Die Sperrliste der Stadt Bamberg und ihre Auswirkungen
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Freitag, 24. Juli 2020
Die Corona-Krise belastet die Stadtfinanzen um mindestens 32,5 Millionen Euro. Vieles wurde auf den Prüfstand gestellt, um dennoch wichtige Projekte stemmen zu können. Manch ein gesperrter Großbetrag bleibt nahezu ohne Folgen, während gerade die vermeintlich kleinen Zuschüsse den Empfängern schmerzlich fehlen werden.
Die Liste, die der Finanzsenat kürzlich verabschiedet hat, umfasst knapp drei eng bedruckte Seiten mit mehr als 100 Positionen. Mal geht es um Zuschüsse von 300 Euro, mal um Baukosten von 4,8 Millionen Euro. Immer aber geht es darum, Geld nicht auszugeben, das in Zeiten der Pandemie fehlt. Insgesamt summieren sich so 23 Millionen Euro, für die Finanzreferent Bertram Felix aber betont: "Wir haben noch nichts eingespart, sondern einige Projekte und einzelne Posten zurückgestellt. Es handelt sich hier um eine Sperrliste, die man jederzeit wieder ändern oder ganz aufheben kann."
Auf der anderen Seite würden 45 Millionen Euro investiert, Felix sieht in den zahlreichen Bauvorhaben "ein gigantisches Konjunkturprogramm für die heimische Wirtschaft". Zu den begonnenen Maßnahmen, die fortgesetzt werden können, gehören unter anderem die (General-)Sanierungen von St. Michael, an Trimberg-, Luitpold- und Graf-Stauffenberg-Schule, am Rathaus Geyerswörth und am Volksparkstadion, die Erweiterung des Schulraumangebots, die Arbeiten am Münchner und Regensburger Ring sowie am Digitalen Gründerzentrum. "Wir sind die Sperrliste mit viel Augenmaß angegangen. Aber tagtäglich bekommen wir neue Informationen und arbeiten auf Sicht", sagt Felix.
Im Herbst prüft Stadtrat nochmals
Auch Hans-Günter Brünker, der wirtschaftspolitische Sprecher von Grünes Bamberg/Volt/ÖDP sieht keine Alternative. "Das grundsätzliche Ansinnen tragen wir ja mit, wir wollten keinen Nachtragshaushalt und keine monatelange Diskussion." Allerdings geht für ihn der Sparkurs in hohem Maß zu Lasten der Kultur. Er konnte aber in den Vorgesprächen erreichen, dass der Globalbetrag für freie Künstler nicht um 75 000 Euro reduziert wird. "Vor meiner Intervention wären mehr als 50 Prozent der freiwilligen Leistungen für die freie Kultur gesperrt worden. Danach waren es auch noch deutlich überproportionale 30 Prozent." Ihm sei es darum gegangen, den Kunstschaffenden eine Stimme zu geben, die sonst niemand höre. Brünker kritisiert, dass der Kämmerer im Zusammenhang mit der Sperrliste "zeitlichen Druck" aufgebaut habe, alles sollte dann schnell entschieden werden.
Altbürgermeister Christian Lange (CSU) hat in der Sitzung, in der die Sperrliste verabschiedet wurde, aus dienstlichen Gründen gefehlt. Ob er ihr zugestimmt hätte, möchte er nicht sagen. Er habe Verständnis für jeden Stadtrat, der zum Ergebnis gekommen sei, dass bestimmte Haushaltsstellen mit einem Sperrvermerk zu versehen sind. Dass es aber gerade auch Zuschüsse für Ganztagsschulen, Chapeau Claque, den Zirkus Giovanni, Baumpflanzprojekte oder den Unterhalt von Sportplätzen trifft, erfülle ihn "mit Trauer und Schmerz".
Das letzte Wort ist freilich noch nicht gesprochen. "Im Herbst müssen wir noch einmal über alles sprechen, auch inhaltlich. Dann geht es nicht mehr um Sperrungen, sondern um Kürzungen", sagt Brünker. Dass bis dahin die Lage eine andere sein könnte, weil Bund und Freistaat den Kommunen unter die Arme greifen, ist für Bertram Felix "ein völliger Trugschluss". In den kommenden Haushaltsjahren würden die Folgen der Corona-Krise erst so richtig durchschlagen. Man benötige freie Mittel, um Pflichtaufgaben erledigen zu können. Entsprechend macht der Kämmerer wenig Hoffnung, dass im Bereich der freiwilligen Leistungen doch noch die derzeit gesperrten Zuschüsse gezahlt werden können: "Wir brauchen bald jeden einzelnen Euro."
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