Drei Jahre Haft für Tankstellenräuber von Bamberg
Autor: Anna Lienhardt
Bamberg, Mittwoch, 24. Februar 2016
Ein 25-jähriger Mann hatte im Mai 2015 die Aral-Tankstelle in der Würzburger Straße überfallen und die Kassiererin bedroht.
Ob der Vorsitzende Richter Manfred Schmidt wohl ahnte, als wie aktuell sich seine Bemerkung entpuppen würde? Tankstellen seien immer noch ein Ziel, das man leichter überfallen könne als etwa eine Bank, merkte er während des Prozesses gegen einen 25-jährigen Räuber an. Und prompt stahl eine Frau andernorts in Bamberg die Tageseinnahmen einer weiteren Tankstelle. Die Täterin ist noch auf der Flucht - dazu wird Peter M. (Name geändert) keine Gelegenheit mehr haben.
Er sitzt bereits im Gefängnis und wird vorerst dort bleiben: Zu drei Jahren verurteilte ihn die Zweite Strafkammer des Bamberger Landgerichts, wegen schwerer räuberischer Erpressung. "Wer so etwas tut, der muss bestraft werden.
Aber wir sind deutlich im unteren Bereich geblieben - das hätte auch höher ausfallen können", stellte der Richter klar.
Peter M. hatte ein Geständnis abgelegt, ist nicht einschlägig vorbestraft und hat keine Gewalt angewendet. Außerdem verwendete er für den Überfall "nur" eine Spielzeugpistole.
Die Mitarbeiterin, die am Abend des Überfalls Dienst in der Aral-Tankstelle in der Würzburger Straße hatte, leidet bis heute unter den Folgen: Einen Monat lang konnte sie gar nicht zur Arbeit gehen, und noch immer sei die Spätschicht sehr schwer für sie zu überstehen. Zuhause traue sie sich abends im Dunkeln teilweise nicht mal mehr mit ihren Hunden vor die Tür, wie sie vor Gericht als Zeugin aussagte.
Vermummt und maskiert in die Tankstelle gestürmt
Es war der späte Abend des 19. Mai vergangenen Jahres, der ihr Leben veränderte.
Gegen 21.45 Uhr, eine viertel Stunde vor Ladenschluss, stürmt der vermummte und maskierte Peter M. in die Tankstelle und schreit: "Geld raus, das Geld her!" Er zieht die Spielzeugpistole, die er auf dem Plärrer gewonnen hat, wie er später erläutert. Die Angestellte hält die Waffe für echt und übergibt ihm 500 Euro, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Kasse befinden - "ich habe sie zuerst vor lauter Panik nicht aufgebracht", so die Mitarbeiterin. Der Täter haut mit der Beute ab, gibt später einen Teil seinem Komplizen, den er zum Schmiere-Stehen überredet hatte. Der 18-Jährige wurde bereits zu einer Jugendstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt.
Der Haupttäter selbst fährt nach der Tat mit seiner damaligen Freundin und deren Familie nach Italien in den Urlaub. Er gab vor Gericht selbst zu, was alle aus seinem Umfeld bestätigten: "Ich kann nicht mit Geld umgehen." Der 25-Jährige hat Schulden, ist chronisch knapp bei Kasse, investierte aber trotzdem regelmäßig Geld in neue Handys und Autos. Und: Er wollte mit in den Urlaub.
Dass er plane, eine Tankstelle zu überfallen, hatte er in seinem Freundes- und Familienkreis sogar angekündigt. Allerdings hatte es ihm niemand abgenommen oder gar zugetraut. Er selbst habe den Überfall dann am liebsten abbrechen wollen: "Die Frau an der Kasse war so erschrocken, dass sie mir leid getan hat." Doch aus Angst, Spuren zu hinterlassen, sei er mit dem Geld in der Plastiktüte geflüchtet.
Die eingeleitete Großfahndung der Polizei reichte schließlich bis nach Italien: Dort erhielt er Handy-Mitteilungen von Bekannten, die ihn anhand seiner auffälligen Kleidung auf dem veröffentlichten Fahndungsfoto identifizieren konnten. "Er hat von einer Telefonzelle am Strand in Italien aus in Deutschland angerufen, dass er sich stellen will", sagte seine Exfreundin vor Gericht. In der Tat tauchte er direkt nach dem Urlaub mit seinem Anwalt bei der Polizei auf.