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Ein Tafelklavier für E.T.A. Hoffmann


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Dienstag, 11. Oktober 2016

Für 18 000 Euro erwarb die E.T.A.-Hoffmann-Gesellschaft ein historisches Instrument, das Anna Köbrich am 16. Oktober zum Klingen bringt.
Haut probeweise in die Tasten des Tafelklaviers, das am 16. Oktober im E.T.A.-Hoffmann-Haus erstmals öffentlich erklingt: Andreas Ulich  Foto: pr


Er war ein Genie. In Herzensangelegenheiten aber hatte es E.T.A. Hoffmann schwer. Schon zu Studienzeiten stürzte sich der Romantiker in eine Affäre mit Dora Hatt - einer verheirateten Frau, der der Künstler mehr als nur Musikunterricht gab.



Peinliche Affäre

Noch peinlicher: Seine Schwärmereien für die 21 Jahre jüngere Gesangsschülerin Julia Mark. "Ich müsste verzweifeln ohne mein Pianoforte. Dies schafft mir mitten in dem Sturm von tausend quälenden Gedanken noch Trost", gestand Hoffmann während seiner Beziehung zu Dora Hatt einem Freund.



"Lehr- und Marterjahre"

Ja, in die Welt der Musik zog sich das Multitalent gern zurück. Und in diese Welt können am 16. Oktober alle eintauchen, die um 19 Uhr ins Haus am Schillerplatz 26 kommen. Dafür sorgen Anna Köbrich als Pianistin und Andreas Ulich als Schauspieler bei der Präsentation eines historischen Tafelklaviers aus der Zeit, in der Hoffmann in Bamberg seine "Lehr- und Marterjahre" verbrachte.



Wie auf der Zeichnung

"Es ist gelungen, endlich ein eigenes historisches Instrument für E.T.A. Hoffmanns Wohnung zu erwerben", freut sich Bernhard Schemmel als Präsident der E.T.A.-Hoffmann-Gesellschaft, der am 16. Oktober eine Einführung gibt. Bislang befand sich im Museum am Schillerplatz als private Leihgabe nur das um 1809 entstandene Pianoforte des Bamberger Instrumentenbauers Christoph Ehrlich. Interessant auch, weil es wie ein Abbild des Tafelklaviers erscheint, mit dem sich Hoffmann als "Kapellmeister Kreisler" samt der Undine-Partitur darstellte.


Im Poetenstübchen

Viele Veranstaltungen rankten sich schon um Christoph Ehrlichs Pianoforte. Darunter Köbrichs und Ulichs Soireen mit "Fantasie- und Nachtstücken aus E.T.A. Hoffmanns musikalisch-poetischem Laboratorium", die an jedem ersten Sonntag im Monat stattfinden. "Allerdings bietet das Poetenstübchen maximal für 25 Besucher Platz", meint der Schauspieler und Rezitator, der seit Jahren auch der E.T.A.-Hoffmann-Gesellschaft angehört. Während das neue Instrument nun als "zusätzliches zeitgenössisches Pianoforte in einem Vortragsraum für gut 40 Personen" zum Einsatz kommt. "Es ermöglicht ein erweitertes musikalisch-literarisches Veranstaltungsprogramm, das wiederum neue Besucher anspricht."


Eines der letzten fünf erhaltenen Tafelklaviere Pfisters

Bei dem neu erworbenen Instrument handelt es sich um eines der fünf heute noch erhaltenen Tafelklaviere Jacob Pfisters: Eines Würzburger Instrumentenbauers, der zunächst das Schreinerhandwerk lernte, wie Bernhard Schemmel recherchierte. Seine Lehrzeit verbrachte Pfister noch in Würzburg, die Gesellenzeit in Mainz und Mannheim.


Bis an den Hof von Florenz

Danach ging's auf Wanderschaft - über Augsburg, München und Prag nach Wien, wo der Franke ab 1794 bei den Klaviermachern Walter, Brodmann und Rosenberg Erfahrungen sammelte. Zurück in seiner Heimatstadt avancierte Pfister zum "herausragenden Klavierbauer, dessen Instrumente auch nach München, Regensburg oder etwa den Hof von Florenz gelangten". Eine fränkische Klavierbauerdynastie entstand zu jener Zeit.



Für 18 000 Euro erwarb die E.T.A.-Hoffmann-Gesellschaft nun Pfisters Pianoforte, das in der einstigen Bleibe des Schriftstellers, Juristen, Komponisten, Kapellmeisters, Musikkritikers, Zeichners und Karikaturisten einen würdigen Platz findet. "Zuvor befand sich das Pianoforte über Jahrhunderte in fränkischem Familienbesitz", so Ulich.



Viele Spenden

Die Anschaffung sei gerade auch durch "die großzügige Spende des Geldes, das Professor Schemmel 2014 in Verbindung mit der Verleihung des E.T.A.-Hoffmann-Preises bekam", ermöglicht worden. Gut 20 Prozent der erforderlichen Summe brachten - neben verschiedenen Stiftungen und Firmen - die Mitglieder der E.T.A.-Hoffmann-Gesellschaft auf, um das Tafelklavier über die Bamberger Manufaktur für historische Tasteninstrumente J. C. Neupert zu erwerben.



Aus der "Königsbraut"

So landet ein weiteres Ausstellungsstück aus der Zeit E.T.A. Hoffmanns am Schillerplatz. Wo beispielsweise auch das Sprachrohr zu bewundern ist, von dem im Märchen "Die Königsbraut" die Rede ist. "Mit ihm soll Hoffmann auch den Dichter Lafontaine von der Altenburg herab als ,Wassermann' verspottet haben", sagt Andreas Ulich. Als Orginale sind im Museum zudem Erstausgaben und eine Damast-Tischdecke zu sehen, die der Schwiegermutter von Hoffmanns Bamberger Verleger Carl Friedrich Kunz gehörte. "Und es wird behauptet, dass auf dieser Staats-Kaffeedecke der Familie neben E.T.A. Hoffmann Jean Paul bei seinen Bamberger Besuchen bewirtet wurde."



"Das Loch"

Die Illuminationen des Bamberger Künstlers Hans Günter Ludwig sollten sich Besucher nicht entgehen lassen. Sehenswert ist aber auch die berühmte Öffnung in der Decke zum Poetenstübchen: Ein "Loch", das E.T.A. Hoffmann nicht nur zur Konversation mit seiner Frau diente, wie auf den Internetseiten der Gesellschaft nachzulesen ist: "Sondern auch zu allerlei komischen Überraschungen, die der Künstler ihr, bald durch das Herabhängen eines langen Handtuchs oder Herabwerfen eines Stiefelpaars und dergleichen bereitete."



Vergangene Welt

Ja, über E.T.A. Hoffmann gilt es in eine vergangene Welt einzutauchen. Ganz im Sinne seiner Worte: "Die Musik schließt dem Menschen ein unbekanntes Reich auf." Während Anna Köbrich das neu erworbene Tafelklavier am 16. Oktober zum Klingen bringt, wird Andreas Ulich Texte des Literaten und Jean Pauls über Lust und Leid des Klavierspiels, des Klavierstimmens und des Klavierunterrichts vortragen. Plätze kann man sich unter 0951/9684493 oder info@ulich-wortkunst.de reservieren lassen.