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Diskussion um Dientzenhofer Gymnasium: Bamberg oder Landkreis?


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Montag, 03. Juli 2017

Die Diskussion um das Dientzenhofer Gymnasium hält an. Der Kreistag lässt Hallstadt, Hirschaid, Memmelsdorf und Scheßlitz als mögliche Standorte prüfen.
Vize-Schulleiterin Susanne Lohneiß (l.) begrüßte die Teilnehmer der von Schülern organisierten Podiumsdiskussion zum Standort des Dientzenhofer Gymnasiums.  Foto: Ronald Rinklef


Für die rund 120 Siebtklässler des stark sanierungsbedürftigen Dientzenhofer Gymnasiums (DG) ist die Sache klar: Das DG soll in Bamberg bleiben. Das signalisierten zumindest die Schüler per Handzeichen, nachdem Klaus Stieringer, Bamberger SPD-Fraktionschef, sie zu einer spontanen Abstimmung animiert hatte. Selbst die Schüler, die in der Mehrzahl aus dem Landkreis kommen, stimmten bei der von den 7. Klassen um Lehrer Wolfgang Christandl organisierten Diskussion am DG also für einen Verbleib des Gymnasiums im Bamberger Osten, wo die Schule seit gut 50 Jahren steht.

Im Zweckverband Gymnasien wird seit Herbst über eine Sanierung oder einen Neubau am bestehenden Standort oder im Landkreis sinniert, da die meisten Schüler in Bamberg aus dem Umland kommen. Das will der Zweckverband unter Vorsitz von Landrat Johann Kalb (CSU) gutachterlich prüfen lassen. Vize-Vorsitzender Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) sagt, man suche nach der besten Lösung für das DG, das müsse ergebnisoffen und ohne Denkverbote möglich sein.


Schülerzahlen brechen ein

Gegen eine Verlagerung stemmt sich aber die Schule. Die Handzeichen der Siebtklässler bei der Podiumsdiskussion stehen stellvertretend für das Meinungsbild am DG: Keiner will offenbar einen Neubau im Landkreis. Schon gar nicht der Elternbeirat, der bereits rund 3500 Unterschriften gegen eine Verlagerung gesammelt hatte.
Für den Vorsitzenden Christoph Trué droht "die Schließung des DG und Gründung eines Landkreis-Gymnasiums". Das Ende einer Tradition sieht Steffen Wenker, Mitarbeiter der Schulleitung, aufdämmern. Mühsam über die Jahre aufgebaute Kontakte, etwa zu Unternehmen, drohten dem fast 1000 Schüler zählenden Gymnasium verloren zu gehen.

Nicht nur das. Der Sanierungsstau und die Diskussion um eine mögliche Verlagerung hat Auswirkungen: "Wir haben einen Einbruch bei den Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr", erklärte Wenker auf dem Podium. Im kommenden Schuljahr wird es somit eine 5. Klasse weniger geben. Rund 20 bis 25 Schüler fehlen. Wenker kritisierte, dass es noch keinen offenen Austausch mit der Schulleitung darüber gegeben habe, was das Beste für die Schüler sei. Das könnte sich jetzt ändern: Das DG hat für Donnerstag den mehrheitlich mit Landkreisvertretern besetzten Zweckverband Gymnasien eingeladen, sich am Standort umzusehen. Da wird es um renovierungsbedürftige Toiletten, einen dringend nötigen Brandschutz und um die bereits für mehrere 100.000 Euro sanierten Biologie-, Chemie- und Physiksäle gehen, die aufgrund undichter Flachdächer drohen, wieder in Mitleidenschaft zu geraten.


Kreistag stimmt für Gutachten

Die Unterstützung für den bestehenden Standort ist groß. Das wurde durch die Redebeiträge der Teilnehmer des Podiums deutlich: Die Bamberger Stadträte Klaus Stieringer (SPD) , Ursula Sowa (GAL), Norbert Tscherner (BBB), Dieter Weinsheimer (BA) und Franz-Wilhelm Heller (CSU) sprachen sich wenig überraschend für den Standort Bamberg aus. Heller hielt eine Verlagerung persönlich für "Unsinn". Ebenso wie Grünen-Kreisrat Andreas Lösche, der von einer "Schnapsidee des Landrats" sprach. Bambergs Dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner (SPD) sprach sich ebenso pro Standort Stadt aus.

Trotz der Stimmen gegen eine Verlagerung gab der Kreistag am Montagnachmittag mit 32:21 Stimmen grünes Licht für ein wertneutrales Gutachten. Nun soll ab September (ab dann ist das G9 wieder eingeführt) ein Gutachter aufgrund der Schülerströme untersuchen, welcher Standort für eine mögliche Verlagerung in Frage kommen könnte. In der engeren Betrachtung befinden sich Hallstadt, Hirschaid, Memmelsdorf und Scheßlitz. Das Ergebnis der rund 30.000 Euro teuren Untersuchung soll nach einem halben Jahr vorliegen. Dann könnte nach einer Wirtschaftlichkeitsprüfung die Entscheidung für oder gegen einen Standort im Kreis fallen.

Landrat Kalb warb bei der Podiumsdiskussion am Montagmorgen um Verständnis für das Vorgehen: "Es geht um eine Entscheidung von 30 bis 40 Millionen Euro und einer, in der es um Generationen geht." Diese sei derzeit völlig offen.