Druckartikel: Ein Bamberger Atelier regiert "König Ödipus"

Ein Bamberger Atelier regiert "König Ödipus"


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Montag, 23. Februar 2015

Erst "Betten Friedrich", dann das JuZ, jetzt ein Atelier: Ab 6. März gastiert das Bamberger Theater im Gärtnerviertel in Bernd Wagenhäusers Ausstellungshalle. Zwischen Bildern und Objekten erlebt das Publikum Bodo Wartkes tragikomische Version des Sophokles-Dramas. Vorab auch Videos.
Unter der Regie von Nina Lorenz spielen Olga Seehafer und Stephan Bach in "König Ödipus". Jóhannes Klütsch trommelt als Schlagzeuger für den Erfolg des neuen Stücks des Theaters im Gärtnerviertel.  Foto: Werner Lorenz


Ein Ausstellungsraum wird zur Bühne. Diverse Bilder und Objekte schimmern in sphärischem Licht. In einer mystischen Szenerie soll sich das Publikum wiederfinden und dem Sohn des "Laois" begegnen. Seinem verhängnisvollen Schicksal sucht der tragische Held zu entrinnen. Und erfüllt doch den Fluch, der auf seiner Familie lastet, indem er unwissentlich den eigenen Vater tötet und die eigene Mutter zur Frau nimmt. Zum Inbegriff der griechischen Tragödie wurde "König Ödipus", den das Theater im Gärtnerviertel (TiG) mit zwei Schauspielern und einem Percussionisten ab 6. März in einer tragikomischen Version aufleben lässt. Wobei es Bernd Wagenhäusers Atelier war, das die Protagonisten zu dem Stück inspirierte.


Pech und Eisen
Plastiken aus Cor-Ten-Stahl, darunter eine mächtige Säule, die der Künstler rosten ließ. Eisen und Pech auf schwerem Büttenpapier. Wer Wagenhäusers Welt betritt, kann sich der Faszination seiner drei- und zweidimensionalen Objekte kaum entziehen. So erging's auch Nina Lorenz, der Regisseurin des TiG.

"Archaische Kräfte scheinen von Wagenhäusers Werken auszugehen, die auf diese Weise in Verbindung mit den antiken Mythen stehen." Und nachdem "Ödipus" als griechische Tragödie Lorenz von jeher faszinierte, war die Idee für ein neues Bühnenstück des TiG geboren, das nun in Kürze mit Olga Seehafer und Stephan Bach in der Gertraudenstraße 10 Premiere feiert. "Wobei wir Bodo Wartkes freche, kurzweilige Fassung des Dramas zeigen, nachdem dem Klavierkabarettisten ein leichtfüßiger Einstieg in den klassischen Stoff gelang."


Auf den Punkt gebracht
Was sagt der Hausherr wohl zur Zweckentfremdung seines Ateliers? "Ich freue mich darauf, zumal mich mit dem TiG manches verbindet." Mit seiner archaisch anmutenden Formensprache brachte Wagenhäuser Themen ja von jeher auf den Punkt. Und diese Konzentration aufs Wesentliche zeichnet gleichermaßen Bühnenbilder des TiG aus. Nehmen wir das Doppelbett, in dem der (flotte) "Dreier" des Ensembles abging, das sich im Oktober bei "Betten Friedrich" eingenistet hatte.


Fürs Drama geschaffen
Auf rund 120 Quadratmetern kann sich die Wanderbühne in Wagenhäusers Atelier ausbreiten, wo gerade die Serien "Coquille II" und "Eisen und Erdpech auf Bütten" zu sehen sind. "Ödipus'" Maske, die der Künstler eigens für das Drama schuf, nimmt darauf Bezug: "Man könnte glatt meinen, sie hätte sich von den anderen Exponat en gelöst, um später wieder an ihren angestammten Platz zurückzukehren", sagt Wagenhäuser, der schon diverse Bühnenbilder gestaltete - und fürs E.T.A.-Hoffmann-Theater diverse Requisiten schuf. ",Coquille II' entstammt ,Ödipus' Krone", die sich Stephan Bach im neuen Stück des TiG sicherte.

Auf diese Weise wird wieder eine außergewöhnliche Location zur Bühne. Wobei an der Seite Bachs als "Ödipus" Olga Seehafer spielt, die schon in "multiple choice" als experimentellem Jugendstück des TiG glänzte. Das Bühnenbild damals: vier Stühle. Im JuZ feierte "multiple choice" Mitte Oktober Premiere, war später aber auch an Schulen in Stadt und Landkreis zu sehen.

"Wir spielten vor rund 1800 Schülern", berichtet Nina Lorenz, die neben dem erwachsenen Publikum eben auch Jugendliche ansprechen will. "Bei den 33. Bayerischen Theatertagen ist die Ensembleproduktion heuer erneut zu erleben." Und am 28. Februar zeigt das TiG bei den Kurzfilmtagen seinen Trailer zu "multiple choice" im Wettbewerb "Oberfranken dreht auf" .

Die Gründung des Vereins "Freunde des Theaters im Gärtnerviertel" ging am 21. Januar über die Bühne. "Die Idee eines Theaters mit wechselnden Spielorten begeisterte so viele Zuschauer, dass man uns auf diese Weise ideell und materiell unterstützen möchte." Mehr dazu aber im Netz unter der Homepage des TiG.


Termine und Tickets

"König Ödipus" in einer Neubearbeitung von Bodo Wartke zeigt das Theater im Gärtnerviertel (TiG) ab 6. März, 20 Uhr, im Atelier Bernd Wagenhäuser (Gertraudenstraße 10, Rückgebäude). Weitere Vorstellungen finden am 8., 13., 14., 18., 20., 21., 25. und 27. März, ab jeweils 20 Uhr statt. Tickets sind beim BVD (Telefon 0951/9 80 82 20) und im Geschäft Betten Friedrich (Obere Königstraße 43, 0951/27578) im Vorverkauf erhältlich.