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Die zweite Welle war noch gewaltiger


Autor: Michael Wehner

, Montag, 17. Januar 2011

Durch den Main und den Unterlauf der Regnitz wälzten sich am Samstag und Sonntag noch mehr Wassermassen als eine Woche zuvor. Die zweite Hochwasserwelle überschwemmte viele Uferwege und auch bebaute Flächen standen unter Wasser.
Noch am Sonntag bestaunten viele Spaziergänger die gewaltigen Wassermassen, die am Jahnwehr in die Tiefe stürzten.  Foto:  Michael Wehner


Eine Woche nach dem ersten großen Hochwasser seit Jahren wurden die Nerven der Flussanrainer in Stadt und Landkreis Bamberg noch einmal auf eine harte Probe gestellt. Zentimeter um Zentimeter krochen die Wassermassen am Wochenende erneut die Ufer hinauf. Spätestens am Samstag hatten sie kritische Höhen erreicht - zum zweiten Mal in diesem Januar. Der Scheitel der Welle passierte Bamberg am Samstag früh. Hier erreichte die Regnitz eine Höhe von 5,76 Metern an der Schleuse. Zur gleichen Zeit wurde am Main bei Kemmern, Stunden später auch in Trunstadt, ein Wasserstand von knapp sieben Metern gemessen, einige Zentimeter mehr als beim letzten Hochwasser.

Die Folgen der zweiten Welle waren bei einer Fahrt durch den Landkreis überall zu sehen: Bei Viereth, wo der Main sogar in bebautes Gebiet vordrang, hatte sich der Fluss in zwei gewaltige Arme aufgeteilt und flutete in großem Bogen die Flussaue im Westen.

Uferwege waren zwischen Unterhaid und Dörfleins nur dann noch passierbar, wenn sie auf einer Flussterrasse verliefen. Spektakuläre Ausmaße hatte der Main auch bei Dörfleins erreicht, ein Schauspiel, das viele Neugierige anzog.

Trotz der gewaltigen Wasermassen handelte es sich nicht um ein historisches Hochwasser, wie die Vergleichszahlen des Wasserwirtschaftsamt zeigen: So erreichte der maximale Durchfluss bei Kemmern mit 690 Kubikmetern pro Sekunde zwar das 18fache der Durchschnittsmenge. Aber von den Höchstständen des 25. Dezembers 1976, als 1000 Kubikmeter in der Sekunde abflossen, war die Region noch weit entfernt.

Unterschätzen darf man die Gefahren des Wassers aber dennoch nicht, wie zwei Vorfälle zeigen, von denen die Polizei berichtet: So nutzte ein einheimischer Autofahrer am Freitag gegen 15.15 Uhr die wegen Hochwassers gesperrte Ortsverbindungsstraße zwischen Hilkersdorf und Mürsbach im Itzgrund. Plötzlich verlor der 51-Jährige die Kontrolle über seinen VW-Bus. Das Wasser der Itz riss das Fahrzeug regelrecht mit. Noch bevor eine größere Rettungsaktion anlief, konnte der Autofahrer von der Feuerwehr in Sicherheit gebracht werden. Trotzdem hat die Sache für den 51-Jährigen ein Nachspiel: Es war Alkohol im Spiel. Deshalb musste eine Blutentnahme veranlasst und sein Führerschein sichergestellt werden.

Ähnlich leichtsinnig verhielt sich zwei Stunden später eine Mutter, die mit ihren zwei Kindern eine ebenfalls wegen Hochwassers gesperrte Kreisstraße passieren wollte. An der Abzweigung von Rattelsdorf nach Zapfendorf war Endstation. Die alarmierte Feuerwehr zog die Familie aus ihrem vom Wasser vollkommen umschlossenen VW-Touran. Die Beteiligten mussten wegen Unterkühlung behandelt werden. Der Schaden an beiden Fahrzeugen ist noch unklar.