Ein Misston stört die CSU-Harmonie
Autor: Joseph Beck
Bamberg, Montag, 01. Mai 2017
Mit 80 Prozent wird Christian Lange als Kreisvorsitzender der CSU Bamberg-Stadt bestätigt. Aber Gerhard Seitz sorgt etwas für Unruhe.
Ordentlich Rückendeckung für den Kreisvorsitzenden Christian Lange, aber auch einen Misston brachte die Jahreshauptversammlung des CSU-Kreisverbandes Bamberg-Stadt mit Neuwahlen. Der Veranstaltung im Saal der Brauerei Keesmann drückte nämlich auch Gerhard Seitz seinen Stempel auf. Der Professor, zuletzt noch stellvertretender Kreisvorsitzender, hatte unlängst in einer Kampfabstimmung um den stellvertretenden Fraktionsvorsitz im Stadtrat gegen Peter Neller verloren. Nun kandidierte er von sich aus nicht mehr für den neuen Vorstand und verweigerte die Annahme eines Geschenkkorbs als Dankeschön von Lange für die Arbeit im alten Vorstand.
In einer schriftlichen Stellungnahme an uns (siehe unten) werden große Differenzen zwischen dem OB-Kandidaten von 2012 und zumindest einigen seiner Parteikollegen offensichtlich, denen Seitz ein "untragbares Verhalten" attestiert. Zu seiner Weigerung, Langes Dankeschön anzunehmen, erklärt er: "Geschenkkörbe lehne ich ab, da sie Ausdruck einer Ideenlosigkeit sind."
85 Ja-Stimmen
Ansonsten verlief die Versammlung recht harmonisch. Bei der Neuwahl, die von Bundeswahlkreis-Geschäftsführerin Elif Weitzenfelder geleitet wurde, erhielt Christian Lange von den 105 Delegierten 85 Ja-Stimmen. Sieben Mitglieder stimmten mit Nein, 13 Stimmen waren ungültig. Lange wertete diese 80-prozentige Zustimmung als "großen Vertrauensbeweis" und bedankte sich dafür.Als stellvertretende Kreisvorsitzende wurden vorgeschlagen und von den 105 Delegierten gewählt: Gaby Seidl (76 Stimmen), Wolfgang Heim (71), Markus Huml (62) und Anna Niedermaier (52). Schatzmeister Stefan Hipelius bekam 104 Stimmen, die beiden neuen Schriftführer Christian Lypp 88 und Reinhold Herrmann 72 Stimmen. Als Kassenprüfer wurden Hans Hübner und Robert Schmitt gewählt. Neben Seitz schieden die Schriftführer Axel Altstötter und Jochen Kellner aus dem Vorstand aus.
Die Veranstaltung hatte mit Grußworten vom CSU-Bezirksvorsitzenden Hans-Peter Friedrich und vom Parlamentarischen Staatssekretär MdB Thomas Silberhorn begonnen , die beide auf die bevorstehende Bundestagswahl eingingen.
CSU stellt sich neu auf
In seinem Bericht stellte Kreisvorsitzender Lange die CSU-Fraktion als "stärkste Kraft im Rathaus" heraus. Für die Stadtratswahl 2020 sollten neue Ortsvorsitzende aufgestellt werden, aber alle bisherigen Stadträte müssten ebenfalls wieder ran, so Lange. Deshalb habe der Vorstand beschlossen, dass in den neuen Vorstand nur noch Ortsverbandsdelegierte gewählt werden sollen. Die bisherigen CSU-Stadträte sollen kooptiert werden. Zukünftig sollen besonders drei Themen im Mittelpunkt der CSU-Arbeit stehen und helfen, den nächsten Oberbürgermeister zu stellen: Bildung, Wirtschaft und Familie. Viel Beifall erhielt Staatsministerin Melanie Huml für ihre Forderungen nach baldiger Besetzung der Planstellen bei der Polizei Bamberg-Stadt und der zügigen Rückführung von abgelehnten Asylbewerbern. Nach einer kurzen Rede des Fraktionsvorsitzenden Helmut Müller berichtete Kreisschatzmeister Stefan Hipelius über die Finanzen des Kreisverbandes.
Im Anschluss daran wurden Mitglieder für zehn- bis 40-jährige Treue ausgezeichnet. Für 40 Jahre in der CSU wurden Hermann Koppe, Gustav Reißig, Rolf Besslein, Elisabeth Krone, Heinz Rosenzweig, Günter Schulz-Hess, Konrad Wächtler, Friedrich Geuß, Gertrud Oppelt, Norbert Beetz, Hans Loskarn und Dieter Hoffmann geehrt.
Stellungnahme von Gerhard Seitz
Auf Nachfrage schickte Gerhard Seitz folgende Stellungnahme: "Meine Interessen und vor allem auch die von mir unterstützten Projekte sind breit gefächert mit der Eigenschaft, regelmäßig zuzunehmen. So komme ich nicht umhin, immer wieder Prioritäten zu setzen, die CSU ist zukünftig nachrangig. Erleichtert wurde mir die Entscheidung auch durch das untragbare Verhalten von Fraktionskollegen: Einer bietet 100-Euro-Wetten an, dass die CSU-Fraktion nach der nächsten Wahl nurmehr über eine einstellige Sitzzahl im Stadtrat verfügt, einer hat als langjähriges CSU-Mitglied an den Findungstreffen der BuB so lange teilgenommen, bis ein ihm aussichtsreich erscheinender CSU-Listenplatz gesichert war. Geschenkkörbe lehne ich ab, da sie Ausdruck einer Ideenlosigkeit sind. Schenken ist ein Akt der Lebensfreude und sollte deshalb dem Beschenkten wie auch dem Schenkenden Freude bereiten!"