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Einbrecher: Einer von neun gesteht


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Dienstag, 24. Sept. 2013

Ein Mitglied einer mutmaßlichen ungarischen Diebesbande gibt sechs Einbrüche zu. Als Grund nennt der Mann Armut.
Neun ungarische Staatsbürger müssen sich in einem langwierigen Prozess wegen schweren Bandendiebstahls verantworten. Foto: Anna Lienhardt


Es war die große Frage, die über dem dritten Verhandlungstag am Bamberger Landgericht schwebte: Packt einer aus oder nicht? Neun ungarische Staatsbürger, angeklagt des schweren Bandendiebstahls in 29 Fällen. Die Männer sollen bei ihren Raubzügen Beute in Höhe von rund 800.000 Euro gemacht haben. Laut Anklageschrift haben sie auf ihren Diebestouren in den Jahren 2011 und 2012 einen Sachschaden von etwa 46.000 Euro angerichtet.

Bevorzugte Ziele in Franken waren offenbar Elektro-Firmen und Baustellen, etwa auf Umspannwerken in Eltmann (Landkreis Haßberge), Altdorf bei Nürnberg sowie in Erlangen. Weitere Tatorte waren eine Recycling-Firma in Bayreuth und eine Autobahnmeisterei im Landkreis Bayreuth. Den Ermittlungsergebnissen zufolge hatte es die mutmaßliche Einbrecherbande in unterschiedlicher Besetzung gezielt auf Buntmetall, Kabel, Werkzeuge, Maschinen, Dieselkraftstoff und Reifen abgesehen.

Neben den Tatorten in Franken hinterließen die Männer auch in Oberbayern, der Oberpfalz und Sachsen Spuren.

Der Beweislast wurde sich offenbar einer der neun angeklagten Männer, die zwischen 26 und 45 Jahre alt sind, bewusst. Treffer beim DNA-Abgleich, die vorgenommene Telekommunikationsüberwachung und die Zuordnung von in Ungarn gefundenem Diebesgut zu einzelnen Straftaten. Eines der Bandenmitglieder rang sich vor dem Hintergrund dieser Beweismittel zu einem Geständnis durch.

Der Mann ließ über seinen Anwalt vor der Zweiten Strafkammer des Landgerichts eine Erklärung abgeben, wonach sich der Ungar bekennt, in sechs Fällen an Einbrüchen beteiligt gewesen zu sein. Es handelt sich um Raubzüge bei der Autobahnmeisterei Pegnitz-Trockau (Landkreis Bayreuth), der Recyclingfirma in Bayreuth sowie bei einer Reifen- und Auto-Service-Firma in Bamberg. Außerdem gab der Angeklagte zu, mit der Diebesbande Tatorte in Oberbayern und im Nürnberger Land heimgesucht zu haben.

"Als Grund für seine Beteiligung nennt mein Mandant die ärmlichen Verhältnisse in Ungarn. Er hat versucht, mit ehrlicher Arbeit seine fünfköpfige Familie zu ernähren", sagte sein Verteidiger vor Gericht. Doch der Angeklagte sei von einem Mitglied der Bande angeworben worden und schließlich beigetreten, um sein Einkommen aufzubessern - was sich letztendlich überhaupt nicht gelohnt habe.

Der geständige Mann gab in der Erklärung an, dass seine Aufgabe das Helfen beim Abtransport des Diebesguts gewesen sei. Für das Verladen der gestohlenen Ware und deren Transport habe er 50 bis 80 Euro erhalten. Die Geldbeträge habe er nach den Touren bekommen, am Diebesgut selbst sei er nicht beteiligt worden.

"Mein Mandant bereut, was er getan hat. In der Bandenstruktur befand er sich auf der untersten Ebene und übernahm nur Hilfstätigkeiten, hat keinen Raubzug organisiert. Zum Teil wusste er nicht einmal, wo er sich gerade in Deutschland aufhält", sagte der Verteidiger.

Sein Mandant belastete mit seinen Aussagen mehrere der insgesamt neun Angeklagten der mutmaßlichen Einbrecherbande. Der geständige Angeklagte gab an, dass er immer der Beifahrer eines Transporters gewesen sei, neben ihm immer ein bestimmter Angeklagter der Fahrer. Diesen sowie andere an den Raubzügen beteiligte Angeklagte nannte er namentlich. Aufgrund seines Geständnisses kann der auskunftsbereite Mann nun mit einer Freiheitsstrafe zwischen drei und vier Jahren rechnen. Die anderen müssen dagegen mit Freiheitsstrafen zwischen einem und zehn Jahren rechnen. Dies sieht der Gesetzgeber nach Paragraf 244 Strafgesetzbuch vor.

Vorsitzender Richter Manfred Schmidt appellierte, wie schon an den vorangegangenen Verhandlungstagen, an die Angeklagten: "Sie sollten überlegen, ob Sie sich öffnen." Der Richter stellte aber auch gleich klar: "Es ist natürlich nicht ausreichend, wenn Sie den Diebstahl eines Benzinkanisters zugeben." dpa