Diskussionen um die Feiermeile
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Sonntag, 08. Juli 2018
Beim Stadtteilspaziergang mit Oberbürgermeister Starke wird deutlich, dass die Konflikte im Herzen Bambergs auch weiterhin vorhanden sind.
Das Sandgebiet ist das Herzstück von Bamberg. Hier pulsiert die Stadt, hier streifen tagsüber die Touristen durch die Gassen, am Abend dann füllt sich der Sand mit den jüngeren Menschen, die ausgehen und ihren Spaß haben wollen. Ständig ist was los. Und es gibt auch noch diejenigen, die dort wohnen, denen vor allem der nächtliche Lärm- und Alkoholpegel der Besucher des Gebiets ziemlich zu schaffen macht. Dieser schon länger schwelende Konflikt kam jetzt wieder beim Stadtteilspaziergang der Verwaltung um Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) deutlich zur Sprache.
So meldet sich etwa auch ein Geschäftsinhaber gleich zu Beginn des Rundgangs zu Wort, der beschreibt, dass er seit langem Probleme mit Nachtschwärmern beobachtet - und das mehrmals in der Woche. "Ich sehe immer wieder Leute, die überall hinpinkeln und den Müll liegen lassen." Auch Erbrochenes sei keine Seltenheit. Manchmal sei es am Sonntagmorgen in der Sandstraße wie in einer "Kloake", was er besonders schade finde, gerade im Hinblick auf das Erscheinungsbild der Stadt für Touristen, die am Sonntag durch die Sandstraße schlenderten. "Ich mache immer sauber", sagt der Geschäftsmann, der lieber nicht genannt werden will, da sein Schaufenster schon mal vollgeschmiert worden war.
Mehr Lärm am Pfahlplätzchen?
Neben der Thematik Vermüllung geht es den Anwohnern beim Stadtteilrundgang auch um das Thema Lärm, der selbst nach der Sperrstunde noch im Sand herrsche. Ein Anwohner beschwert sich bei Thomas Schreiber, Leiter der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt. Er werde zum Teil von Polizisten am Telefon nicht ernst genommen. Ein anderer fordert mehr Polizeistreifen, so auch Stadtrat Andreas Reuß (GAL), der einen neuen Lärm- und Verunreinigungsschwerpunkt am Pfahlplätzchen ausgemacht haben will. Polizeichef Schreiber verdeutlicht, dass zusätzliche Rundgänge von Beamten personell nicht möglich seien: "Mehr Fußstreifen der Polizei kann ich nicht mehr darstellen." Die Beamten seien schon "ausgebucht" durch Delikte wie Ruhestörung, familiäre Streitigkeiten oder Schlägereien, zu denen sie nachts gerufen werden. Streifen würden nur im Auto durch die Sandstraße fahren, um so schneller zu einem möglichen Einsatz zu kommen. Schreiber zeigte auf, dass sich die Einsatzzahlen im vergangenen Jahr noch bei knapp über 250 für das Sandgebiet bewegten, in diesem Jahr stehe man bereits bei 130 Einsätzen.
Der "Sauftourismus" wird als das große Problem ausgemacht. Es kommen demnach, neben den friedlichen Gästen, auch bestimmte Gruppen von Feiernden ins Sandgebiet, die weder von Polizei noch Gastronomen willkommen geheißen werden.
Bemühungen der Wirte
Allerdings hat die Zunahme an Einsätzen offenbar auch mit den Bemühungen der Gastronomen zu tun, die Gäste im Sandgebiet möglichst zur Rücksichtnahme zu bewegen. So bewachen inzwischen Securitys die Lokale. Die Befugnisse der Sicherheitsleute sind aber beschränkt. Florian Müller, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands und Betreiber des Ahörnla in der Oberen Sandstraße, beschreibt das Dilemma, in dem die Gastronomen stecken. So lasse man bestimmte Leute gar nicht in die Gaststätte, diese blieben dann auf der Straße stehen. Doch die Securitys dürften im öffentlichen Raum nicht eingreifen und müssten deshalb bei Problemen die Polizei holen. "Wenn wir die Polizei rufen, wird es uns nachher aber in der Statistik angelastet." Müller hinterfragt grundsätzlich die Einsatzzahlen. So müsse bei jedem einzelnen Fall eigentlich geschaut werden, wann und weshalb genau die Beamten ins Sandgebiet gerufen wurden. Die Anziehungskraft Bambergs führt gerade im Sommer zu Konflikten zwischen Anwohnern und Nachtschwärmern. Eine Lösung, mit der alle Beteiligten leben können, scheint schwierig - die Beteiligten wollen aber im Gespräch bleiben. "Dass wir alle Kompromisse eingehen müssen, liegt auf der Hand", macht OB Starke deutlich. Die Diskussion um die Feiermeile dürfte weitergehen.