Druckartikel: Die "Villa Manz" in der Hainstraße wird ausverkauft

Die "Villa Manz" in der Hainstraße wird ausverkauft


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Dienstag, 27. November 2012

Am Samstag werden in der Hainstraße 41 über 200 Gegenstände aus einem herrschaftlichen Haushalt versteigert. Auktionator Lüffe rechnet mit viel Zulauf in der "Villa Manz".
Auktionator Friedrich-Wilhelm Lüffe mit Fayencen, die  am Samstag zusammen mit vielen anderen Gegenständen im  Haus Manz  versteigert werden.  Alle Fotos: Matthias  Hoch


Allein die Adresse dürfte locken: Bamberg, Hainstraße. Wer wollte nicht schon einmal eine der Villen von innen sehen?! Die seltene Gelegenheit bietet sich in den nächsten Tagen in der Hainstraße 41. Das Anwesen an der Abzweigung Sodenstraße dürfte älteren Bambergern noch als Haus Manz bekannt sein.

Am kommenden Samstag wird dort ab 14 Uhr alles Mögliche versteigert, das die letzten Bewohner der Erdgeschoss-Wohnung hinterlassen haben. Gelegenheit zur Vorbesichtigung besteht am Donnerstag und am Freitag (jeweils 16 bis 19 Uhr) und am Samstag (12 bis 14 Uhr).

219 Positionen wollen die Auktionatoren Irmgard und Friedrich-Wilhelm Lüffe aus Baunach (Lkrs. Bamberg) im Auftrag der Erben ohne Limit anbieten.

Darunter auch Bett- und Tischwäsche - teils noch original verpackt - mit dem Monogramm HM der letzten Bewohnerin: Hedwig Manz, eine Nichte von Heinrich Manz, der 1898 in Bamberg die mechanische Schuh- und Schäfte-Fabrik Manz AG gründete.

Wie sie in jungen Jahren aussah, zeigt ein signiertes Portrait, das an der Wand im Wohnzimmer hängt und nun die Versteigerungsnummer 63 trägt: Der Bamberger Maler Cleff II fertigte es 1945 von der erst 27-jährigen Frau. Die Manz-Nachfahrin starb 2010, ihr Mann heuer.


Mindestgebot sind 15 Euro


Ihre beiden Söhne wollen laut Lüffe das Haus verkaufen und nahmen nur ein paar persönliche Dinge an sich. Der größte Teil der Ausstattung soll am Samstag verkauft werden: Möbel, Porzellan, Bestecke, Silber, Teppiche, Wandspiegel, kupferne Töpfe und Butten, Fayencen, älteres Spielzeug, auch mancher Nippes. Mindestgebot sind 15 Euro.

Wie viel die wertvollsten Stücke einbringen könnten, ist laut Lüffe schwer abzuschätzen. Den Marktwert einer Rokoko-Kommode, die mit ihren geschwungenen Seiten typisch für Arbeiten aus der Bamberger Hofschreinerei um 1780 sein soll, taxiert er auf rund 15.000 Euro. Nach seinen Angaben sind solche Stücke "extrem selten" und ihm in fast vier Jahrzehnten kaum untergekommen.


Sentimentalität spielt keine Rolle


Der Auktionator geht davon aus, dass in zwei Stunden so gut wie alles neue Besitzer gefunden haben wird. Versteigerungen ohne Limit würden eine Eigendynamik entwickeln, indem sie den Jagdinstinkt der Besucher wecken. Wenn dann noch ein bekannter Name und eine bevorzugte Adresse im Spiel sind, sei das nur gut fürs
Geschäft.

Sentimentalitäten spielen in diesem Metier keine Rolle. Freilich gehe hier eine Ära zu Ende, wickle man quasi ein Leben ab. Aber so sei nun einmal der Lauf der Dinge, sagt Lüffe: "Für uns ist das Ware." Seine Frau fände es "schon interessant, wenn die Stücke erzählen könnten".

Immerhin: In diesem Haus aus den 1920er Jahren existiert im Keller noch eine ehemalige Gesindeküche mit Speisenaufzug. Das und die große Menge sehr guten Geschirrs und passender Tischwäsche legt die Vermutung nah, dass sich früher namhafte Vertreter der Bamberger Gesellschaft in der Hainstraße 41 getroffen haben dürften.