Druckartikel: Die wundersame Reise durch die Welt des Glases

Die wundersame Reise durch die Welt des Glases


Autor: Redaktion.

Rödental, Dienstag, 08. Juli 2014

Lily und ihre Mitschüler der 8f des Clavius-Gymnasiums waren im Europäischen Museum für modernes Glas in Rödental. Da mischte sich plötzlich ein junger Venezianer unter die Schüler ...
Die Klasse 8f des Bamberger Clavius-Gymnasiums schaute sich ausgiebig im Europäischen Museum für modernes Glas in Rödental um. Foto: Pia Kestel


Da lag ich nun nichtsahnend in einem Busch. Busch?! Ich fuhr doch gerade noch eine Gondel durch die Kanäle Venedigs. Ich konnte mich nur noch daran erinnern, dass ich unter der Rialtobrücke durchfuhr und plötzlich überall Lichtfunken aufblitzten. Was war mit mir passiert? Im Falle einer lebensgefährlichen Gehirnerschütterung soll man doch sein ganzes Leben vor den Augen vorbeiziehen sehen. War doch so, oder?
Also, ich war 25 Jahre alt, geboren 1880, war ein Künstler des crystallo und lebte allein in einer Wohnung in Venedig. Ich besaß eine Gondel und hatte mir gerade ein Päckchen Confettis aus meiner Werkstatt geholt, damit ich heute Nachmittag meine begehrten Wickelperlen herstellen konnte. Ich wusste also noch alles, aber wo zum Teufel war ich hier? Ich setzte mich vorsichtig auf und sah mich um.
Überall Bäume, und da! Ein komisches riesiges Gefährt auf Rädern, aus dem Jugendliche Tor ausstiegen.

Was hatten denn die für eigenartige Kleidung an! Total aus der Mode, obwohl - ich hatte solche Kleidung noch nie gesehen, vielleicht trug man die ja in Tokio ... Tokio? Ich konnte doch nicht in Japan sein!
"Bling, bling" ... Was waren das für Geräusche? Die Jugendlichen hatten plötzlich komische Teile in der Hand, aus denen entweder Töne herauskamen oder sie hinein sprachen. So etwas hatte ich ja noch nie gesehen. Die Kinder gingen einer erwachsenen Frau hinterher in ein großes Gebäude, auf dem stand: Europäisches Museum für modernes Glas, Rödental.
Damit kannte ich mich aus, denn schließlich war ich Glasbläser von Beruf. In Venedig konnte man damit relativ viel Geld verdienen. Ich beschloss, ihnen in das Haus zu folgen, falls mir jemand einen Streich spielte und das alles nur eine gut gemalte Attrappe war. Konnte ja sein. Ich lief ihnen hinterher und befand mich plötzlich in einem hell erleuchteten Raum, in dem wunderbare Glaskunst ausgestellt war. Eine gebildete Dame erzählte wunderbare Dinge über Glas, über Künstlerinnen (anscheinend durften hier auch Frauen diese edle Kunst ausüben) und Künstler mit geheimnisvollen Namen wie Karen Lise Krabbe, Shige Fujishiro oder Jeff Zimmer. Die Gruppe wurde aufgeteilt, und ich folgte vier Jugendlichen, die eine fantastische Glastreppe hinaufgingen und auf ein Zimmer zuliefen mit der Aufschrift: Lampenglas-Studio. Das hörte sich vielversprechend an. Die Vier, denen ich folgte, hatten sich mittlerweile an einen Tisch auf einer Empore gesetzt, ihnen wurde von zwei Erwachsenen erklärt, was sie zu tun hatten, und die mit etwas arbeiteten, das eine Flamme hervorbrachte. Ohne Blasebalg oder anderes Zutun. Ich hatte wirklich kein Problem mit Feuer, aber dass die Kinder es benutzten und dann noch offen im Raum, machte mir schreckliche Angst. Wie aus Reflex schrie ich so laut ich konnte und das Letzte, was ich sah, war, dass sich die sechs Leute zu mir umgedreht hatten und mich mit offenen Mündern ansahen.
Doch plötzlich war ich nicht mehr in einem Glasgebäude und bei den Jugendlichen, sondern saß wieder in meiner Gondel und wieder waren dort diese Lichtfunken. Ich erkannte die Häuser um mich herum, ich war wieder zuhause - Venedig! - endlich. Aber was war jetzt wieder mit mir passiert und wo war ich eben? Komisch, meine Gondel hatte sich überhaupt nicht bewegt, meine Confettis lagen vor mir, und keiner sah mich an, als wäre ich gerade verschwunden gewesen. Als wäre ich die ganze Zeit hier gewesen. Aber das war ich nicht! Oder?

Lily Schrör aus der Klasse 8f des Bamberger Clavius-Gymnasiums hat diesen Artikel verfasst.