Druckartikel: Durch Konversion ist neuer Stadtteil entstanden

Durch Konversion ist neuer Stadtteil entstanden


Autor: Tim-Niklas Kubach

Bamberg, Montag, 25. März 2013

"Konversion - Chancen für Bamberg": Der Stadtplaner und Vermessungsingenieur Karl-Josef Jansen aus Ostfildern bei Stuttgart sprach in der Aula des Franz-Ludwig-Gymnasiums über Veränderungen in seiner Stadt.
Der neu gestaltete Marktplatz in Ostfildern. Foto: p


Architektur-Treff Bamberg, Kunstverein und die Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg luden zur zweiten Runde ihrer Vortragsreihe in das Franz-Ludwig-Gymnasium ein. Gleich zu Beginn knüpfte Karl-Josef Jansen an den letzten Vortrag des Fürther Stadtplaners Dietmar Most an, der einige Punkte für eine erfolgreiche Konversion genannt hatte. Es sei auch wichtig, dass "konstante und zuverlässige politische Verhältnisse" herrschen, wie Jansen betonte. Ostfildern (heute 37.000 Einwohner) war einer der ersten Standorte, den die Amerikaner verlassen haben, so wurden hier 1992 in etwa 7000 US-Soldaten abgezogen.

Mit der Konversion wurde in Ostfildern ein neuer Stadtteil geschaffen - der Scharnhauser Park. Der früher durch die Wehrmacht als Fliegerhorst genutzt wurde und in dem nach Kriegsende die US-Kaserne "Nellingen Barracks" entstanden ist. Der Start sei alles andere als leicht gewesen, erinnert sich Jansen: "Aus Sicht der Banken wurde das negativ bewertet", so der Stadtplaner. Doch das Projekt wurde ein voller Erfolg. In den Jahren von 2001 bis 2006 erhielt das Projekt insgesamt elf Auszeichnungen - darunter den Deutschen Städtebaupreis sowie die Umwelttrophäe Climate Star. "Die Fachwelt findet das Projekt sehr gelungen", so Jansen.

2000 neue Arbeitsplätze
Auf dem 140 Hektar großen, ehemaligen Militärgelände wurden 3500 Wohneinheiten und 2000 Arbeitsplätze geschaffen. Über 8000 Bewohner sind bis heute zugezogen - überwiegend Neubürger. "Diese Menschen brauchen Orte, mit denen sie sich identifizieren können", so Jansen. Begonnen hatte alles mit der Auslobung eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs. Gewonnen hatte schlussendlich das Büro Janson und Wolfrum mit seinem Entwurf, da dieser die Topografie des Geländes berücksichtigt und sich mit der Historie auseinander gesetzt habe. Den Stadtplanern war es damals wichtig, dass ein autarker Stadtteil entsteht, bei dem die polyzentrische Struktur erhalten bleibt. Oberste Prämisse war es, dass es keine verkehrliche Mehrbelastung gibt und die Grünzäsuren erhalten bleiben.

In der Vorbereitung habe man Stadt-Spaziergänge angeboten, um das Interesse zu wecken. Anfänglich nutzten jedoch nur wenige Bürger diese Chance. Doch mit dem Näherrücken der Landesgartenschau, die ebenfalls für das Gelände geplant wurde, stieg die Teilnehmerzahl auf etwa 100 interessierte Bürger. Es wurde eine eigene Stadtteilzeitschrift herausgegeben. Außerdem gab es Foren für Bürgerbeteiligung sowie Expertenrunden.
1998 wurde dann ein Gestaltungsbeirat ins Leben gerufen, dem nur auswärtige und nicht involvierte Experten angehören. Das gesamte Projekt wurde zudem in den ersten Jahren auch sozialplanerisch begleitet, "um ein Sozial-Gemenge analog zur Gesamtstadt zu schaffen", wie Karl-Josef Jansen erklärt.

Eine weitere Besonderheit des Stadtteils ist die konsequente ökologische Ausrichtung. So wurden beispielsweise 80 Prozent des angefallenen Erdhubs und der Abbruchmaterialien für Geländemodellierungen sowie für den Straßenbau wiederverwendet. Außerdem wurde auf eine Niedrigenergiebauweise geachtet.

Landschaftstreppe verbindet
Rückgrat des neuen Stadtteils ist die ein Kilometer lange und 40 Meter breite Landschaftstreppe, die als Park die einzelnen Bereiche miteinander und mit der umgebenden Landschaft verbindet. Viele Lichtinstallationen sorgen für Attraktivität in den Abendstunden.

Das Projekt sei insgesamt ein Erfolg gewesen, wie Karl-Josef Jansen resümiert. "Wir sind aber noch nicht ganz fertig", so der Stadtplaner - die letzten Freiflächen sollen bis 2016 bebaut werden.

Der nächste Vortrag in der Reihe findet am Donnerstag, 18. April, statt. Sprechen wird dann Achim Judt von der Stadt Mannheim.

Hier können Sie den exklusiven Bildband über die US-Truppen in Bamberg erwerben.
Erhältlich ist das Buch mit 100 Seiten im Format A5 quer zum Preis von 24,99 Euro.