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Einbrüche in den Landkreisen Bamberg und Haßberge: Prozess beginnt


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Montag, 20. Oktober 2014

Zwei Männer sollen in 18 Fällen in Wohnungen unter anderem in den Landkreisen Bamberg und Haßberge eingebrochen sein. Ihr Ziel: Schmuck. Die Bestohlenen sind seitdem verunsichert.
Die beiden Einbrecher hatten es laut der Anklageschrift vor allem auf teuren Schmuck abgesehen. Sie stiegen fast ausschließlich in Einfamilienhäuser ein. Symbolfoto: Ronald Rinklef


Was sich für sie verändert hat? Die Zeugin antwortet auf die Frage von Vorsitzendem Richter Manfred Schmidt mit einem Satz, der im Sitzungssaal der Zweiten Strafkammer noch kurz nachklingt: "Es ist nichts mehr so wie früher, wenn jemand Fremdes in der Wohnung war."

Ihr "Fall" ist einer von 18, über die das Bamberger Landgericht seit Montag verhandelt. Arian C. und Tarik K. (Namen geändert) sollen gemeinsam im Zeitraum von 23. Dezember 2013 bis 5. Februar 2014 insbesondere in Einfamilienhäuser eingebrochen sein. Laut Anklage waren die beiden Männer gezielt auf der Suche nach Schmuck, Uhren und Bargeld.


Einbrüche mitten am Tag oder am Abend

Die Tatorte lagen im Landkreis Bamberg in Hallstadt und Bischberg, Dingolshausen und Schonungen (beides Landkreis Schweinfurt) und Zeil am Main im Landkreis Haßberge. Aber auch in Bad Kissingen sowie in Tauberbischofsheim (Main-Tauber-Kreis) sollen die beiden in Häuser eingestiegen sein. Meist taten sie das, indem sie Fenster aufhebelten oder sich über Balkon- und Terrassentüren Zugang zu den Häusern verschafften - mitten am Tag oder frühen Abend.

Insgesamt sollen sie auf ihren Diebestouren Beute im Wert von rund 200.000 Euro gemacht und dabei einen Sachschaden von etwa 33.000 Euro angerichtet haben. Ein Schaden, der den Betroffenen zumindest teilweise von ihren Versicherungen ersetzt wurde. Das sagten einige Opfer des Einbrecher-Duos als Zeugen vor Gericht aus.

Was sich dagegen schwer wiederherstellen lässt, sind die ideellen Werte des gestohlenen Schmucks. Da ist zum Beispiel ein Ring mit persönlicher Gravur weg. Oder gar der vererbte Ehering von der Oma. Doch die Einbrecher haben nicht nur geklaut, sondern auch etwas in den Häusern zurückgelassen: die Unsicherheit ihrer Bewohner.


Mulmiges Gefühl ist geblieben

So berichten einige der geladenen Zeugen, dass sie seit den Vorfällen stets die Rollos, auch im Keller, schließen. Eine Eigenheimbesitzerin hat nun immer ein mulmiges Gefühl, wenn sie durch die großen Fenster ihres Hauses den Hang hinunter Richtung Wald blickt.

Ein Ehepaar hat 70.000 Euro in sichere Fenster investiert und außerdem Kameras und eine Alarmanlage installieren lassen. Doch die Frau kann nachts trotz mittlerweile vergitterter Fenster nicht schlafen. "Ich wache dauernd auf, kann nicht mehr richtig einschlafen", sagte sie am ersten Verhandlungstag aus. Die beiden Angeklagten waren dagegen sehr schweigsam. Während Arian C. (34) gar nichts sagen wollte, machte Tarik K. (32) einige persönliche Angaben. Doch zur Sache äußern wollte auch er sich nicht.

Der Anklageschrift ist zu entnehmen, dass die beiden mutmaßlichen Diebe etliche "Wohnungseinbruchsdiebstähle", so der offizielle Begriff, um die Weihnachtsfeiertage herum begangen haben sollen. So stiegen sie allein an Heiligabend drei Mal in Häuser ein. In einem Fall sollen sie eine goldene Taschenuhr und Bargeld in Höhe von 100 Euro gestohlen haben. Im anderen wurden zwölf goldene Sammelmünzen, eine goldene Halskette mit Anhänger, eine Armkette, Ohrringe, Fußkettchen und ein goldener Ehering geklaut. Der Wert der Beute: knapp 5000 Euro.

Zum dritten Anwesen an Heiligabend verschafften sich Arian C. und Tarik K. laut Anklageschrift Zugang über ein Toilettenfenster. Sie stahlen einen Waffentresor - und klauten das Auto, mit dem sie ihn transportierten, gleich mit. In der Nähe einer Forsthütte brachen sie den Tresor auf, konnten die darin gefundenen Waffen und Munition aber nicht abtransportieren, da das Auto stecken blieb und sie vermutlich gestört wurden. Wert der Beute: 17.000 Euro. Außerdem richteten die zwei Einbrecher Sachschaden in Höhe von 10.000 Euro an. Waffen und Munition fand die Polizei - ein Revolver blieb allerdings verschollen.

Doch nicht jede Tour der 32 und 34 Jahre alten Männer war erfolgreich. In vier Fällen sind sie des "versuchten Wohnungseinbruchsdiebstahls" angeklagt.

Entweder wurden sie von Nachbarn beobachtet und flüchteten oder sie fanden keine Beute, die ihren Vorstellungen entsprach. Oder aber, sie wurden gar von einem Hausbesitzer überrascht - abends, um halb sechs, an einem ganz normalen Samstag im Januar.