Ein Stück Heimat im Wandel
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Freitag, 10. Juni 2016
Vor 60 Jahren wurde die Auferstehungskirche in Bamberg geweiht. Das feiert die evangelische Gemeinde am Wochenende.
Babsi Gardill ist knapp drei Jahre älter als die Auferstehungskirche, die am 17. Juni 1956 geweiht wurde. "Getauft wurde ich in der Erlöserkirche, aber meine Konfirmation, Hochzeit und die Taufe meiner Kinder fanden in der Auferstehungskirche statt", erzählt die Vertrauensfrau des Kirchenvorstands. Und auch die Trauerfeierbei ihrer eigenen Beerdigung werde wohl in dieser Kirche sein, mutmaßt Gardill.
Die "Frau der ersten Stunde" verknüpft dankbare Erinnerungen an ein reiches Gemeindeleben mit gewissen Sorgen um die Zukunft, in der die Bedeutung von Kirche und Glauben weiter abnehmen könnte. Doch Zuversicht prägt erst einmal die Gegenwart: "Vielleicht war die Kirche früher bei den Gottesdiensten voller und heute sind weniger Jugendliche da", sagt Babsi Gardill.
Bamberg-Ost, die Gartenstadt, die Ortsteile Kramersfeld, Hirschknock und Bruckertshof gehören zum Gemeindesprengel, der sich bis an den Fuß des Fränkischen Jura erstreckt. Mit den Kirchengemeinden St. Stephan, Erlöserkirche, St. Matthäus Gaustadt, Himmelfahrtskirche Lichteneiche und Johanneskirche Hallstadt bildet die Auferstehungsgemeinde eine Gesamtkirchengemeinde, um die geistlichen, finanziellen und verwaltungsrechtlichen Aufgaben wirkungsvoller zu erfüllen.
Das heißt nicht, dass das hauptamtliche Personal der Auferstehungskirche keine Arbeit mehr hätte. Pfarrer Diethard Buchstädt und Pfarrerin Kerstin Kowalski auf der zweiten Pfarrstelle stehen für ein reiches Gottesdienstangebot oder die Unterstützung der vielen Ehrenamtlichen. Für alle Altersklassen gibt es bunte Angebote, seit geraumer Zeit bekommen Asylbewerber aus der Gemeinschaftsunterkunft an der Breitenau Deutschunterricht im Gemeindehaus, ökumenische Kontakte zur katholischen Nachbarpfarrei St. Kunigund werden gepflegt.
Auffallende Optik
Allein schon durch den markanten Bau mit dem hohen Turm wird die Auferstehungskirche wahrgenommen: ein sichtbares Zeichen dafür, dass gut zehn Jahre nach Kriegsende Vertriebene und Flüchtlinge aus Schlesien, Ostpreußen oder Pommern hier eine neue Heimat fanden. Nach den Jahren voller Hoffnungslosigkeit bauten sich die zugezogenen evangelischen Christen im Bamberger Osten diese Kirche - im Einklang mit den dort Ansässigen.
Gemeinsam wuchsen sie zu einer neuen Gemeinde heran.Ihr erster Pfarrer war Rudolf Meiser, am 1. September 1954 trat er seinen Dienst an: noch ohne Kirche und Gemeindehaus. Ein Kirchenbauverein war schon ein Jahr zuvor gegründet worden. Dem gelang es trotz unwägbarer Schwierigkeiten, das erforderliche Geld für das Gotteshaus aufzutreiben: 300 000 DM plus Kosten für den Turm, die Innenausstattung und die Orgel.
Zum 60. Geburtstag der Auferstehungskirche wird am Sonntag, 12. Juni, Dekan Hans-Martin Lechner im Festgottesdienst predigen (Beginn: 10 Uhr). Alle drei Bamberger Bürgermeister haben ihr Kommen zugesagt sowie weitere Ehrengäste. Bereits am Samstag, 11. Juni, gibt der Kaiser-Heinrich-Chor um 19 Uhr ein Abendkonzert zum Kirchenjubiläum.
Schwarz-weiß-Fotos:
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- Die ersten Konfirmanden und Konfirmandinnen der Auferstehungsgemeinde 1957.
Fotos: Archiv Auferstehungskirche