Ehe: Hier ist "Umtausch ausgeschlossen!"
Autor: Anette Schreiber
LKR Bamberg, Sonntag, 05. Mai 2019
Standesbeamten besiegeln den Bund fürs Leben und erleben dabei auch so manches, wie Walter Hanslok in Ebrach.
Fast schon vier Jahrzehnte lang stellt Walter Hanslok die Frage aller Fragen in Sachen Liebe - ob zwei Menschen mit dem jeweils anderen den Bund fürs Leben eingehen wollen. Mit allen Rechten und allen Pflichten, wie es die Funktion des Standesbeamten fordert.
In den Jahren und Jahrzehnten hat sich etliches ver- und geändert. Beispielsweise, dass man heute keine Trauzeugen mehr braucht und dass eine Eheschließung auch zu dritt geht - also Brautpaar plus Standesbeamter. Oder dass Eheschließungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern möglich und üblich sind. Auch wenn der Ebracher Standesbeamte selbst noch keine derartige Trauung vollzogen hat. Er hat schon viel erlebt, zumal er selbst seinerzeit mit 21 Jahren einer der jüngsten Standesbeamten in der Region war. Wobei er in der Gemeinde aber auch aufgezogen wurde, da er damals selbst noch nicht den Bund fürs Leben geschlossen hatte.
Er sollte doch endlich mal auf der anderen Seite des Tisches stehen, beziehungsweise sitzen, forderten Kollegen damals, damit er auch wisse, worüber er rede. Seit vielen Jahren weiß er das.
Was bei Trauungen gesprochen wird und wie, ist bis auf die formellen Vorgaben mehr oder weniger den Standesbeamten überlassen. Walter Hanslok weiß aber, dass sich früher alles sehr formell vollzog. Er selbst habe jedoch schon immer Wert darauf gelegt, persönliche Worte zu finden, "alles persönlicher, individueller zu gestalten". Eheschließungen in Ebrach waren so individuell, dass eine Braut im Winter mit dem Motorrad andüste,oder Pferdeliebhaber angeritten kamen und ihre Rösser auf dem Parkplatz abstellten.
So viel Individualität, dass die Braut bestimmt, wer wo sitzen sollte, wollte und durfte er freilich nicht zulassen. "Aber, da hat man dann gleich gesehen, wer in der Ehe die Hosen anhat", gibt er schmunzelnd zu verstehen. Das habe er bei anderen Trauungen aber auch ohne Sitzordnungsanweisung oftmals mitbekommen.
Dass sich jemand bei der Trauung umentschieden hat, ist Walter Hanslok in seiner Eigenschaft als Standesbeamter noch nicht passiert. Dafür aber, dass manche Paare einfach nicht zum Termin erschienen. Oder welche in äußerster Eile angetreten sind, weil sie im Anschluss gleich wieder beim kurz zuvor geborenen Kind im Krankenhaus gebraucht wurden.
Nach so vielen Eheschließungen, wie viele genau es sind, hat der 61-Jährige nicht nachgezählt, bekommt man da eigentlich ein Gespür dafür, ob eine Ehe hält? Hanslok sagt klar und deutlich: "Nein!" Da waren Paare, bei denen er überzeugt war, dass diese sich ganz bestimmt wieder scheiden lassen, und es nicht taten. Und wieder andere, die er für Traum-Paare hielt, um mitzubekommen, dass die Eheleute später getrennte Wege gingen.