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Ein Luxus-Wohnheim für Studenten in Bamberg


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Sonntag, 24. November 2013

Im Frühjahr 2014 können 250 Studierende in das neue Wohnheim in der Brennerstraße einziehen. Vom zweiten geplanten Wohnheim in direkter Nähe ist noch nichts zu sehen.
Der Blick in den Innenhof des fast fertigen Studentenwohnheims in der Brennerstraße. Foto: Matthias Hoch


Ab sofort gehts los: Wer in eine der Wohnungen im nagelneuen Studentenwohnheim in der Brennerstraße einziehen möchte, kann sich bei der "Baugenossenschaft für den Stadt- und Landkreis Bamberg" (Amalienstraße 27) melden.

Ab 1. März 2014 können die Studierenden kommen, bis dahin werden die Zimmer möbliert, sämtliche Böden gelegt und die Sichtschutzwände auf den Balkonen angebracht sein. "Bald sind wir fertig", sagt Günther Straub, Geschäftsführer der Baugenossenschaft. Er ist zufrieden: Man bewege sich sowohl beim Zeitplan als auch bei den Kosten im Rahmen.

Rund 20 Millionen Euro investiert die Baugenossenschaft, die gleichzeitig Bauträger und Eigentümer ist. Dafür bekommt sie ein vierstöckiges Luxus-Wohnheim, in dem jedes Zimmer unter anderem ein eigenes Bad, Fußbodenheizung und eine eigene Lüftung hat.

Zum Mobiliar gehört ein Flachbildfernseher, die Möbel selbst werden in Schreiner-Qualität gefertigt. "Heutzutage kriegen Sie auch einen Stuhl für 30 Euro. Unser Stuhl kostet 169 Euro."

Auf diesem sitzend können die zukünftigen Zimmer-Bewohner durch Fenster blicken, die bis zum Fußboden reichen und viel Licht in die Räume lassen. Von jedem Zimmer aus kann man auf den Balkon gehen, der sich auf jedem der drei Stockwerke um das komplette Gebäude windet. Die Wohnungen im Erdgeschoss verfügen über eine Terrasse. Außerdem liegt direkt am Wohnheim ein Basketballplatz, es gibt einen Innenhof mit Sitzgelegenheiten und das ganze Haus ist barrierefrei ausgestattet.

Wohnheim soll sich von anderen abheben

Doch warum dieser Luxus? "Der Impuls kam aus dem Architekturbüro: Wir wollten ein Wohnheim bauen, das sich von anderen abhebt", sagt Straub. "Die Studierenden sollen am Sonntagabend nicht mit Grauen hierher kommen." Sie sollen sich laut Straub wohl fühlen, nicht nur in den Räumen, sondern auch in der Gemeinschaft: Neben Einzelappartements können die Studierenden auch in Wohngemeinschaften zusammenleben, in zwei bis zu fünf Zimmern. Die großen Einheiten verfügen über zwei Bäder, ein Wohnzimmer und eine Küche. Zwischen 20 und 165 Quadratmeter sind die Wohnflächen groß.

Ihren Strom erhalten sie vom Blockheizkraftwerk im Keller, das Warmwasser wird über die Solaranlage auf dem Dach erhitzt. Überhaupt handelt es sich bei dem kompletten Gebäude um ein Energie-Effizienzhaus. Es ist vorerst für Studierende reserviert. "Aber wer weiß, was in 20 Jahren ist? Falls die Studierendenzahlen abnehmen, könnten wir Wohneinheiten für Demenzkranke einrichten", sagt Günther Straub.

In deutlich näherer Zukunft könnte ein anderes Projekt liegen: Straub steht mit der "Lebenshilfe Bamberg" in Kontakt. Er könnte sich vorstellen, dass im Komplex Wohngruppen für Behinderte integriert werden. "Dann könnten Studierende aus dem sozialen Bereich dort gleich ihr Praktikum machen", überlegt er.

Perspektive durch US-Abzug

Günther Hofmann, Geschäftsführer der Lebenshilfe, hat grundsätzlich Interesse an Gemeinschaftswohnungen für Behinderte. "Allerdings haben wir momentan nicht genug behinderte Menschen, die sagen: ,Ich möchte in einer solchen WG wohnen'", sagt er. Das Projekt habe man aber weiter auf dem Schirm, es gebe aber auch die finanzielle Komponente zu beachten. "Auch der Weggang der Amerikaner bedeutet für uns eine Perspektive. Schon jetzt werden große Wohnungen frei, die für uns von Interesse sind."

Wer Interesse am neuen Studentenwohnheim in der Brennerstraße hat, der will natürlich wissen: Was kostet das Zimmer? Der Mietpreis liegt bei den WGs bei 15 Euro bis 16,50 Euro Warmmiete pro Quadratmeter. Ein voll ausgestattetes Ein-Zimmer-Appartment mit einer Größe von 20 Quadratmetern beläuft sich auf rund 330 Euro Miete. Wer möchte, kann noch einen Tiefgaragenstellplatz unter dem Haus dazu buchen. Baugenossenschafts-Geschäftsführer Straub geht davon aus, dass nicht alle 76 Stellplätze von Studierenden genutzt werden. "Wir werden auch an Privatleute Tiefgaragen-Stellplätze vermieten", kündigt er an.

An solche Überlegungen denkt Gerrit Müller noch nicht. Er ist Projektentwickler, Mit-Investor und Bauherr eines zweiten Wohnheims, das in direkter Nachbarschaft gebaut werden soll: An der Memmelsdorfer Straße 89/91, zwischen Brennerstraße und Kammermeisterweg.

Nachbar-Wohnheim vor Baubeginn

Bisher ist allerdings noch kein Bagger gerollt. Grund: Der Bauherr musste für das Grundstück Vollmachten der Teileigentümer einholen und Eintragungen im Grundbuch vornehmen lassen. "Demnächst müsste es mit dem Bau los gehen, aber wahrscheinlich nicht mehr vor dem Winter", sagt Müller auf Anfrage dieser Zeitung. Kosten wird das Nachbar-Wohnheim voraussichtlich 13 Millionen Euro. Mit 141 Studentenwohnungen und 156 Betten ist es etwas kleiner als das Haus am nördlichen Ende der Brennerstraße.

Dessen Eigentümer, die Baugenossenschaft, streckt mittlerweile die Fühler nach München aus. "Dort planen wir ein ähnliches Wohnheim mit 180 Betten", sagt Günther Straub. Doch was ist, wenn die Studierendenzahlen in Zukunft zurück gehen sollten? "Dann könnte man überlegen, Wohnungen auch an Privatleute zu vermieten. In Bamberg müssten wir bei der Stadt eine Nutzungsänderung beantragen", erklärt Straub. "Aber fürs Erste wollen wir das Haus mit Studenten voll machen."