Druckartikel: Eimerweise fließt das Hausbräu

Eimerweise fließt das Hausbräu


Autor: Joseph Beck

Litzendorf, Dienstag, 04. April 2017

Hausbrauer fassen in Lohndorf wieder Bier. Die neue EU-Regelung zum Verbot von Steinkrügen halten die Hobbybrauer für einen Aprilscherz.
In Kofferräumen, auf Anhängern oder mit Traktoren wird das "Hausbräu" abgeholt. Fotos: Joseph Beck


Zweimal im Jahr, im März und im Juni, bilden sich in der Ellertalstraße in Lohndorf vor der Brauerei Reh lange Schlangen. Es ist die Zeit, in der früher die Bauern ihr altes Traditionsrecht in Anspruch nahmen und das für sie extra gebraute Bier in Fässer abfüllten. Bedingung war, dass sie Gerste auf ihren Feldern angebaut haben. Je nach Tagwerkanzahl konnten sie dann mehr oder weniger des köstlichen Gerstensaftes abholen. Elmar Reh, der Seniorchef der Brauerei, erklärte dazu: "Diese Regelung gilt heute nicht mehr und so kann jeder sein ,Hausbräu' holen, in seinem Keller oder Kühlraum vier Wochen ablagern bis sich die Hefe setzt, das Bier klar wird, und es dann alleine oder mit Freunden genießen."


Stärker und billiger

Das Bier muss natürlich an die Brauerei bezahlt werden, es ist aber mit 12,5 Prozent Stammwürze stärker als das normale Bier und etwas billiger, da ja die Lagerung selbst erfolgt. Dazu kommen dann noch die Biersteuer und die Umsatzsteuer.

Heute werden fast nur noch ummantelte Alu- oder Edelstahlfässer verwendet. Das notwendige Auspechen der Holzfässer durch einen Büttner entfällt. Bierkenner aber schwören weiterhin auf den besonderen Geschmack des Bieres in Holzfässern. Gegen eine kleine Gebühr werden von der Brauerei etwa 600 Fässer mit Hochdruckreiniger gewaschen. Durch eine Druckleitung direkt vom Gärtank aus befüllt dann jeder Hobbybrauer selbst seine Fässer, die zwischen 10 und 50 Liter fassen.

Die Restbefüllung wird anschließend mit einem Eimer oder einer sauberen Gießkanne aufgefüllt. Da einige Besucher auch Drei- oder Fünfliterflaschen füllen, dürfen sie diese nicht bis zum Rand füllen. Siggi Kuhn aus Bamberg erzählte, dass er das nicht wusste oder nicht beachtete, der starke Druck beim Lagern aber schon mal den Boden einer solchen Flasche abgesprengt habe. Auch sein Freund und Arbeitskollege Mickael Le Garce, der aus der französischen Bretagne stammt und nun schon einigen Jahre in Bamberg wohnt, füllt für sich einige größere Flaschen ab.


Erinnerung an alte Zeiten

Während der Wartezeit oder danach stärken sich dann die meisten Abfüller mit Weißwürsten, Knackern und Brezen oder Salzstangen und testen dabei natürlich den neuen Stoff. Dabei kommen alte Zeiten ins Gespräch. Der 88-jährige Peter Weidner aus Tiefenellern füllt zwar keine Fässer mehr ab, kommt aber regelmäßig zum Termin, um die einzigartige Atmosphäre zu genießen und sich mit anderen zu treffen. Auf die Frage, was er von der neuen EU-Regelung hält, dass Steinkrüge verboten werden sollen, da man wegen des Schaumes nicht den tatsächlichen Inhalt sehe, sagt er sofort: "Das ist doch nur ein Aprilscherz." Derselben Meinung waren auch die anderen Anwesenden. Auch der Hinweis auf die BR-Sendung konnte sie nicht umstimmen, denn einen solchen "Quatsch" können sie sich beim besten Willen nicht vorstellen.

Dann kommt das Gespräch auf die Zeiten, als es noch keinen Kühlraum mit Strom gab. Da musste zur Winterzeit Eis zur Kühlung der Keller im Sommer besorgt werden. Einige Wirte ließen dazu das Eis auf den Weihern brechen und auf Leiterwagen in die Keller transportieren. Die Brauerei Reh hat ein haushohes Holzgerüst aufgebaut, mit Besenreisig bestückt und darüber das Wasser aus einer Sprühdose rieseln lassen. Das entstandene Eis wird anschließend abgeschlagen und ebenfalls in die Keller gefahren.

Bis zum Nachmittag hatten dann alle fünfzig Hausbräuer ihren Stoff abgeholt und es zog wieder Ruhe ein in die Ellertalstraße.