Ein Feuerwehr-Gerätehaus als Passivhaus
Autor: Evi Seeger
, Mittwoch, 09. Mai 2012
Das neue Domizil der Feuerwehr Vorra-Abtsdorf-Hundshof wird nur über die Solarzellen auf dem Dach geheizt. Für ein Gerätehaus ist der Passivhaus-Standard einmalig in Bayern.
           
Die Freiwillige Feuerwehr Vorra-Abtsdorf-Hundshof kann etwas Außergewöhnliches vorweisen: Sie besitzt das einzige Gerätehaus im  Passivhaus-Standard in ganz Bayern. Das vom Frensdorfer Architekten Michael Trykowski geplante Feuerwehrhaus wird am kommenden Sonntag mit dem Segen des Ortspfarrers Wolfgang Schmitt offiziell seiner Bestimmung übergeben.
Bis sie ihren Neubau beziehen konnte stand der Wehr nach den Worten ihres Kommandanten Bernhard Lunz lediglich "eine größere Garage" aus den Anfängen der 60er Jahre zur Verfügung. Darin war das Tragkraftspritzenfahrzeug (ein Ford Transit, Baujahr 1985) untergebracht. Einen Wasseranschluss oder gar eine Heizung gab es nicht. "Jetzt haben wir  natürlich so gebaut, dass wir auch das nächst größere Fahrzeug unterbringen können", sagt Lunz.  Das wäre womöglich ein TSF/W (Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wasser). Dieses künftige Fahrzeug würde auch eine Atemschutzausrüstung enthalten. Doch so weit in die Zukunft will Lunz, der das Amt des Kommandanten bereits seit 15 Jahren inne hat, gar nicht planen. 
  
  Eigenleistung verlängerte die Bauzeit
 
Im November 2007 erfolgte der erste Spatenstich für den Neubau. Das heißt, dass vor dem Winter lediglich die Bodenplatte betoniert werden konnte. In etwa zweijähriger Bauzeit wurde dann der Bau errichtet.  "Wenn man viel selber macht, dauert es halt seine Zeit", betont  Lunz. 6200 freiwillige Arbeitsstunden hätten die ehrenamtlichen Helfer am Bau geleistet. Bemerkenswert findet der Kommandant,  dass immer wieder neue Helfer aktiviert werden konnten, sodass alles in allem 107 Personen ehrenamtlich am Bau tätig waren. Die Gemeinde musste trotzdem noch 396.000 Euro für den Bau aufbringen,  teilte   Bürgermeister Jakobus Kötzner mit. Aus dem staatlichen Fördertopf  ging lediglich der Pauschalzuschuss in Höhe von 40.000 Euro für einen Fahrzeugstellplatz ein.   
Den 60 Aktiven der Feuerwehr stehen jetzt im Erdgeschoss des  neuen Gerätehauses  eine Fahrzeughalle, ein Kommandantenbüro, sanitäre Anlagen sowie die Räume für Geräte und Atemschutz zur Verfügung. Im Obergeschoss befindet  sich ein  Schulungsraum nebst Küche und Toiletten. Um sicherzustellen, dass kein "Feierhaus" entsteht, haben die Frensdorfer Gemeinderäte die Nutzung durch eine eigene Nutzungsordnung geregelt.   Der Passivhaus-Standard wurde durch eine 30 Zentimeter dicke Styropordämmung,  die von außen auf  das 24-Zentimeter-Mauerwerk aus Kalksandstein angebracht wurde, erreicht. Geheizt wird das Haus ausschließlich über die Solarzellen auf dem Dach und   eine Bauteile-Aktivierung. Wie das funktioniert, erklärt Kommandant Lunz: "In die Betondecken und in die Bodenplatte wurden Schläuche eingelassen. Das von der Sonne erwärmte Wasser wird durchgepumpt." 
  
  Konstant 16 Grad Raumtemperatur
 
Die Räume werden so konstant  auf einer  Temperatur von 16 Grad gehalten. Eine Heizung mit  Öl, Gas oder Pellets gebe es nicht. Falls noch um einige Grad höher geheizt werden müsse, geschehe dies über  die Lüftungsanlage. 
Aber die Feuerwehrführung hat noch weiter gedacht: Sie ließ sich von der Gemeinde   eine Photovoltaikanlage genehmigen, die auf dem Dach installiert wurde. Für die   rund 40.000 Euro teuere Anlage zeichnet als Eigentümer und Betreiber der Feuerwehrverein verantwortlich.
 Die Anlage finanziere sich selbst, erklärt Kommandant Bernhard Lunz.  Vertraglich in einer Zeit aufgestellt als es noch hohe  Einspeisevergütungen gab, bleibe neben  Tilgung und Zinsen sogar noch der eine oder andere Euro für die Jugendarbeit oder für Vereinsausflüge übrig. Praktisch veranlagt zeigte sich die Feuerwehrführung auch, indem  sie vor dem Gerätehaus die Motive für  Übungen des Feuerwehrnachwuchses ins Pflaster gelegt hat.  Früher mussten die Symbole bei jeder Übung eigens aufgemalt werden.  
Die Einweihung am Sonntag, 13. Mai, beginnt um  9.30 Uhr mit einem Gottesdienst im Gerätehaus (anschließend  kirchliche Segnung, Frühschoppen und Mittagessen), Ab 14 Uhr findet ein "Spiel ohne Grenzen" mit den Ortsvereinen  auf dem Feuerwehrgelände  statt.