Druckartikel: Ebrach bekommt Tipps für "schnelles" Welterbe

Ebrach bekommt Tipps für "schnelles" Welterbe


Autor: Anette Schreiber

Ebrach, Dienstag, 20. Januar 2015

Ebrach will den Welterbe-Titel. Doch wie? Wege, Chancen und Verpflichtungen zeigte Patricia Alberth auf, die acht Jahre in Paris bei der Welterbekommission der Unesco tätig war. Wenn Ebrach schnell zum Titel will, dann muss es sich anhängen, an bereits bestehende Titel, war ein Tipp.
In dem idyllischen Buchenwald-Bereich am Radstein wird der Parkplatz für den Baumwipfelpfad entstehen. Archivbild: Walter Hanslok


1007 Welterbestätten gibt es. Und viele Bewerber, die ihrerseits auf die Liste der Titelträger wollen. Ebrach und der Steigerwald gehören dazu. Ein Nationalpark Steigerwald wäre eine mögliche Etappe auf dem Weg dorthin, doch es gäbe auch andere Möglichkeiten, Welterbe zu werde.

Darüber sowie über Prozedere, Chancen, Risiken, Kosten, Nutzen und Verpflichtung in Sachen Welterbe referierte Patricia Alberth, die seit 2014 das Zentrum Welterbe Bamberg leitet. Zuvor hat sie in Paris in der Welterbekommission der Unesco gearbeitet. Die Ebracher wollten sich aus erster Hand und neutral informieren.

Deutschland und Frankreich auf Rang vier

Vier Fünftel der Welterbestätten gehören zum Bereich Kultur, das restliche Fünftel ist der Natur gewidmet.

Europa und Nordamerika sind bei den Welterbestätten sehr stark repräsentiert, Deutschland und Frankreich belegen nach der Zahl ihrer Welterbestätten (39) Rang vier, so die Referentin. Wer Welterbe werden will, muss eine ganze Reihe von Hürden meistern, was nicht nur Jahre dauert und Geld kostet.

Allein etwa eine halbe Million teuer ist das für ein Bewerbungsdossier nötige Gutachten. Mit dem Titel Welterbe allein ist es nicht getan. Die daran geknüpften Vorgaben müssen stets erfüllt und Kontrollen durchgeführt werden. Was wiederum Geld kostet.

Ebenso wie beispielsweise eine nachhaltige Verwaltungsstruktur und eine auf hohe Besucherzahlen ausgerichtete Infrastruktur. Selbstredend verpflichtet sich ein Welterbe dazu, diese weltweite einzigartige Besonderheit in ihrer Art auch zu erhalten. Und auch die Aufnahme in den Kreis der Welterbestätten selbst ist keine Garantie, dass einem der Titel nicht wieder entzogen werden kann, wie das Beispiel Dresden zeige, so Patricia Alberth.

Pro Jahr zwei Nominierungen

Pro Jahr darf jedes Land maximal zwei neue Welterbestätten benennen, die dann nach eingehender Prüfung auf die so genannte Tentativ-Liste kommen. Etwa eineinhalb Jahre nach dem Einreichen befasse sich die Kommission mit dem Dossier. Davor muss allerdings ein ganzer Kriterienkatalog erfüllt sein, der etwa den "außergewöhnlichen universellen Wert" belegt.

Unversehrtheit und künftiger Schutz müssen ebenso garantiert sein wie Management. Bevor eine Nation einen Vorschlag nach Paris schickt, müssen innerhalb des Landes verschiedene Hürden passiert sein, von denen die Kultusministerkonferenz eine ist. Nach der Evaluierung durch Experten entscheidet das Komitee.

Weil der Welterbestatus an sich keinen juristischen Schutz beinhaltet, muss der noch eigens manifestiert werden. "Das Ganze kostet sehr viel Zeit und kostet auch eine ganze Menge Geld," betonte die Referentin mehrfach. Wenn man tatsächlich Welterbestatus bekommen habe, sei das ein Ritterschlag, "aber auch mit viel Arbeit verbunden."

Drei Szenarien

Für Ebrach und umliegenden Steigerwald hatte die Referentin drei verschiedene Szenarien für eine Welterbe-Nominierung erarbeitetet. Szenario I: Erweiterung des Weltnaturerbes "Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands". Das hätte Vorteile gegenüber einer Neunominierung, weil Erweiterungen leichter durchs Komiteee gingen als Neuaufnahmen und hier auch nicht die Einschränkung von zwei Welterbestätten pro Jahr greife. Was fehle; sei ein geschütztes Großgebiet, dessen Größe Patricia Alberth auf Nachfrage mit etwa 1000 Hektar benannte.

Szenario II: Nominierung eines Weltkulturerbes. Das stelle sich die Frage, was es an Ähnlichem schon auf der Liste gebe. Die Referentin hatte mit Maulbronn die Antwort parat. Dieses Zisterzienserkloster sei wohl kaum zu toppen, aber Ebrach könne sich mit seiner ehemaligen Zisternzienserabtei anhängen. In Europa gebe es bereits 18 Weltkulturerbestätten mit Bezug auf die Zisterzienser. Ebrach könnte hier eine Lücke schließen.

Szenario III: Gemischtes Welterbe (Kultur/Natur) etwa mit dem Arbeitstitel Klosterlandschaft. Wobei zu erarbeiten wäre "wo sind wir einzigartig." Allerdings verwies die Referentin dabei wieder auf den langen Weg dorthin. "Das erleben wir alle nicht mehr," stellte Bürgermeister Max-Dieter Schneider dazu nüchtern fest. Zumindest nicht in dieser Legislaturperiode. Patricia Alberth dankte er für ihren aufschlussreichen Vortrag. Der habe alles beinhaltet, "was bei uns an Fragen da war." Ob man Chancen habe, wollte Werner Christel (SPD) wissen: "Wenn alle an einem Strang ziehen, ja," war die Einschätzung der Expertin.

Keine Einigkeit

Reinwald Gegner (ENL) warf ein, dass über die ganze Region verteilt nicht der politische Wille da sei, etwas gemeinsam zu machen. Den Arbeitskreis der Landräte bezeichnete er als Augenwischerei. Er schlug deshalb vor, mit Maulbronn und einem anderen deutschen Buchenwald-Kulturerbe Kontakt aufzunehmen. Alles andere seien Luftschlösser. Nach dieser Sitzung dürfte für den Markt Ebrach die weitere Marschrichtung zum Ziel Welterbe feststehen.