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Ein kleines Schild sorgt für Kritik am Stephansberg in Bamberg


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Mittwoch, 15. Juni 2016

Die Behörden versuchen, mit einer neuen Regelung das hohe Verkehrsaufkommen am Oberen Stephansberg einzudämmen. Das ruft Kritiker auf den Plan.
Aus der Sternwartstraße darf der motorisierte Verkehr nur noch nach rechts in den Oberen Stephansberg abbiegen. Auto- und Lkw-Fahrer müssen nun ihr Fahrzeug am Stephansplatz wenden und wieder nach oben (im Bild nach links) fahren.  Foto: Ronald Rinklef


Es ist ein kleines Schild, das derzeit die Gemüter am Oberen Stephansberg erhitzt. Ein weißer Pfeil auf blauem Grund erlaubt dem motorisierten Verkehr aus der Sternwartstraße nur noch nach rechts auf den Oberen Stephansberg abzubiegen. Die Polizei hat hier eine Gefahrenstelle beim Linksabbiegen ausgemacht. Vor allem die Schulwegsicherheit am dort angesiedelten ETA-Hoffmann-Gymnasium sei nicht mehr gegeben. Aus einem hausgemachten Grund: Die Eltern fahren ihre Kinder bis kurz vor die Schule. "Es ist Chaos da oben", sagt Polizeihauptkommissarin Ines Schellmann deutlich. Das Straßenverkehrsamt änderte deshalb die Verkehrsregelung.


Dritter Bürgermeister wendet sich an Oberbürgermeister

Eigentlich keine große Sache, betrifft es doch nur eine kleine Straße in Bamberg. Doch es gibt viele Betroffene: das ETA-Hoffmann-Gymnasium, den Spezial-Keller, private Anlieger.
Selbst Dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner hat sich mit einem Schreiben an Oberbürgermeister Andreas Starke (beide SPD) gewandt: "Ich verstehe die Behörden, es ist eine Gefahrensituation", sagt Metzner. "Doch diese Regelung ist nicht zielführend." Viele würden sich nach seiner Beobachtung nicht daran halten. "Was bringt sie dann?", fragt Metzner, der hauptberuflich Lehrer am ETA-Hoffmann-Gymnasium ist. Die Regelung schränke die Anlieger dauerhaft ein - auch außerhalb der Schulzeiten an den Wochenenden, wenn kaum Verkehr herrsche.
Katharina Löhr vom Spezial-Keller schildert: "Unsere Lieferanten müssen jetzt aus der Sternwartstraße nach rechts abbiegen, am Stephansplatz wenden und wieder den Berg nach oben fahren." Das sei nicht nur umständlich, sondern könne weitere Probleme nach sich ziehen. So fahre der Verkehr zweimal über den Oberen Stephansberg und über den Zebrastreifen, den vor allem Schulkinder des ETA-Hoffmann-Gymnasiums nutzen.

Ähnliche Wendemanöver vollführen zur Zeit die Lkw der benachbarten Brauerei Schlenkerla. "Uns schränkt die Regelung ansonsten nicht groß ein", erklärt Brauereichef Matthias Trum. Allerdings glaubt er nicht, dass "die Leute sich daran halten werden". Der Lieferverkehr am Schlenkerla steht am Stephansberg immer wieder mit in der Kritik. Dazu meint Trum: "Wir tun unser Möglichstes, um die Situation so weit wie möglich zu entschärfen." Unter anderem sei inzwischen ein Teil der Brauerei ausgelagert. Zu Schulbeginn und -ende versuche der Betrieb, Lieferungen zu vermeiden.

"Das Schlenkerla alleine ist nicht das Problem", betont Hauptkommissarin Ines Schellmann. Die Polizei hat vor allem festgestellt, dass eine gegenseitige Rücksichtnahme, die in der Straßenverkehrsordnung festgeschrieben ist, nicht stattfinde. Viele würden über den Gehsteig rumpeln.
Das Hauptproblem wird von allen Beteiligten vor allem im Bring- und Holverkehr gesehen. Die stellvertretende Leiterin des ETA-Hoffmann-Gymnasiums, Ulrike Drescher, betont, dass die Leitung den Eltern immer empfehle, ihre Kinder weiter oben am Wilde Rose-Keller aussteigen zu lassen, um die Engstelle an der Sternwartstraße zu vermeiden. Mit mäßigem Erfolg: "Es wirkt bei einigen, bei anderen nicht." Doch sei die jetzt eingeführte Regelung "nicht so toll": "Sie hat uns zur Entlastung unseres Schulverkehrs bisher nichts gebracht." Katharina Löhr vom Spezial-Keller findet: "Es muss eine Lösung gefunden werden, die für alle passt."

Polizei und Straßenverkehrsamt wissen um die Einschränkungen, dennoch wollen die Behörden erst mal an der Regelung festhalten. "Wir müssen sehen, ob sie sich bewährt", sagt Steffen Schützwohl von der städtischen Pressestelle.

Die Polizei will weiter Präsenz zeigen: "Wir werden oben stehen, um die Einhaltung zu kontrollieren", betont Hauptkommissarin Schellmann.