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Ein echter Problemfall: Hallstadts Rathaus


Autor: Anette Schreiber

Hallstadt, Donnerstag, 15. Mai 2014

Neue Amtsperiode - altes Problem: Erst 2002 war das Hallstadter Rathaus saniert worden, nun wird eine erneute Sanierung erforderlich, soll die Verwaltung in das historische Gebäude zurückkehren. Die Kosten dafür sind höher, als zunächst veranschlagt.
Alles eingepackt oder freigelegt - der Stadtrat sah sich in Sachen Sanierung im Hallstadter Rathaus um. Foto: Anette Schreiber/Kerstin Bönisch


Zwei nicht unproblematische Großprojekte hat Hallstadts neuer Bürgermeister Thomas Söder (CSU) von seinem Amtsvorgänger Markus Zirkel (SPD) übernommen: Den Bau der Marktscheue und ein saniertes, leer stehendes Rathaus, über dessen erneute Sanierung und damit Zukunft entschieden werden muss. Im Raum stand dann eine erneute Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes in einem Kostenrahmen von um die 750 000 Euro. Doch angesichts des neuesten Sach standes wird dieser Finanzrahmen bei Weitem nicht genügen. Im Gespräch ist derzeit eine Summe von geschätzten knapp 1,3 Millionen Euro. Grund genug für den Bürgermeister, den Stadtrat sowie interessierte Bürger zu einem Ortstermin mit Fachleuten einzuladen.

Ein gewisser Unmut seitens des Stadtrates war vor Ort durchaus zu erkennen.

Wie man wissen muss, war der aus dem Jahr 1480 stammende in den 50ern erstmals sanierte Verwaltungssitz bis zum Jahr 2002 mit einem Kostenaufwand von vier Millionen Millionen Euro saniert worden. Nach einer vierjährigen Planungs.- und zweieinhalbjährigen Bauphase. Doch nur kurz nach der Rückkehr der Verwaltung klagten Verwaltungsmitarbeiter zunächst über den eigenartigen Geruch, dann traten bei einigen gesundheitliche Probleme auf. Schließlich erfolgten Untersuchungen und ein Rechtsstreit mit den für die Sanierung Verantwortlichen. Schuld an der Misere ist wohl austretendes Wasser und in der Folge eine Belastung mit Schadstoff (Chlornaphtaline).
Seitens der Versicherung darf die Stadt nun mit einer Summe von 250 000 Euro rechnen - für die erneute Sanierung.

Seit 2010 jedenfalls ist die Verwaltung in das Bürgerhaus ausgelagert und arbeitet dort unter sehr beengten Verhältnissen. Was so nicht sehr viel länger tragbar ist, wie der Bürgermeister vorab wissen ließ.
Angesichts dieser Vorgeschichte schwang in den Fragen der Stadträte nicht überhörbare Skepsis mit. Freilich arbeitet man nun mit anderen Planern und Spezialisten zusammen.

Bei der erneuten Sanierung, so Architektin Simone Krainz (Nürnberg) wird auch das Raumkonzept an die aktuellen Bedürfnisse im Arbeitsablauf angepasst. Zusätzlicher Raum kann nicht gewonnen, dafür aber das Rathaus im Erdgeschoss behindertenfreundlicher werden. Wozu unter anderem ein Plattformlift gehört, sowie Vorrichtungen für Menschen mit Geh, Seh- und Hörbehinderungen. Dafür werden im Parterre gewisse Umbaumaßnahmen erforderlich.

Dass man bei der neuerlichen Sanierung an diverse Vorgaben und Anforderungen insbesondere des Denkmalschutzes aber auch des Brandschutzes gebunden ist, machte die Architektin mehrfach deutlich. Auch ist es nicht möglich, die schadstoffbelasteten Teile der Holzkonstruktion auszubauen. Für Abhilfe soll ein innovatives Belüftungssystem sorgen, das mit der Hilfe von Luft die Schadstoffe im Boden absaugt und über ein Gebläse übers Dach und in unschädlicher Konzentration abführt. Positiver Nebeneffekt ist laut Spezialist Klaus Böhmer vom Büro Cadraw, dass die Räume kontinuierlich mit Frischluft versorgt werden. Dies wird so bleiben, auch wenn das Gebäude schadstofffrei geworden ist. Allerdings müssen dafür in den oberen Geschossen alle Böden entfernt und aus Brandschutzgründen in anderer Ausführung (Fliesen) neu verbaut werden.

Mehrfach betonte die Architektin, dass sich seit dem Jahr 2002 die Brandschutzauflagen geändert, also verschärft haben, was nun entsprechenden weitere Maßnahmen nach sich ziehe. Das sorgte bei etlichen Stadträten für Verärgerung. Denn denn ohne Sanierung, wäre hier wohl auch keine Nachbesserung angemahnt worden. Architektin Krainz berief sich in ihrer Argumentation auf die Forderungen des Brandschutzbeauftragten.
So sollen unter anderem Dachgauben so modifiziert, dass mittels Leiter ein Zugang (Notausstieg) möglich wird. Nach wie vor nicht möglich ist ein zweiter Rettungsweg innerhalb des Gebäudes.

Nach den Jahren des Leerstandes benötigt das Gebäude zudem einen neuen Innen- sowie einen Fassadenanstrich, erklärte die Architektin. Die Sanierung würde man zum Anlass nehmen, auch technische Optimierungen vorzunehmen.

Nach dem Ortstermin standen die Planer im Feuerwehrhaus Rede und Antwort. Im Detail erklärt wurden die derzeit geschätzten Kosten. Wobei die Planung erst auch noch mit Fachstellen abzuklären ist.
Angesichts eines so großen Projektes verwies Bürgermeister Söder das Thema zur weiteren intensiven Beratung in die Fraktionen. Gerne dürfen die Verwaltung oder auch Planer sowie Brandschutzgutachter hinzugebeten weden , bot er an. Söder betonte aber auch, dass er vor der Sommerpause eine Entscheidung haben möchte. "Wir sollten so bald wie möglich wissen, wie es weitergeht."

Weiter ging die Sitzung dann mit dem Thema Kirchweih. Dazu stellte Joachim Sator zunächst den Verein Hall Stadtmarketing und dann dessen mögliche Beiträge zur August-Kirchweih vor. Nachdem hier vergangenes Jahr erstmals auch ein Konzert des Bamberger Jazz- und Bluesfestival stattgefunden hatte, soll dies heuer beibehalten und auf dem Platz vor der Kirche abgehalten werden. Wobei die Bühne für Weiteres Raum geben könnte. Bei der weiteren Gestaltung der Kerwa legt der Stadtrat auf eine Kooperationen mit dem Sport- und Kulturring sowie den Vereinen Wert.

Mit seinen Mitteilungen insbesondere zur Vergabe für diverse Arbeiten an der Marktscheune beendete der Bürgermeister die Tagesordnung.