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Ebracher Kaisersaal erstrahlt in neuem Glanz


Autor: Anette Schreiber

Ebrach, Sonntag, 23. April 2017

Nach 18 Monaten ist Ebrachs gute Stube fast fertig. 2,7 Millionen Euro hat diese Maßnahme verschlungen. Der Saal ist jetzt auch barrierefrei zu erreichen.
Gerhard Weigand, Leiter der JVA Ebrach, lässt den in neuem Glanz erstrahlenden Kaisersaal auf sich wirken. Foto: Matthias Hoch


Erstens werden die Besucher zunächst einmal nichts bemerken. Zweitens werden ihnen dann doch zwei gravierende Dinge auffallen: Der Kaisersaal ist neuerdings barrierefrei - vertikal über stolperfallenfreies Pflaster und horizontal mittels eines Aufzuges zu erreichen. Wenn sie schließlich drittens Muße haben, bei Konzert oder Führung den Blick in luftige Höhe schweifen zu lassen, wird ihnen alles zwar vertraut scheinen, aber doch irgendwie anders. Die Lösung: Im Zuge der Restauration wurde auch die Decke von Staub befreit, was die Farben nun kräftig leuchten lässt zusammen mit neuen Lüstern.

Auch die Gesichter der Verantwortlichen, die dafür sorgten, dass nach 18-monatiger Bauzeit Ebrachs gute Stube wieder in neuem Glanz erstrahlt, leuchten in gewisser Weise. Der Chef der Justizvollzugsanstalt (JVA) Gerhard Weigand zeigt sich angesichts vieler Klagen besonders zufrieden über die neu gewonnene Barrierefreiheit. Jürgen König, Leiter des Staatlichen Bauamts Bamberg, freut sich über die Einhaltung von Kosten- (2,7 Millionen Euro) und Zeit- (18 Monate) Rahmen. Sein für die Abläufe vor Ort zuständiger Sachgebietsleiter Gerald Oppelt wiederum atmet ebenso auf über den nahezu reibungslosen Ablauf auf der diffizilen Baustelle auf wie Manfred Graser, Leiter der anstaltseigenen Bauabteilung. Fachbauleiter Peter Turek schließlich sieht sich in der Auswahl der Fachfirmen und der Vorarbeit bestätigt.


Parallelen zu früher

Launig bemüht Weigand so kurz vor dem Abschluss - lediglich kleinere Restarbeiten stehen noch aus - verschiedene Parallelen: Vor Jahrhunderten waren es Bauleute, die sich nach der Vollendung von Schloss Weißenstein (Pommersfelden) in Ebrach verwirklichten.

Nach der Renovierung des Schlosses sind es im 21. Jahrhundert erneut fast wieder alle dort aktiven Handwerker, die sich dem Kaisersaal widmen. Eine weitere persönliche Parallele: Vor Beginn der Instandsetzung 2015 hatte Weigand Urlaub und "sein Büro" zum Umzug über den Flur in Kartons gepackt. In Kürze geht's zurück ins erneuerte alte Büro, der Urlaub steht vor der Tür und Weigand ist wieder am Packen.

Noch riecht es im ersten Stock intensiv nach Farbe und vereinzelte Handwerksutensilien liegen fast verloren im mächtigen Kaisersaal. Das raumhohe Gerüst ist verschwunden, dafür sind die Figuren wieder an ihre angestammten Plätze zurückgekehrt. Verwaltungsräume sind noch nicht möbliert. Bis auf die wuchtigen Holzschränke, deren Zettel besagen, dass sie hier zu bleiben hatten.


Neues Pflaster

Für die Presse setzt Weigands Stellvertreter Ralph Hafner den Aufzug in Gang. Neue, behindertengerechte Toiletten gibt's jetzt auch im Parterre. Ach ja. Bis das Auftaktkonzert des während der Bauzeit ausquartierten Ebracher Musiksommers stattfindet, kommen die Besucher auch über einen neu gepflasterten Außenbereich ins Gebäude, ohne den Risiken holprigen Pflasters ausgesetzt zu sein.

Viel ist passiert. Innen und außen, eine insgesamt knapp 2,8 Millionen Euro teure Maßnahme. Sie hat ihren Ursprung in den Schäden, die durch eindringendes Wasser durch das undichte Dach entstanden. Die übrigen Dächer der riesigen Dachlandschaft sind eine eigene Großbaustelle in der JVA. . .

Rund 40 verschiedene Firmen mussten auf der Baustelle koordiniert werden, so dass die Arbeiten Hand in Hand erledigt werden konnten, es keinen Leerlauf gab. Da habe sich die intensive Planung im Vorfeld ausgezahlt, so der externe Experte Turek. Als eine besondere Herausforderung schildert Gerald Oppelt auch den Sicherheitsaspekt. Fluchtwege wollen Anstaltschef Weigand und sein Bauabteilungsleiter Graser als Rettungswege tituliert sehen. "Türen durften ja auch keine offenstehen", verdeutlicht Amtsleiter König. "Ein echter Kraftakt." Weigand spricht von einer grandiosen Leistung.


"Insgesamt etwas heller"

"Das Besondere ist, dass dem Besucher kaum was auffällt", stellt Fachmann Turek mit Genugtuung fest. Freilich wird der Saal insgesamt etwas heller - wegen der Staubentfernung, aber auch wegen der neuen Elektrik: Die bisherigen Hängeleuchten wurden durch filigrane Lüster ersetzt.

Wann genau Ende April/Anfang Mai die Öffentlichkeit im Rahmen von Führungen wieder Zugang zum Prachtraum erhält, ist über die Homepage der Gemeinde zu erfahren. Das Musiksommer-Konzert findet jedenfalls wie geplant am 21. Mai statt. Mal sehen, was den Besuchern dann auffällt.