Die Schöne und die Biester aus Bamberg
Autor: Rudolf Görtler
Bamberg, Sonntag, 03. Februar 2019
Das "Musenwunder" ereignet sich bald sieben Jahre lang. Doch in seiner Heimat ist das Trio Joers, Schmitz, Tröger in dieser Konstellation wenig bekannt.
Zugegeben, zunächst fühlt man sich in die Wortspielhölle geworfen. Jedoch: Jüngere Jahrgänge dürften bei "Musenwunder" die durch simples Auswechseln des ersten Buchstabens erzielte Assoziation an üppige Schauspielerinnen wie Sophia Loren, Jayne Mansfield oder Gina Lollobrigida kaum mehr hegen: Gina wer? Und: Ursprünglich war "Musenwunder" als "Muse(e)nwunder" konzipiert - verworfen, weil zu kompliziert.
Museenwunder also. Damit kommen wir der Sache näher, ja ganz nahe. Denn das Trio Aline Joers, Patrick L. (für "Ludovicus") Schmitz und Franz Tröger, das sich als Musenwunder benamst hat, tritt gerne in Museen auf. Im Neu-Ulmer Edwin-Scharff-Museum etwa. Dort rezitierten und sangen die Drei Gedichte und Lieder von Dichtern und Komponisten im Ersten Weltkrieg, von Alfred Lichtenstein und Rudi Stephan etwa. "Verglühte Träume" hieß das Programm. Oder im selben Museum die Begleitung der Ausstellung "Zwischen Madonna und Mutter Courage. Die Mutter in der bildenden Kunst 1905-1935" mit dem schönen Titel "Meine Mutter schmiert die Butter - eine Lese- und Musikreise durch die Welt von Mutterschutz und Mutterwitz".
Allzu hochkulturell? Gemach. Das "Musenwunder" hat auch eine "Schokomontage" im Repertoire, "23 % Theater, 36 % Musik und 14 % wichtige Betrachtungen aus Schokologie und Kunstgeschichte. Mit zwölf Liedern, vier Geschichten, siebzehn Stimmungsgedichten und sportlichen Schlagern, fünf lebenden Bildern, drei Bohnenfälschern, zwei Aztekenopern sowie einem Zartbitterritter", entwickelt fürs Museum Ritter. Aber auch einen Pferde-, einen Spielzeug- und einen Erich-Kästner-Abend hat das Trio parat. Was sich jüngst im neuen "Pferdestall" im Krackhardt-Café am Maxplatz aufs Schönste vereint hat.
In Bamberg bestens bekannt
Eigentlich Premiere in Bamberg. Und ein solcher Erfolg, dass "Wo bleibt das Positive, Herr Kästner" am 27. Februar auch schon wieder ausverkauft ist (man kann's noch an der Abendkasse versuchen). Sicher liegt's auch daran, dass die drei wunderbaren Protagonisten in der Bamberger Kulturszene seit Jahren bekannt und verankert sind. Dabei eint sie, dass sie keine gebürtigen Bamberger sind.
Franz Tröger, Jahrgang 1961, kommt aus dem Allgäu. Als Senior des Trios hat er einen überaus buntscheckigen Lebenslauf vorzuweisen: studierter Pianist und Komponist, Arrangeur, Bühnenmusiker, Musiklehrer...
Insgesamt 14 Jahre wirkte er in Berlin ("interessant, aber nicht schön"), arbeitete dort als Korrepetitor und Lehrer an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Ein Studium in Geschichte und Politik schloss er mit einer Arbeit über "Briefmarken in der politischen Kommunikation des NS-Staates" ab, bevor er sich wieder etwas ganz anderem zuwandte und in einer Konstanzer Unternehmensberatung arbeitete. Die Liebe brachte ihn 2009 ins schöne Bamberg, wo er sich flugs als Theatermusiker ("Der Urknall") etablierte und auch als Mitarbeiter des "Fränkischen Tags". Halt, europaweit ist er der maßgebende Spieluhren-Kompositeur. Was seine vielfältigen Aktivitäten immer noch nur umreißt.