Neuer Waldkindergarten: Ein magischer Ort für Kinder in Zapfendorf
Autor: Rüdiger Klein
Zapfendorf, Mittwoch, 28. November 2018
Zapfendorf hat jetzt einen Waldkindergarten wie vormals das dänische Sölleröd. Nachhaltige Entwicklung geht bei der Holzarchitektur ganz nebenbei.
Eigentlich sollte die Idee des Waldkindergartens doch irgendwo in Deutschland aufgekommen sein, sieht man auf das romantisch-innige Verhältnis, das die Deutschen und ihre Dichter und Denker von jeher zum Wald haben. Der erste Waldkindergarten in Deutschland wurde allerdings erst vor 50 Jahren, also in der Zeit der 68er, eingerichtet. Da waren die Kinder im dänischen Sölleröd, wo es über ein Jahrzehnt davor schon einen Waldkindergarten gab, schon aus der Grundschule.
Vor 25 Jahren erst erhielt in Deutschland ein Waldkindergarten die offizielle Anerkennung. Mittlerweile gibt es in Deutschland an die 1600 Waldkindergärten und in Bamberg und dem Landkreis findet man auch schon eine Hand voll dieser Einrichtungen. Jüngster Spross dieser Entwicklung ist der Waldkindergarten bei der Kirchengemeinde St. Christophorus in Zapfendorf.
Erziehung im Wald
Dort werden die Kinder mit besonderem Blick auf die Schöpfung, auf Gesundheit, lebenslanges Lernen und eine nachhaltige Entwicklung angeleitet, erzogen und gestärkt. Vom Morgen bis in den Nachmittag "schaffen" die Jüngsten dort im Wald.
Gegen die größten Wetterübel hilft auch im Wald von Zapfendorf ein kleines Holzhaus. Das wurde von den Bamberger Architekten Schmitt.Vogels durchdacht und aus Nadelholz errichtet, das man dem heimischen Waldbestand entnahm. Die Architekten planten und errichteten dank hervorragender Handwerkerleistungen aus der Region in einem knappen Dreivierteljahr ein über dem Waldboden schwebendes Holzhaus, das die Forderung nach Nachhaltigkeit für zeitgenössische Architektur ganz nebenbei erfüllt.
Sollte der Bedarf am Waldkindergarten in Zapfendorf jemals wieder versiegen, dann ließe sich der unter ein schwebendes Ziegeldach gestellte Holzständerbau kinderleicht für eine andere Nutzung umwidmen.
Abort ist eine Komposttoilette
Die Anziehungskraft des Waldkindergartens ist für Kinder enorm, auch wenn es dort kein fließendes Wasser oder Strom gibt. Als Abort dient eine Komposttoilette mit einem ausgefeilten Belüftungssystem. Auf der Robinson-Insel im Wald von Zapfendorf lernen die Kinder spielerisch, dass die Natur nicht gefährlich ist, dass sie sich in aller Regel nicht gegen menschliche Eingriffe wehren kann und dass sie alles bereithält, was man fürs Tüfteln, Ausprobieren, Spielen, Konstruieren und Bauen benötigt.
Vor ihrem Haus breiten sich für die Kinder beinahe alle die natürlichen Materialien aus, die die Zimmerer benötigt haben, um nach dem Plan der Architekten ein naturnahes Haus zu errichten. Das muss freilich auch allen Normierungen entsprechen, die der moderne Mensch entwickelt hat, um seiner Schutzbedürftigkeit Rechnung zu tragen.