Scheßlitz, Mittwoch, 08. April 2015
Seit Anfang des Monats ist Monika Röther Chefin der Krankenhausgesellschaft des Landkreises. Was für ein Mensch steckt hinter der Geschäftsführerin?
Man muss Menschen mögen. Das erachtet Monika Röther als fundamentale Voraussetzung dafür, um ihren Job machen zu können - mit dem nötigen Einfühlungsvermögen in Kombination mit einem betriebswirtschaftlichen Hintergrund. "Ich arbeite gerne mit Zahlen." Sie hätte sich auch gut vorstellen können, Physikerin zu werden. Seit Anfang des Monats jedenfalls ist die studierte Volkswirtschaftlerin die Chefin von insgesamt 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft und deren vielfältigen Töchtern. Offiziell.
Eingearbeitet hat sie sich bereits seit diesem Januar an der Seite des bisherigen und nach 20 Jahren in den Ruhestand verabschiedeten Geschäftsführers Manfred Fischer. Der kam einst aus der Pfalz nach Franken. Und auch die in Speyer geborene Monika Röther hat der berufliche Weg hierher geführt. Zwei Pfälzer also. Noch mehr Gemeinsamkeiten? Ja. Voll Anerkennung für ihren Vorgänger erklärt die 48-Jährige, "so hätte ich mich auch aufgestellt". Sie meint damit die Kliniken, medizinischen Versorgungszentren und die Pflegeheime in der Fläche - die Krankenhausgesellschaft also und ihre Töchter. Die in dieser Weise unter Fischers Federführung in den letzten beiden Jahrzehnten entstanden sind. "Das möchte ich weiterführen", definiert die Pfälzerin ihr Ziel. "Mit den entsprechenden Anpassungen."
Woher hat die energiegeladene Dame ihr branchenspezifisches Know-how? Exakt aus dem Gesundheitsbereich. Nach dem Volkswirtschaftsstudium begann ihre Karriere bei der AOK in Rheinland-Pfalz, führte sie im Anschluss zur gleichen Krankenkasse in Baden-Württemberg. Es lockte damals die Herausforderung, den Verwaltungsapparat fit zu machen für den Wettbewerb. "Das war die Zeit, in der sich die Kassen dem Wettbewerb stellen mussten."
Im Anschluss hat Monika Röther zwei Krankenhäuser geleitet. Zuletzt eine Privatklinik in Kiel. Der Norden sei toll für den Urlaub, aber nicht dauerhaft. Da tat sich die Möglichkeit zum Wechsel nach Franken auf. "Die Landschaft und die Mentalität der Franken gefallen mir - sie können feiern und sie können arbeiten." Land und Leute seien Pfalz und Pfälzern ähnlich, findet Monika Röther. Demnach ist sie sehr zufrieden, dass es mit dem Wechsel geklappt hat.
Vor kurzem musste sie erneut wechseln: Von ihrem provisorischen Büro in Fischers bisheriges. Ins Provisorium wollte sie noch keine persönlichen Gegenstände bringen. Ins endgültige schon: Auf jeden Fall die kleine Skulptur, die sie schon etliche Jahre begleitet und dann auch noch ein Bild. Das müsse sie noch erwerben. "Es wird ein fröhliches", verrät sie vorab. Und ihre weiteren Pläne?
Auf jeden Fall werden die bisherigen medizinischen Schwerpunkte (Kardiologie, Innere Medizin, Chirurgie, plastische Chirurgie und Psychosomatik) weiter verfolgt und vertieft. Weiter ausgebaut werden müssen die Geriatrie und Diabetologie, ebenso die Pflegeeinrichtungen für Demenzkranke.
"Den Begriff Kostenfaktor in Verbindung mit Menschen darf es nicht geben", verlangt die neue Chefin, die aber selbstverständlich Ökonomie im Auge behalten muss. 70 Prozent der Kosten der Gesellschaft und ihrer Töchter sind im Bereich Personalkosten zu verbuchen. 15 Prozent entfallen auf medizinische Versorgung (z.B. für OP-Bedarf), der Rest auf Reinigung, Energie, Lebensmittel und dergleichen.
"Bevor ich mecker, dass was falsch ist, entscheide und gestalte ich lieber mit", fasst Monika Röther ihre Beweggründe zusammen, ins Management gegangen zu sein. Sie kennt die Zwänge, unter denen Gesundheitskonzerne - wie auch die Gemeinnützige Krankenhausgesellschaft (GMK) - standen und stehen, um überleben zu können. "Gewinn hat dienende Funktion", lautet das Credo der neuen Geschäftsführerin.
Ins Visier geraten
Die GMK ist gerade wegen der Arbeitsbedingungen ins Visier der Gewerkschaften geraten (wir haben berichtet). Ein Feld mit Handlungsbedarf also. Die diplomierte und auf dem Medizinsektor versierte Volkswirtschaftlerin weiß, dass Pflegekräfte gesucht sind und sich mittlerweile ihren Arbeitgeber heraussuchen können. Die GMK müsse da an ihrem Image als einem Arbeitgeber arbeiten, zu dem man gerne komme. Sie hat konkrete Vorstellungen, die sie nach Absprache mit dem Betriebsrat umsetzen möchte. Im Übrigen sei sie vom Betriebsklima positiv überrascht und habe die Mitarbeiter als "herzlich, motiviert und patientenorientiert" kennen gelernt. "Ich bin jemand, mit dem man reden kann." Schon jetzt schwingt in dieser Aussage die Erfahrung einer Frau mit, die wohl schon viele Lösungen vermittelt hat.
Wo tankt die Power-Frau Kraft? Im Urlaub etwa. Gemeinsam mit Ehemann und Freunden stehen jedes Jahr Reisen auf dem Urlaubsprogramm, vorher traditionell die Festspiele in Verona. Und liest sie gerne und findet Entspannung bei Musik aller Richtungen, je nach Stimmung. Und die ist gut.