Druckartikel: Dorfmittelpunkt mit Geheimnis

Dorfmittelpunkt mit Geheimnis


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Scheßlitz, Donnerstag, 21. April 2016

Drei Tage lang feiert Burgellern den 300. Geburtstag der Kirche St. Magdalena und St. Katharina. Der Erzbischof kommt am Sonntag zum Festgottesdienst.
Mesner Robert Herold (links) und Kirchenpfleger Willibald Dauer kümmern sich um die Dorfkirche. Fotos: Marion Krüger-Hundrup


Ortstermin, einige Tage vor dem großen Fest. Mesner Robert Herold und Kirchenpfleger Willibald Dauer haben das Portal der Kirche St. Magdalena und St. Katharina weit geöffnet. Noch mehr Licht dringt in das schmucke Gotteshaus. Die beiden Männer schauen sich prüfend um: Passt alles, das Jubiläumsfest kann steigen! Von Samstag, 23. April, bis Montag, 25. April, wird das ganze Dorf auf den Beinen sein, um den 300. Geburtstag des Kirchleins zu feiern. Zum Festgottesdienst am Sonntag um 9 Uhr kommt sogar Erzbischof Ludwig Schick nach Burgellern. Ein Tusch für den seltenen Gast!

Einen Trommelwirbel verdient auch die Lüftung eines Geheimnisses der besonderen Art an diesem Festsonntag: "Nicht einmal die alteingesessenen Dorfbewohner kennen alle die Gruft", erzählt Mesner Herold und marschiert stracks voran. Hinter dem Hochaltar im Chor der Kirche befindet sich ein Durchgang in einen Anbau.

Von den Kirchenbänken aus ist nichts davon zu sehen.

Herold verstummt erst, deutet nur auf einen riesigen Marmorsarkophag mitten in dem schummerigen Raum. Gänsehaut. Denn das schwarze Hochgrab ist nicht leer. Darin ruhen die beiden Brüder Carl Theodor von Bußeck (+1860) und Friedrich Carl von Bußeck (+1866), Schlossbesitzer von Burgellern. Der Mesner weiß Bescheid. Und Birgit Kastner auch. Die Kunsthistorikerin und Bamberger Dombergkoordinatorin wohnt mit ihrer Familie in Burgellern. Sie bietet am Sonntag um 14 Uhr eine Kirchenführung an. Dazu gehört auch diese verborgene Ruhestätte der einstigen Schlossherren. Die Expertin wird auch sicher einiges Neue über die drei Altäre berichten können, die Geschenke des Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn (1693-1729) an die 1716 erbaute Kirche waren.

Mesner und Kirchenpfleger lächeln verschmitzt. Es ist ja nicht so, als ob ihr barockes Geburtstagskind nur ein Mysterium hüten würde. In der Sakristei umrahmt ein Rosenkranz ein Kruzifix. Nicht irgendein Rosenkranz, beileibe nicht: "Der soll Columba Schonath gehört haben", erklärt Robert Herold. Jedenfalls "hängt der schon immer da" und kündet von der stigmatisierten Dominikanerin (1730-1778), die aus der unteren Dorfmühle in Burgellern stammte.

An der rechten Seitenwand der Kirche hält eine Bildtafel die Erinnerung an die Ordensschwester wach. Regelmäßig gibt es Gottesdienste, in denen um die Seligsprechung von Columba Schonath gebetet wird. Gläubige aus der ganzen Region bestürmen dann den Himmel. "Aber das hat auch nachgelassen", bilanziert der Mesner nüchtern die Besucherzahlen.

Voll ist das Kirchlein jedenfalls dann, wenn Pfarrer Michael Morawietz oder Kaplan Dieter Jung aus der Scheßlitzer Mutterpfarrei die turnusmäßigen Messen halten: jeden dritten Dienstag in den Wintermonaten. Im Sommer strömen fast jeden Samstag Hochzeitsgesellschaften zum Burgellerner Schloss, Trauung in der Dorfkirche inklusive. Ansonsten hält Robert Herold mit Mai- und Rosenkranzandachten oder dem Kreuzweg in der österlichen Bußzeit das kirchliche Leben der überwiegend katholischen 430 Ortsbewohner aufrecht.

Über 70 fleißige Helfer und Helferinnen sorgen nun dafür, dass die Jubiläumskirchweih mit Umzug der Ortsvereine und -betriebe durch Burgellern, Festbetrieb im Zelt, musikalischem Ausklang, Frühschoppen, Mittagessen, Kaffee und Kuchen oder Orgelkonzert auch gelingt.

Apropos Orgel: Das gute Stück wurde erst 2015 restauriert. 2007 waren das Kirchendach zur Rundumerneuerung fällig und die Installation von neuen Lampen. Kirchenpfleger Dauer freut sich über die vielen großzügigen Spenden, die das Budget der Kirchenstiftung entlastet haben. "Derzeit ist nichts Größeres geplant außer laufende Arbeiten wie Risse verputzen und so", sagt Dauer. Die letzte Innensanierung datiert in die 1980er Jahre.