Das Diözesanmuseum in Bamberg präsentiert Christkinder aus Wachs und Krippen aus aller Welt. Zum Begleitprogramm gehören Schaurestaurierungen mit Sibylle Ruß und Führungen für Kinder.
Nein, dies ist kein Tipp für verzweifelte Ehemänner, die noch nicht wissen, was sie ihrer Frau zu Weihnachten schenken sollen. Und die Gottesmutter Maria hatte gewiss im Stall von Betlehem weder einen Staubsauger geschweige denn einen Laubbläser zur Hand. Doch im Diözesanmuseum des 21. Jahrhunderts wird sie mit einem solchen elektrischen Gerät konfrontiert, wovon sich am Freitag, 11. Dezember, Besucher selbst überzeugen können. Textilrestauratorin Sibylle Ruß wird mit einem speziellen Museumsstaubsauger Maria von den Spuren der Zeit befreien. "Schaurestaurierung" nennt sich diese Aktion an dem seltenen Fatschenkind, das Maria darstellt. Es stammt aus dem Englischen Institut der Congregatio Jesu in Bamberg.
Während einer ersten öffentlichen Restaurierung hatte Sibylle Ruß bereits damit begonnen, den Oberflächenstaub auf dem Lahn-Gewebe mit einem feinen Pinsel und diesem besonderen Staubsauger behutsam zu
entfernen. "Dann reinige ich die Metallfäden mit einer Alkohollösung und entmineralisiertem Wasser", erklärte die Restauratorin. Fasziniert schaute ihr Ludmila Kvapilová dabei zu. Die wissenschaftliche Volontärin am Diözesanmuseum hat die Weihnachtsausstellung "Christkinder aus Wachs" kuratiert.
Etwa 150 Exponate aus eigenen Beständen sowie aus fränkischen Museen und Privatsammlungen umfasst die Schau. Es sind die in der Frömmigkeit des 17. bis 19. Jahrhunderts beliebten Fatschen-, Gnaden- und Passionskinder sowie Christkindwiegen, Futterkrippen und Wachsstöcke mit Darstellungen des neugeborenen Jesuskindes. Neujahrsblätter, Backformen und Holzmodeln der Lebzelter in Form von Fatschenkindern sind Zeugnisse eines heute vergessenen Brauchtums.
Die gezeigten Christkinder stammen überwiegend aus Frauenklöstern.
"Seit dem frühen Mittelalter war es dort Brauch, dass die Novizinnen beim Eintritt in das Kloster von der Familie mit einer Figur des Jesuskindes beschenkt wurden", erzählte Kuratorin Kvapilová. Die Figur sei als "Trösterlein" bezeichnet worden und sollte die junge Frau über den Abschied von ihrer Familie hinwegtrösten, "aber auch darüber, dass sie selbst kein Kind haben würde". Zugleich diente dieses Jesuskindlein der persönlichen Andacht in der Zelle.
Die Fatschenkinder
Seit dem 18. Jahrhundert erhielten die Novizinnen insbesondere Fatschenkinder: fest mit Stoffbändern umwickelte Körper samt Armen der Säuglinge. Am Tag der Geburt Christi stellten die Ordensfrauen ihre Fatschenkinder auf die Altäre der Klosterkirche.
Von dort verbreitete sich der Brauch auch in den privaten Bereich: in einem zur Andacht bestimmten "Herrgottswinkel". Diese Christkindl sind in der Ausstellung in Schreinen aus Holz und Glas zu sehen - gebettet auf einer weichen Liege mit Kissen.
Es gibt auch etliche Christkinder aus Holz (ab 14. Jahrhundert) zu bewundern: stehend auf einem Sockel, die Hand zum Segnen erhoben. Und: Diese Jesuskinder sind splitterfasernackt mit allen anatomischen Eindeutigkeiten. "Damit soll klar gemacht werden, dass das Christkind ein Bub war", lächelte Ludmila Kvapilová. Denn in der Heiligen Schrift heiße es ja: "Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt (Jesaja 9,5)." Zur Weihnachtsausstellung gehören auch Krippen aus aller Welt, die die Universalität der Geburt Jesu belegen.
Die "Polizeikrippe" katapultiert das Geschehen aus dem Jahre null in die heutige Zeit: Eine Polizistin und ein Polizist unterstützen ein obdachloses Punkerpärchen mit ihrem Neugeborenen.
Die Weihnachtsausstellung im Diözesanmuseum ist bis zum 10. Januar Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr zu sehen, 24., 25., 31. Dezember geschlossen.
Krippenführungen für Schulklassen und Kinder auf Anfrage unter Telefon 0951 / 502 2512 oder E-Mail: domtouristik-info@erzbistum-bamberg.de