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Ein Laote bereitet sich in Bamberg auf den Ironman vor


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Sonntag, 23. März 2014

Inthy Deuansavan will den Ironman schaffen. Der Laote hat noch nie für den harten Wettbewerb trainiert. In Bamberg lässt er sich einen Plan zum Durchhalten erstellen.
Zuversichtlich, dass er den Ironman als wohl erster Laote schafft: Inthy Deuansavan im Bamberger Klinikum beim Ultraschall mit Kardiologe Paul Zimmermann. Fotos: Sebastian Martin


Wenn einer bisher nur in einem Bach in Laos geschwommen ist, dann muss er schon noch etwas mehr für einen Wettkampf trainieren. Wenn es sich dabei um einen Ironman-Wettbewerb handelt, bei dem 86 Kilometer geschwommen wird, erst recht.

Sportorthopäde Volker Schöffl vom Klinikum Bamberg steht im Raum von Saludis, dem Therapie- und Rehazentrum am Klinikum, und klärt über das Vorhaben seines "Schützlings" auf. Im Hintergrund schwitzt derjenige, um den es geht. Inthy Deuansavan schickt sich an, der wohl erste Laote zu werden, der einen Ironman absolviert.

Und das praktisch von null auf hundert. Hier im Bamberger Klinikum am Bruderwald lässt er sich vorher durchchecken. Und hier bekommt er auch ein paar Schwimmübungen gezeigt. Denn geschwommen ist er bisher noch nie so wirklich viel.

Schwimmen als Sonderprogramm

Schöffl will seinem Freund Inthy helfen. Die beiden kennen sich schon seit über zehn Jahren. Schöffl fährt jedes Jahr nach Laos, um dort die medizinische Versorgung zu verbessern - und er klettert dort gerne. So hat er Ithny kennen gelernt.

Und als der Arzt vom Plan des 43-jährigen Laoten gehört hat, den Ironman in Zürich zu laufen, hat er gesagt: So geht das nicht, wenn er den harten Wettbewerb bestehen will, dann muss er nach Bamberg kommen und einen Leistungstest machen. "Solch ein Ziel wie den Ironman kann man nicht einfach alleine in Angriff nehmen", sagt Schöffl. Deshalb ist Inthy in Bamberg. Wenn er die Leistungsdiagnostik hinter sich gebracht hat, wird er einen Trainingsplan in den Händen halten, nach dem er darauf trainiert, durchzukommen. Sportwissenschaftlerin Julia Emmler hilft ihm dabei.

Der Laote ist mit Verspätung in Bamberg angekommen. Er ist mit der Bahn gekommen. Doch die ist ausnahmsweise nicht schuld. Inthy und seine Frau haben nicht gewusst, dass in Deutschland die Türen des Zuges vom Fahrgast selbst geöffnet werden müssen. So sind die beiden bis nach Erlangen weitergefahren. Doch Schöffl hat sie abgeholt.

Durchgecheckt und topfit

Nun sitzt Inthy auf dem Ergometer. Er hat eine Art Gasmaske auf, durch die er atmen muss. Es wird getestet, wie lange sein Atem reicht, wie lange er im aeroben Bereich funktioniert - also wie lange die Fettverbrennung läuft, bis die Kohlehydratspeicher angegriffen werden. Der Mann, der jetzt schwitzend da sitzt und strampelt, der die große Herausforderung Ironman im Juli schaffen will, er hat ohnehin eine bewegende Geschichte.

Als er noch bei Atem war, hat der kleine Mann mit dem Lächeln ein wenig von sich erzählt. Eigentlich schwimmt er tatsächlich nur 'mal in einem Schwimmbecken oder im See zu Hause. Brustschwimmen ist alles, was er kann. Das wird ihm nicht reichen beim Ironman.

Eine Kämpfernatur

Doch der Mann hat sich bisher immer duchgebissen: In einem Höhlenkrankenhaus im Nordosten von Laos ist Inthy geboren, damals in den Wirren des Vietnamkriegs. Danach kam er nach Moskau, wo er studieren wollte. Bis die Unterstützung für ausländische Studenten mit der Perestroika endete. Inthy hatte keinen Abschluss.

Dann begann er mit einem kleinen Essensstand. Später baute er sein Elternhaus zum Restaurant um. Inzwischen besitzt er drei davon, vier Hotels und eine Reiseagentur. Er ist ein Kämpfer.

Deshalb ist er auch nach Bamberg gekommen. Vor dem Test auf dem Ergometer wurde Inthy medizinisch durchgecheckt, auch der Herzmuskel wurde per Ultraschall durchleuchtet. Ergebnis: Alles fit. Für einen Hobby-Sportler sieht das ganz gut aus, findet auch Volker Schöffl. Er glaubt an die Leistungsfähigkeit seines Freundes.
Inthy hat ein großes Herz: "Ich will meiner Tochter zeigen: Wenn du was mit Herz machst, dann kannst du alles erreichen." Die 13-Jährige kann bald vielleicht noch ein Stück stolzer auf ihren Vater sein, wenn er im Juli den Ironman geschafft hat. Doch bis dahin muss der Laote noch kräftig trainieren.

Training im Stausee

Nachdem Inthy seinen Neoprenanzug im Bambados getestet und dabei auch eine Schwimmanalyse hinter sich gebracht hat, geht es nun mit der ernsten Vorbereitung los. Schwimmen kann er nur in einem Hotelpool zu Hause, der allerdings eine Kurve hat. Das ist schlecht.

Jetzt haben die Bamberger Trainings-Spezialisten für ihn geplant, dass er in einem Stausee in Laos übt. Dahin muss Inthy alle zwei Wochen am Wochenende. Schwimmen ist vielleicht noch sein größtes Manko, aber der freundliche Laote ist zuversichtlich, dass er sein Ziel erreicht. Der Trainingsplan aus Bamberg hilft ihm dabei.

Auf der Internetseite der Sozialstiftung Bambergzeigt Inthy in seinem Blog, welche Fortschritte er macht.