Ebrach und Burgwindheim haben die Nase vorn
Autor: Anette Schreiber
Ebrach, Dienstag, 07. Oktober 2014
Über 40 konventionelle Dorf- und Flurentwicklungsverfahren laufen derzeit im Landkreis. Für einen ganz neuen Typ sind Ebrach und Burgwindheim Vorreiter. Sie haben mit einander ein Konzept für die jeweilige Weiterentwicklung erarbeitet. So erhalten sie bei künftigen Projekten eine höhere Förderung.
Die ersten beiden (Nachbar-) Gemeinden im Landkreis Bamberg, die sich gemeinsam Gedanken über ihre Weiterentwicklung gemacht haben, sind Burgwindheim und Ebrach. Sie gehören damit zu den drei Vorreiter-Partnern in ganz Oberfranken. Begleitet und gefördert wurden sie dabei vom Amt für ländliche Entwicklung (AlE) Oberfranken und einem Fachbüro. Am Ende dieses Pilotprojektes wollte das AlE ein Feedback. Lob und Anregungen gab es im Rahmen einer gemeinsamen Gemeinderatssitzung beider Gemeinden in Ebrach.
"Das läuft bombastisch", zog Pius Schmelzer vom Amt für ländliche Entwicklung (AlE) begeistert Resümee. Künftig erhalten gemeindeübergreifend vorbereitete Vorhaben eine höhere Förderung. Die neue Richtlinie tritt zum 1. Januar 2015 in Kraft.
Fünf Prozent höher
Die reguläre Förderung liegt zwischen 50 bis 60 Prozent, erklärt Amtschef Anton Hepple auf Nachfrage. In der Region Bamberg laufen in diesem Jahr insgesamt 30 Verfahren mit Dorf- und Flurerneuerung und elf mit reiner Dorferneuerung. Der Schwerpunkt liegt mit 30 Prozent damit eindeutig in der Region Bamberg, so Hepple.
Die knapp 70 000 Euro teuere Erstellung des Entwicklungskonzepts für Burgwindheim und Ebrach unterstützte das AlE übrigens mit 55 Prozent.
Zur Vorgeschichte: Die ersten Überlegungen, die Fortentwicklung der Verwaltungsgemeinschaftspartner möglicherweise gemeinsam anzupacken, reichen in das Jahr 2011 zurück. 2012 fassten die Gremien beider Gemeinden Grundsatzbeschlüsse zu dieser besonderen Kooperation. Die Auftragsvergabe an ein Stadtplanungsbüro, das die beiden bei diesem Projekt begleitet hat, erfolgte 2013. In diesem Jahr gab es dann zwei Bürgerwork shops und im Juni 2014 eine Abschlussveranstaltung.
Zum Austausch mit den beiden Vorreiter-Gemeinden Sozusagen zu einem Austausch mit den Kommunalparlamenten hatten sich die bei der AlE mit dem Pilotprojekt befassten Führungskräfte nach Ebrach begeben: der Leiter des Sachgebiets Land- und Dorfentwicklung Pius Schmelzer, Christiane Schilling (Sachgebiet Dorfentwicklung) und Abteilungsleiter Wolfgang Kießling.
Positiv empfanden die Teilnehmer, dass ihnen ganz andere Perspektiven eröffnet wurde, man gemeindeübergreifend für Belange sensibilsiert wurde. Die hohe Förderung der Maßnahme stieß auf eine ebenso gute Resonanz wie die Erarbeitung gemeinsamer Projekte. Dass dieses Projekt der Schlüssel zu weiteren Vorhaben ist, wird als positiv gesehen.
Vermisst wurden allerdings Vorschläge für konkrete Umsetzungen. Die Planungsphase wurde als zu lang, planerische Vorgaben als zu starr empfunden. Nicht berücksichtigt worden seien vom Planungsbüro die beim Workshop in Klosterlangheim erarbeiteten Vorschläge und Anregungen, darauf hätte man aufbauen können.
Greifbare Grundlagen
Seitens der Verwaltung äußerte sich Chef Walter Hanslok auf unsere Nachfrage hin. Er befand es als wichtig, dass man nun über "greifbare Grundlagen und nicht nur gefühlte verfügt". Der Prozess sei nun angestoßen. Er begrüßt insbesondere den von den Experten angeregten Vitalitätscheck für beide Gemeinden. Demnach würden leer stehende Gebäude ebenso in eine Datenbank aufgenommen, wie solche Objekte, bei denen angesichts des Alters der Bewohner Handlungsbedarf abzusehen ist.
Dringend notwendige Entlastung speziell für die im Zuge des Projektes sehr beanspruchte Verwaltung sieht er in den Umsetzungsbegleitern, die es künftig geben soll.
Ebrachs Bürgermeister Max-Dieter Schneider (SPD) sieht nun die Auffassung fundiert bestätigt, wonach der Gestaltung des Ortskerns große Bedeutung zukommt. Die Ergebnisse des Pilotprojektes wiederum empfindet er als "wirklich gute Basis für die nächsten sechs Jahre und darüber hinaus". Etliches müsse wohl sein Nachfolger fertig machen, so Schneider, aber er könne vieles auf den Weg bringen.
Burgwindheims Bürgermeister Heinrich Thaler (CSU) empfand das Konzept als gut gestaltet. Ihm gefiel, dass die sagen konnten, "was sie wirklich wollen und brauchen". Klar seien nun die Kernthemen, mit denen es sich zu beschäftigen gelte. Mit dem Pilotprojekt, so Thaler, habe man sich die Förderfähigkeit "wirklich erarbeitet." Dank sagte Thaler den Experten vom Amt, die stets als Ansprechpartner zur Verfügung standen. Dies möge so bleiben, betonte er.
Erst Betroffene hören
Auf unsere Nachfrage hin gab Thaler zu verstehen, dass zwar der Gemeinderat und die Experten der einfachen Dorferneuerung in Schrappach höchste Priorität zumessen. Aber zuerst müssten hier die Betroffenen gehört werden. Das gleiche gelte für Oberweiler, das in Sachen Dorferneuerung gleichfalls zeitnah zum Zuge kommen könnte. Anhand einer Punkteliste hatten die Gemeinderäte die Dorfentwicklung auf die Pole Position gesetzt.
Auf der sind Ebrach und Burgwindheim nun, was kommende Projekte betrifft.