Ebracher Chor-Orgeln erklingen auch im Radio
Autor: Anette Schreiber
Ebrach, Samstag, 03. November 2012
Am Sonntag erhalten die weithin bekannten, restaurierten Ebracher Instrumente den kirchlichen Segen des Erzbischofs. Im Anschluss daran konzertieren Domorganist Markus Willinger und Regionalkantor Karlheinz Böhm. Der BR zeichnet das Konzert für" B 4 Klassik" auf.
Ob Domorganist Markus Willinger und Regionalkantor Karlheinz Böhm am Sonntagabend alle Register ziehen können? Das liegt in den Händen von Rolf Linden, Andrezej Kriese und ihren Kollegen. Nach vielen Jahren sollen die weithin bekannten Chororgeln der Ebracher Abteikirche am Sonntag erstmals wieder erklingen. Ob mit allen Registern, das kann auch Ebrachs Pfarrer, Dekan Albert Müller noch nicht sagen. Die Mitarbeiter der Bonner Orgelbaufirma Klais sind jedenfalls fieberhaft bemüht und sozusagen im Dauereinsatz.
Man merkt: Der strahlend schöne Klang der Orgeln, er ist nicht Gott gegeben. Vielmehr ist er das Ergebnis von unendlich viel Handarbeit und aufwändigster Feinabstimmung - auf engstem Raum auf den Emporen von Epistel- und Evangelienorgel. Denn die weitbekannte Ebracher Kirche verfügt neben der Hauptorgel auch über die seltenen Chororgeln, die so genannten Köhler-Orgeln.
Die hat der bekannte Frankfurter Hoforgelbauer in den Jahren 1753 bis 1760 für Ebrach gebaut. Es sind die beiden einzigen erhaltenen im süddeutschen Raum und die sollen nun wieder ungefähr so klingen, wie sie es im Original taten. Denn 1954 wurden die beiden Chororgeln klanglich an die Hauptorgel angepasst, so dass sie höher klangen.
Bei der umfassenden Renovierung der ehemaligen Klosterkirche (1997 bis 2007) waren die Seitenorgeln nicht vorgesehen. So waren wurden die Pfeifen ausgebaut und in der Kirche gelagert.
Die Pfeifen nach der Kirchensanierung nur wieder einzubauen, das hätte keinen Sinn gemacht, erklärt der Pfarrer. Denn die Instrumente waren ihrerseits sanierungsbedürftig. Dank der weiteren Mittelgeber (Bayerische Landesstiftung, Bayerisches Denkmalamt, Erzbistum, Pfarrei und Förderverein) wurde die Restaurierung in Auftrag gegeben. Dazu holte die Bonner Firma die Pfeifen ab. Die Mechanik, Holz- und Metallpfeifen wurden renoviert, fehlende ergänzt.
Man stieß auf manche Hinweise, dank derer sogar ein ganzes Register so rekonstruiert werden konnte, dass es so klingen müsste, wie zur Barockzeit.
Stichwort Klang. Albert Müller kennt den einzigartigen Klang der Ebracher Instrumente, schließlich gibt es etliche Konzertaufnahmen aus Ebrach, das Außenstandort der internationalen Konzertwoche Nürnberg war. "Ich hatte schon Befürchtungen, dass sie nicht mehr so klingen würden", verrät er. Aber aus seinen bisherigen Hörproben und -Eindrücken ist er sich ganz sicher, "sie klingen betörend schön".
Mesner Thomas Böhm, zugleich Organist, freut sich auf die "neuen" Instrumente, die er in den Gottesdiensten neben der Hauptorgel nutzen und bei Kirchenführungen einbeziehen will. Aber die ersten, die die 11 Register der Epistelorgel (rechte Seite) und 22 der Evangelienorgel ziehen (also 3000 Pfeifen aktivieren) dürfen, sind Markus Willinger und Karlheinz Böhm. Nachdem Erzbischof Ludwig Schick die Instrumente bei der Feier um 18 Uhr gesegnet hat. Der BR nimmt das Konzert (für Bayern 4 Klassik) auf, der Eintritt ist frei.