Druckartikel: Ein Fest für die Königin

Ein Fest für die Königin


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Scheßlitz, Donnerstag, 02. Juni 2016

Am Sonntag wird Erzbischof Ludwig Schick die sanierte Orgel auf dem Gügel wieder einweihen.
Blick in das Kirchenschiff mit seinem Netzgewölbe Fotos: Marion Krüger-Hundrup


Wenn Kirchenpfleger und Mesner Anton Heinert das Portal der Gügel-Kirche St. Pankratius aufschließt, öffnet sich ihm auch das Herz. "Ich hänge an diesem Gotteshaus", bekennt er freimütig. Fast 35 Jahre lang sorgt Heinert maßgeblich dafür, dass sich auch Pilger und kunstsinnige Touristen darin wohl fühlen. Umso mehr fiebert der rührige Mann dem kommenden Sonntag entgegen, an dem zum Fest für die Königin der Instrumente alles rund laufen muss: Im Pontifikalamt um 17 Uhr wird Erzbischof Ludwig Schick die sanierte Orgel wieder einweihen.

Das gute Stück ist nicht einfach nur irgendeine Orgel, sondern eine der ältesten im Erzbistum Bamberg überhaupt. Sie wurde 1708 von dem Orgelbaumeister Schöps aus Seßlach gebaut. Zuletzt 1965 überholt, war Anfang 2015 eine komplette Generalsanierung unumgänglich.

Die Schäden an der Gügel-Orgel waren nicht nur hörbar: Sie waren auch mit bloßem Auge zu erkennen. Im Gehäuse aus Fichten- und Lindenholz waren Risse, allein die 319 Pfeifen aus Zinn und Blei wiesen Beulen und Knicke auf.

Fachleute der Schwarzwälder Orgelbaufirma Johannes Rohlf nahmen die historische Orgel sorgfältig auseinander. Nummeriert, dokumentiert und fotografiert landeten die einzelnen Teile in der Werkstatt. Über ein Jahr dauerte es nun, bis die Experten Unterkasten, Windladenkranz, Oberkasten, Windlade, Klaviatur, Notenpult, Pedalen, Schwimmerbalge, Pfeifen restauriert hatten. "Die Orgel ist in den Zustand ihrer Entstehungszeit im 18. Jahrhundert zurückgeführt worden", bilanziert Anton Heinert.

Nun thront die Königin in frischem Glanze wieder auf der Westempore der Gügel-Kirche. Der Bamberger Domorganist Markus Willinger wird sie im Festgottesdienst zum Klingen bringen. Dabei gilt die Feier mit den erwarteten Vertretern von Landkreis, Kommunen und Vereinen nicht nur der blaublütigen Dame auf der Empore, sondern auch einem einfachen Bäcker. Der lieferte vor 400 Jahren, also im Juni 1616, Gebäck zur Weihe der neuen Gügel-Kirche. Dieser "Lieferschein" sei der einzige Beleg für das Jubiläum in diesem Jahr, erklärt Kirchenpfleger Heinert.


Von Burg zu Kirche

Er hat die Geschichte des Gügels auf dem weißen Jurakalkfelsen intus. Heinert erzählt von der ersten urkundlichen Erwähnung 1274 als Nebenburg zu Giech. 1384 wird erstmals die Kapelle des heiligen Pankratius genannt, 1439 die Vorläuferkirche der heutigen geweiht. Der jetzige Kirchenbau ist von dem Baumeister Johann Bonalino, der aus Graubünden in der Schweiz kam, im Auftrag des Bamberger Fürstbischofs Gottfried von Aschhausen zwischen 1610 bis 1616 errichtet worden. "Dabei hat Bonalino Altes und Neues großzügig in einen einheitlichen Bau zusammengefügt", so Heinert.

Er freut sich über Wallfahrergruppen, die aus Pfarreien wie Königsfeld, Peulendorf oder Bamberg St. Kunigund seit Jahrzehnten dem Gügel treu bleiben. Er ist dankbar, dass zumindest an bestimmten Feiertagen darin Gottesdienste gefeiert werden können.

Dass seine Kollegin, Mesnerin Michaela Zeck, die Kirchenwäsche und die Kirche selbst sauber hält. Und dass der Gügel als Hochzeitskirche nach wie vor gefragt ist, wenn auch nicht mehr so rege wie in früheren Zeiten. "Viele lassen sich heutzutage nicht mehr kirchlich trauen", bedauert Heinert.

Handfeste Sorgen bereiten dem Kirchenpfleger dagegen ganz weltliche Dinge: nämlich die Finanzen. Die Orgelsanierung plus ergänzende Arbeiten an Podest und Elektrik schlagen mit 190 000 Euro zu Buche. Nach Abzug der Zuschüsse von der Oberfranken-Stiftung, der Bayerischen Landesstiftung, des Landkreises Bamberg, der Stadt Scheßlitz und des Erzbischöflichen Ordinariates bleiben als Eigenanteil etwa 50 000 Euro: "Wir hoffen auf Spenden", sagt Heinert.


Nächste Herausforderung

Zumal die nächste Herausforderung wartet: Die ab heuer anstehende Dach-, Fels- und Innensanierung des Gügel ist mit zwei Millionen Euro veranschlagt. Da werden wohl die Vierzehn Nothelfer gebraucht, die augenfällig aus Alabastermarmor in dieser Kirche beheimatet sind.