Ebrachs Sorge um einen sicheren Schulweg
Autor: Anette Schreiber
Ebrach, Donnerstag, 16. Mai 2013
Im Bereich der Ebracher Grundschule wurden Schilder abgebaut, die den Verkehr auf Tempo 30 drosseln sollten. Schulweghelfer alleine reichen für die Querung der Staatsstraße nicht, meint nicht nur der einstige Rektor.
"Alles, was optisch auffällt, ist eine Hilfe. Eine Hilfe für Schüler", sagt Siegfried Jahn. 41 Jahre lang war er an der Ebracher Volksschule Lehrer, die letzten elf auch als Rektor. Weil Jahn weiß, wie schwierig es immer gewesen ist, Menschen zu finden, die sich für die Schulwegsicherheit der Kinder engagieren, geht er als Ruheständler jetzt mit gutem Beispiel voran. Als Schulweghelfer.
In den letzten knapp 50 Jahren ist auf der Staatsstraße nur ein Schulwegunfall passiert, weiß er. "Gott sei Dank", fügt Jahn hinzu. Und die amtierende Rektorin Hanne Frischmann betet inständig, dass kein Schüler zu Schaden kommt. Doch die Ansätze und Ansichten, wie dafür am effektivsten Sorge getragen werden kann, divergieren stark.
Jahn und Frischmann bedauern ebenso wie Bürgermeister Max-Dieter Schneider (SPD), dass weitere Schilder, und damit optische Signale abgebaut wurden und weiter werden.
Es müssen keine Eltern sein
"Es müssen ja keine Eltern oder Großeltern sein, sondern einfach Bürger, die Zeit haben und sich engagieren möchten." Die Ebracher Grundschule umfasst die Jahrgangsstufen 1 bis 4 und hat drei Klassen mit insgesamt knapp 50 Schülern.
Warum verschwanden die Tempo-30-Schilder? Weil der Landkreis den Schilderwald möglichst lichten will und solche Schilder entfernt, deren Botschaft bereits durch andere signalisiert wird, erklärt Helmut Hartwich, Leiter der Straßenverkehrsbehörde am Landratsamt. "Achtung Schulkinder" transportiere bereits die entscheidende Botschaft. Wie Hartwich weiter wissen lässt, werden in Ebrach auch die blauen Schülerlotsen-Schilder verschwinden. Warum? Weil es Schülerlotsen hier schon seit vielen Jahren nicht mehr gibt, seit 2003, mit Verschwinden die letzten Hauptschüler vom Schulstandort.
Denn Schülerlotse darf man erst ab zwölf Jahren und damit ab der sechsten Klasse sein, weiß Jahn. So hat Ebrach nur noch eine Grundschule. Aber auch dorthin sollen die Kinder möglichst unbeschadet gelangen...
Ohne Kelle und alleine
Im Gegensatz zu Schülerlotsen sind die erwachsenen Schulweghelfer alleine, haben keine Kelle und dürfen Autos auch nicht anhalten. Ein großer Unterschied. So warten sie die Lücken im fließenden Verkehr ab, um die Kinder über die Straße zu lotsen.
Jahns Sorgen und Anregungen decken sich mit denen des Marktgemeinderates, der sich deswegen in seiner Sitzung mit der Sache befasste.
Eine Markierung, also ein Zebrastreifen wäre eine große Hilfe, meint das Gremium. "Das fordern wir seit Jahrzehnten", weiß Jahn. Doch das scheitert an der Auffassung der Fachbehörden. Die vertreten die Ansicht, ein Zebrastreifen vermittle den fälschlichen Eindruck von Sicherheit... Genau diese Einstellung teilt Rektorin Hanne Frischmann. Einen Zebrastreifen allein hält sie für nicht sicher genug. Wenn, dann müssten dort auch Schulweghelfer mit hin und der Übergang von der Polizei mehr kontrolliert werden. Das Optimum an Sicherheit böte eine Ampel, "aber dafür sind die Zahlen zu niedrig", weiß sie.
Schule, Spielplatz und Seniorenheim
Man muss wissen, dass auf dem Schulgelände auch ein Spielplatz ist und dahinter das Seniorenheim liegt. Die Verbindung von hier in den Ort bedeutet ein Überqueren der Neudorfer Straße (Staatsstraße). Die Zufahrt zum Schulgelände beinhaltet eine Gehsteigabsenkung, auf der gegenüber liegenden Seite wäre eine erforderlich. Eine Fußgängerfurt, als Kennzeichnung mit gestichelten Linien wie im Ampelbereich, könnte Autofahrer auf die Querungssituation hinweisen. Aber das alles ist nicht Sache der Gemeinde. Die ist nicht befugt, derartige Entscheidungen zu treffen. Schließlich sind als Verkehrsaufsichtsbehörde das Landratsamt und das für Staatsstraßen zuständige staatliche Bauamt ebenso einzubinden wie die Polizei. Angelegenheiten wie diese, werden im Rahmen von turnusgemäßen Verkehrsschauen besprochen.
Ebrach versucht nun, bei der im Mai möglicherweise mit diesem besonderen Anliegen Berücksichtigung zu finden. Die rot-umrandeten dreieckigen Schilder mit den rennenden Kindern und dem Hinweis Schule, die unangetastet bleiben, haben wohl schon eine gewisse Signalwirkung, stellt Siegfried Jahn fest. Er plädiert aber weiterhin für mehr optische Ausrufezeichen, und am meisten für einen Zebrastreifen im Bereich der Schule.
Noch etwas deutlicher formuliert Bürgermeister Schneider seine Sicht der Dinge: "Das Geplante ist Blödsinn." Er kritisiert die Entfernung der Tempo-30-Schilder ebenso wie die geplante der Schülerlotsenschilder und fordert einen Ersatz, damit so auf die Schulweghelfer aufmerksam gemacht wird. Für die wünscht er sich überdies auch die Befugnis, den Verkehr anzuhalten.
Helmut Hartwich vom Landratsamt signalisiert jedenfalls Bereitschaft, sich die Ebracher Problematik noch einmal genau anzusehen, um zu eruieren, was machbar wäre.