Druckartikel: Diese Baulücke an der Kettenbrücke soll ein Glashaus füllen

Diese Baulücke an der Kettenbrücke soll ein Glashaus füllen


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Montag, 16. Mai 2016

Am Rand der Fußgängerzone wird ein ultramodernes Geschäfts- und Wohngebäude geplant. Einen Entwurf für das Glashaus können Sie hier schon sehen.
Diese prominente Baulücke will der Architekt Matthias Bornhofen schließen. Foto: Ronald Rinklef


Der Streit um den Neubau der Unteren Mühlen ist noch frisch, da steht Bamberg sehr wahrscheinlich die nächste Architekturdebatte ins Haus. An der Kettenbrückstraße plant der 31-jährige Architekt Matthias Bornhofen ein viergeschossiges Bauwerk, das mit seiner durchgängigen Glasfassade und einer schiefen Traufe die üblichen Sehgewohnheiten in der Welterbestadt durchbricht.

Bornhofen, Architekt und Investor in einer Person, ist in Bamberg einem größeren Kreis durch seine Pläne für den Erbaturm bekannt geworden, der zum exklusiven Wohngebäude umfunktioniert wird. Er weiß nur zu gut, dass neues Bauen in einer alten Stadt heftige Turbulenzen auslösen kann. Dennoch wollte er nicht den leichten Weg gehen und einen gefälligen Entwurf umsetzen, wie ihn der Vorbesitzer des Grundstücks vorgelegt hatte.

Bornhofen ist der Meinung, dass Architektur ihre Entstehungszeit nicht verleugnen und auch in einer historischen Stadt Zeichen setzen darf.


Fünf oder sechs Wohnungen

Beflügelt fühlt er sich zur Idee des transparenten Hauses durch die Lage am belebten Brückenkopf. Der Blick soll aus den fünf oder sechs Wohnungen unter einer an das Mansarddach des Nachbarhauses angepassten schiefen Traufe möglichst ungehindert auf das städtische Leben auf der Kettenbrücke schweifen können. Umkehrt hemmen gedruckte Strukturen auf dem Glas die Sicht nach innen - vorhangähnlich.

"Eine Konkurrenz zur historischen Altstadt soll dieses Haus nicht sein", sagt der Planer, wohlwissend, dass die geschichtlichen Hinterlassenschaften durch die Bombentreffer in diesem Teil der Stadt stark gelitten haben. So ist die Auffahrt zur Kettenbrücke bereits heute durch Neubauten aus den 60er-Jahren geprägt, etwa durch das so genannte Ducke-Haus. Auch das historische anmutende Eckhaus links der Baulücke ist nur eine Rekonstruktion des alten Baubestands.


Gestaltungsbeirat sehr kritisch

Bislang sind die Pläne nur ein Entwurf, weder eine Bauvoranfrage, noch ein Bauantrag wurden eingereicht. Gleichwohl gibt es bereits heftige Kritik. Das Expertengremium im so genannten Stadtgestaltungsbeirat, das bei den Unteren Mühlen von den Planern mehr Mut verlangt hatte, konnte nach der Vorstellung der Pläne im März wenig Gutes am gläsernen Brückenhaus finden: Die transparente Fassade in dieser Umgebung sei fremdartig, die schräge Traufe und die dominante Vertikale unangemessen für den Ort und die Wohnnutzung. Harte Worte: Bornhofen, so beschied der Beirat, soll seinen Entwurf umplanen. Der Beirat empfiehlt eine zeitgenössisch interpretierte Steinfassade - und: ein zusätzliches Geschoss.

Freilich: Der so gescholtene Architekt will für seinen Vorschlag kämpfen. Aus seiner Sicht ist die Planung bis ins Detail durchdacht, so dass Änderungen wie etwa die Rücknahme der Glasfassade oder der Verzicht auf die schiefe Traufe den gesamten Entwurf in Frage stellen würden. Unterstützung für seinen Kurs findet Bornhofen bei den großen Fraktionen im Stadtrat. "Uns gefällt es", lautet der Kommentar von Klaus Stieringer. Die SPD-Fraktion werde sich nicht in den Weg stellen, wenn an dieser Stelle ein "wirklich modernes Bauwerk" entsteht. Im Gegenteil: Aus Sicht der SPD handele es sich um eine Bereicherung des Ensembles und einen zusätzlichen Akzent für Bamberg. Auch die CSU ist angetan. "An dieser Stelle passt dieses Gebäude sehr gut. Wo, wenn nicht hier, kann man modern bauen?" fragt Peter Neller.


Den Beirat überzeugen

Von den Bedenken der Experten wollen sich weder die CSU-, noch die SPD-Stadträte aufhalten lassen. CSU-Fraktionschef Helmut Müller geht in seiner Begeisterung für den Entwurf sogar noch einen Schritt weiter. Die CSU wolle "ein Exempel statuieren" und dem Stadtgestaltungsbeirat "die Zustimmung empfehlen".