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Durchblick dank der Rauschbrille


Autor: Redaktion.

Bamberg, Dienstag, 05. August 2014

1,5 Promille lassen einen ganz schön torkeln: Die Schülerinnen der Klasse 8d der Bamberger Maria-Ward-Realschule haben sich eine Spezialbrille aufgesetzt, die das Gehirn wie ein Alkoholrausch verwirrt. In den Straßenverkehr hätten sie sich so nicht mehr getraut.
Die Achtklässlerinnen sind mit der Spezialbrille auf der Nase ganz schön ins Schwanken gekommen. Diese Brille simuliert nämlich einen Alkoholrausch. Foto: Klasse 8dR


Schwankende, mit den Händen wedelnde Schülerinnen und rollende Flaschen: In der Maria-Ward-Realschule hat plant die 8d ein besonderes Experiment im Rahmen eines Projekts, bei dem sie die Auswirkungen von Drogen und Alkohol auf den Straßenverkehr untersuchen. Die Aufgabe: Einen Parcours aus Wasserflaschen absolvieren. Eigentlich einfach, wäre da nicht diese Brille, die sie dabei tragen müssen. Nicht jede traut sich diese Aufgabe zu!

"Mir war danach schwindelig"
"Mir war danach etwas schwindelig", berichten einige mutige Schülerinnen nach dem Durchqueren des Flaschenparcours. Das ist kein seltenes Phänomen, denn die Brille, die einen Rauschzustand simuliert, bewirkt ein verändertes Sehen.

"Ich hatte Angst, dass ich jeden Moment umkippen würde", schildert eine andere Schülerin.
Eine Befragung der Testpersonen ergibt, dass sehr viele Beteiligte die auf dem Boden aufgestellten Flaschen zu nah, doppelt oder sogar dreifach gesehen haben. Daran wird ersichtlich, wie Alkohol wirkt: Er beeinflusst die räumliche Wahrnehmung, die extrem eingeschränkt wird. Da sich Alkohol aber nicht auf jeden gleich auswirkt, ist es einigen Schülerinnen leichter gefallen als anderen, den Parcours zu durchqueren.
Jetzt versuchen einige mutige Mitschülerinnen, das nächste Level zu erreichen: Das Durchqueren des Parcours auf einem Fahrrad. "Nicht hier entlang! Pass auf, hier steht das Auto von der Schulleiterin!", rufen die umstehenden Beobachter, die hin und wieder eingreifen müssen, damit alle Beteiligten - Schülerinnen und Auto - ohne Schaden davonkommen.

"Idiotentest" droht
Die Brille, die sich die Klasse 8d aufgesetzt hat, entspricht einem Wert von 1,5 Promille Blutalkohol. Würde man mit dieser Alkoholmenge erwischt werden, müsste man zu einer medizinisch-psychologischen Untersuchung, die prüft, ob man zukünftig überhaupt noch Auto fahren darf. Die Promilleregelung im Straßenverkehr wurde deutlich verschärft, sodass bereits mehr als 0,3 Promille strafbar sind, wenn man einen Unfall baut oder in eine Verkehrskontrolle gerät.
Alkohol kann helfen, Stress und Anspannung abzubauen. Jedoch darf die Gefahr dabei nicht unterschätzt werden, denn Reaktionsfähigkeit, Sehvermögen, Wachsamkeit, Bewegungskoordination und die Leistung von Geruchssinn und Gehör werden verringert. Der Alkoholgenuss und die Folgen davon sind europaweit die häufigste Todesursache bei Männern zwischen 15 und 19 Jahren. Zu den indirekten Folgen von Alkoholgenuss zählen vor allem Verkehrsunfälle und Gewalttaten. Eine Schülerin, die sich zutraut, den Parcours mit dem Fahrrad zu durchqueren, äußert sich im Anschluss daran: "Niemals fahre ich betrunken! Dachte, das wäre einfacher! In den Filmen sieht das eher spaßig aus, nicht so ernst.
Aber auf dem Fahrrad bekommt man Angst und ohne die anderen hätte ich den Parcours nicht geschafft. Ich wäre wohl gegen das Auto gefahren." Eine Mitschülerin schließt sich dieser Meinung an: "Mit hat es schon vollkommen gereicht, zu Fuß um die Flaschen herumzulaufen. Nicht einmal das ist mir geglückt. Nachdem ich gesehen habe, dass die erste, die sich getraut hat, so geschwankt ist, dachte ich, dass sie sich nur etwas ungeschickt anstellt. Aber ich kann nun aus eigener Erfahrung sagen, dass es wirklich so schwer ist."
Die eigene Erfahrung ist das Wichtigste an diesem Experiment gewesen. Und aufgrund dieser können die Schülerinnen nun sagen: "Hände weg vom Alkohol!"

Diese Reportage haben Céline Groh, Eva Günthner und Katja Striegl, Klasse 8d, Maria-Ward-Realschule Bamberg, geschrieben.
 
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