"Ein Prostatakrebs-Patient sorgt dafür, dass zehn andere zur Vorsorge gehen"
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Donnerstag, 02. November 2017
Viele Krebsarten sind gut heilbar - wenn man sie rechtzeitig erkennt. Der Bamberger Urologe Stephan Mühlich rät dringend zu Vorsorgeuntersuchungen.
Die männliche Lebenserwartung bewegt sich sieben Jahre unter der von Frauen. Das liegt auch daran, dass Männer viel seltener zu Vorsorgeuntersuchungen gehen. Der heutige Weltmännertag soll unter anderem dazu beitragen, das Gesundheitsbewusstsein von Männern zu erweitern. Für den Bamberger Urologen Stephan Mühlich, der sich auch für die Selbsthilfegruppe Prostatakrebs engagiert, ist das durchaus ein wichtiger Ansatz.
Wie stehen Männer zum Thema Vorsorgeuntersuchungen?
Das ist leider bei vielen nicht so im Bewusstsein. Dabei könnten sich viele Todesfälle vermeiden lassen.
Wie hoch ist die Heilungswahrscheinlichkeit, wenn man bestimmte Krebsarten zeitig erkennt?
Nehmen wir den Hodenkrebs. Deutschlandweit 3000 Neuerkrankungen im Jahr, aber im Frühstadium eine 98-prozentige Heilungsquote.
Kommen Männer erst, wenn etwas wehtut?
Zehn Prozent kommen, weil sie die Vorsorge selbst wollen. Weitere zehn Prozent, weil sie gestern etwas gemerkt haben. Die meisten anderen, weil die Frau sie schickt, oder weil sie jemanden kennen, der erkrankt ist. Ein Prostatakrebs-Patient sorgt dafür, dass zehn andere zur Vorsorge gehen.
Gibt es da auch regionale Unterschiede?
Auf dem Land ist die Hemmschwelle zum Urologen zu gehen, manchmal noch etwas höher als zum Beispiel in Berlin.
Ein Altersgipfel beim Hodenkrebs liegt schon bei 17 Jahren. Das ist doch eigentlich zu früh für eine Vorsorgeuntersuchung, oder?
Ich bin sehr für Jungensprechstunden und auch mehr Sexualberatung. Für Mädchen wird da viel mehr angeboten. Beim Thema Verhütung sind junge Männer in den vergangenen Jahren viel leichtsinniger geworden, das Kondom ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Entsprechend gibt es wieder deutlich mehr Geschlechtskrankheiten.
Was sind Warnzeichen, die man ernst nehmen sollte?
Schmerzen, Flecken am Penis oder Blut im Urin sollte man immer abklären lassen. Regelmäßige Selbstkontrolle, etwa durch Abtasten des Hodens, ist wichtig.
Deutlich häufiger als Hodenkrebs ist der Prostatakrebs.
Das ist der Männertumor Nummer eins, mit 70 000 Neuerkrankungen im Jahr und leider auch 10 000 Todesfällen. Dabei wäre auch er gut heilbar, wenn man ihn im Anfangsstadium erkennt.
Wie kann man den Prostatakrebs erkennen?
Bei der Rektaluntersuchung hat man nur eine sehr geringe Chance, ihn zu entdecken. Wir setzen auf Veränderungen des PSA-Wertes, das ist der beste und spezifischste Tumormarker. Leider wird dessen Bestimmung in Bayern noch nicht von den Krankenkassen bezahlt. Dabei wäre das auch deutlich günstiger als die teure Behandlung fortgeschrittener Krebserkrankungen.
Was würde eine Bestimmung des PSA-Wertes kosten?
Etwa 25 Euro.
Welche Vorsorgeuntersuchungen werden von den Krankenkassen erstattet?
Unter anderem eine Prostatauntersuchung und die jährliche Genitaluntersuchung bei Männern ab 45 Jahren, eine jährliche Dickdarm- und Rektumuntersuchung bei Frauen und Männern ab dem Alter von 50 Jahren oder ein Hautkrebs-Screening alle zwei Jahre ab dem Alter von 35 Jahren.
Wie lang müsste man auf einen Vorsorgetermin beim Urologen warten?
Ich kann jetzt nicht für andere sprechen, bei uns derzeit bis Anfang Dezember.