Druckartikel: Ein 90-Jähriger zeigt Kartentricks

Ein 90-Jähriger zeigt Kartentricks


Autor: Anette Schreiber

Burgwindheim, Dienstag, 02. April 2013

In Burgwindheim gibt es seit einem Jahr den zwanglosen Donnerstagstreff "Mittendrinn", bei dem Jung und Alt erfahren, was im Ort passiert, Kaffee trinken und sich Spielen oder Vorträgen widmen.
Generationentreff in Burgwindheim Foto: Michael Gründel


Gerhard Hirsch hat Zauberkarten dabei, sein Hochzeitsfoto und eines, das ihn als Bandmitglied zeigt. Johann Merkel ist seinerseits gerüstet. Er hat ein kleines Holzspiel mitgebracht. Das interessiere die Kinder. Das weiß der 75-Jährige und dass zumindest die einjährige Linda jedes Mal da ist. Denn "wir sind Stammgäste", merkt der 90-jährige Gerhard Hirsch an. Jeden Donnerstag kommen die beiden Herren in den Generationentreff "Mittendrinn", den es seit gut einem Jahr gibt. Auf Wunsch und mit Rückhalt des Gemeinderates.

Interessant und wichtig

Vier Ratsmitglieder engagieren sich hier regelmäßig: Ute Seven, Franz Werner, Maria Hollmann und Dritter Bürgermeister Xaver Nistler.

Sie habe befürchtet, es würde wohl Donnerstage geben, an dem die zum Kaffee kochen, Einkaufen, Vor- und Nachbereiten eingeteilten Ehrenamtlichen alleine bleiben, an denen sie notgedrungen lesen würden, gibt Ute Seven anfängliche Befürchtungen wieder. "Doch bis jetzt war immer jemand da", freut sie sich. Im Schnitt sogar 20 Leute. Um die kümmert sich ein Stab von gut zehn Helfern. Heute sind Andrea und Oliver Dorn eingeteilt. Warum engagiert sich das 36-jährige Ehepaar? "Weil es interessant und wichtig ist", sagt Oliver Dorn, während er und seine Söhne Maximilian (9) und Benedikt (8) Stühle und Tische im Haus des Gastes für den Treff zu gemütlichen Einheiten arrangieren. "Es bereichert die Gemeinde", fügt seine Frau an, während sie gemeinsam mit Ute Seven Kaffee kocht.

Merkel und Hirsch gehören meist zu den Ersten im Treff, der um 16 Uhr beginnt und bis 18 Uhr dauert. Mit den Gästen steigt die Phonzahl im Raum, proportional zu den Gesprächen.
Dorns sichten eine Bekannte an der Tür. Weil die bekanntermaßen in Sachen Vorhangnähen ein Ass ist, wähnen Dorns hier Thema für einen Treff. Denn die Veranstaltung mit Sockenstricken war ein echter Renner. Das kann Elisabeth Doppernas nur bestätigen. Die 54-Jährige ist immer wieder mal im "Mittendrinn" und bei besagter Socken-Veranstaltung gezielt der Spitzen und Versen wegen gewesen. Gerade mit den Kindern, die sich ungezwungen zwischen den Generationen bewegen, sei es hier immer schön, findet sie. Heute gibt es einen Vortrag über Kanada. Genau deswegen ist Josef Aumüller (76) gekommen. Der Vortrag beginnt erst um halb sechs, so hat er Zeit, mit Hirsch und Merkel ins Gespräch zu kommen. Für die beiden ist der Donnerstagstermin fix, "sonst erfährt man ja nicht, was im Ort passiert", weiß Johann Merkel. Es gibt bestimmt viele andere Senioren, die allein zu Hause sitzen und sich einfach nicht trauen, in den Treff zu kommen, mutmaßt er.

Der Anfang ist schwer, lautet die Erfahrung Ute Sevens. Es sei dem Franken wohl nicht gegeben, zu etwas Ungezwungenem zu gehen. Da könnten andere den Eindruck gewinnen, jemand habe nichts zu tun..., bemüht sie eine Erklärung.

Kinder sind beim Turnen

Nicht nur ältere Herren wie Merkel und Hirsch schätzen den Treff, weil man erfährt, was sich am Ort tut. Das Gleiche gilt für Waltraud Zuber. Die 45-Jährige schildert, "man trifft sich hier und erfährt das Neueste". Praktisch ist der Treff speziell für Mütter, deren Kinder zum Turnen gehen, oder zum Musikunterricht ein willkommener Ort. Heimfahren lohnt nicht, und hier ist es warm und trocken, außerdem gibt es Kaffee und Kuchen und natürlich Unterhaltung. Das kann Andrea Baier nur bestätigen. Linda (1), das jüngste der vier Kinder der 41-Jährigen, wächst mit "Mittendrinn"auf: "Die ist von Anfang an dabei und ist hier schon durchgekrabbelt."

Wie gesagt, Gerhard Hirsch und Johann Merkel kennen die Kleine schon gut. Hier treffen sich die Generationen eben im wahrsten Sinn. Heinrich Thaler, Erster Bürgermeister des Marktes Burgwindheim ist ebenfalls jeden Donnerstagnachmittag im Haus des Gastes, das zugleich als Rathaus fungiert. Er schaut vom Amtszimmer im ersten Stock immer herunter in den Generationentreff, "Burgwindheims Wohnzimmer", wie er einen Begriff aus der Auftaktveranstaltung aufgreift. Zufrieden stellt er fest, "es werden immer mehr Leute, die kommen". In Burgwindheims Wohnzimmer beobachtet er "sozialen Zusammenhalt". Lob zollt er dabei ganz speziell dem Team, das sich für Mittendrinn einsetzt.

Und wie steht es mit den Kleinsten beim Treff? Mara etwa findet den Treff gut, "der Herr Hirsch zeigt uns immer Tricks", sagt sie strahlend. "Die Arbeit hat sich gelohnt", flüstert Franz Werner vom Mittendrinn-Team, während sich Jung und Alt Seite an Seite für Hans Jürgen Eppenauers Kanada-Vortrag in Position setzen. "Das ist der absolut richtige Weg", unterstreicht er draußen in der Küche, wo Ute Seven zwischenzeitlich Geschirr spült.