Die Kehrseite des Energiesparbooms: Aufwändig energetisch sanierte Fassaden ziehen schon in kurzer Zeit Algen an und verschmuddeln zusehends. Hohe Kosten drohen, wie Fälle in Bamberg und Bischberg zeigen.
Irgendwann muss das Haus an der Flößergasse einmal orangefarben gewesen sein. "Irgendwann" - das ist in diesem Fall nicht lange her. Die 300 Wohnungen der Bamberger Genossenschaft Gewobau in Gaustadt erhielten ihren neuen Anstrich zusammen mit der energetischen Sanierung vor wenigen Jahren. Eine etwa sieben Zentimeter dicke Wärmedämmung schützt die Häuser seither vor allzu hohem Energieverbrauch.
Unerwünschte Farbmutationen Doch mit der Ästhetik ist es bei den Wohnblocks nicht mehr zum Besten bestellt. Besonders nach einem feucht-kühlen Sommer wie diesem ziehen sich unschöne Schlieren über die gesamte Fassade. Ein bei Nässe auch schleimiger grüner Belag lässt die aufwändig sanierten Häuser heruntergewirtschaftet und unansehnlich erscheinen. Der Grund ist mit etwas Sachkenntnis offenkundig: Normalerweise auf dem Waldboden siedelnde Algen mögen auch den Nährboden dauerfeuchter Energiesparwände.
Ähnliche Farbmutationen konnte man in den letzten Jahren an der energetisch sanierten Fassade der Bischberger Hauptschule miterleben. Zartrosa verwandelte sich über hier binnen kurzem in ein undefinierbares Oliv. Auch hier löste die optische Erscheinung Naserümpfen aus: "Wir können nicht zusehen, wie ein öffentliches Gebäude immer mehr vergammelt", sagt Bürgermeister Johann Pfister.
78 000 Euro kostet es, die Schule wieder zu dem zu machen, was sie war. Sie ist bereits eingerüstet, und wird zur Zeit mit Hochdruckreinigern bearbeitet. Üblicherweise hält die Farbgebung an Fassaden sehr viel länger als zehn bis 15 Jahre.
"Energiesparhäuser im Schmuddellook" gibt es mehr als man glaubt in der Region. Auch im Bischberger Röthelbachweg vermietet die Gewobau etliche Geschosswohnungen. Sie sind energetisch auf hohem Niveau, erwecken jedoch den Eindruck, als hätten sie seit Kriegsende keinen Farbeimer mehr gesehen. Der Fluch der guten Tat: Das Wohnungsunternehmen folgte vor 15 Jahren dem Wunsch des Gesetzgebers und dämmte die Fassaden - um Energiekosten zu sparen, an Förderprogrammen teilzunehmen und auf dem Wohnungsmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. Heute sind nahezu alle 1400 Gewobau-Wohnungen energetisch saniert, aber Geschäftsführer Georg Neuberger ist sich nicht mehr so sicher, ob die Gesamtbilanz wirklich so günstig ist. Dem geringeren Energieverbrauch stehen hohe Kosten für die Mängelbeseitigung gegenüber. "Die Häuser sehen schon nach kurzer Zeit übel aus."
Feuchtigkeit kondensiert an der Außenwand Dabei muss man nicht Physik studiert haben, um zu verstehen, dass auch gedämmte Fassaden nicht nur Vorteile haben: Sie sind zwangsläufig kälter als solche ohne Sperrschicht. Folge: Die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit kondensiert an den Außenwänden ähnlich wie an einem Autodach.
Was Experten vom Fraunhofer-Institut mittlerweile wissenschaftlich belegen konnten, ist manchem heimischem Handwerkern schon länger bewusst: "Die nicht diffusionsoffenen Putze wirken wie eine Sperrschicht. Das Wasser steht und kann nicht wegziehen", sagt ein Malermeister, der nicht genannt werden möchte. Ihn wundert es nicht, wenn manche Energiesparhäuser schon in kurzer Zeit "grasgrün" sind. "Die Algen fühlen sich hier superwohl."
Ob man mit Technologie den Befall der winzigen Lebewesen verhindern oder nur verzögern kann, darüber streiten sich die Gelehrten. Glaubt man dem Bamberger Architekt Markus Hirt, sind es viele Faktoren, die das Algenwachstum fördern oder bremsen können: die Lage des Hauses, Art und Dichtigkeit der Dämmung, der Schutz eines Dachüberstandes, die chemische Zusammensetzung und Körnigkeit des Putzes und auch das Wetter. Nach seinen Erfahrungen im fränkischen Klima ist das natürliche Phänomen freilich auf Dauer nur schwer loszuwerden: "Die Algenbilder sind fast schon der Regelfall." Auch Matthias Graßmann, Vizepräsident der Handwerkskammer und Inhaber eines Maler- und Verputzerunternehmens in Bamberg, kennt die Probleme mit der Veralgung nur zu gut. Für ihn ist die Glibberschicht an neuen Häusern die ungewollte Begleiterscheinung einer politischen Weichenstellung, die gut gemeint war aber nicht gut gemacht. "Heute gibt es ausgereifte Systeme etwa auf Basis von Mineralfasern, die eine Veralgung verhindern, aber es gibt keine Förderung mehr", sagt Graßmann. Die Folge sei, dass der ganze Markt rückläufig sei, obwohl am Sinn des Energie sparens, kein Zweifel bestehe.
Eine endgültige Lösung für das Problem hat freilich auch die Industrie nicht zu bieten. Serena Klein vom Gesamtverband der Dämmstoffindustrie, spricht auf unsere Anfrage von zwei Ansätzen, die das "hygrische Verhalten der Fassadenbeschichtung" günstig beeinflussen sollen. Dabei geht es um eine möglichst geschlossene, glatte und wasserabweisende Oberfläche, zu denen auch Putze mit dem so genannten Lotus-Effekt zählen. Sie sollen zu einem raschen Ablaufen des Regen- und Tauwassers führen.
Demgegenüber stehen mineralische Putze, die auf Basis von Kalk und Zement hergestellt werden, zumeist eine höhere Dichte aufweisen und bei Verarbeitung in entsprechenden Schichtstärken ein höheres Feuchtepuffervermögen bieten. Laut Klein hat auch die Fassadenfarbe Einfluss auf den Algenbefall. Dunkle Farben sollen demnach mehr Wärme speichern und dadurch den Taupunkt hinauszögern.
Was passiert nun in Bischberg, wo in den nächsten Wochen die Sanierung der energetischen Sanierung ansteht? Auch hier kann man die Ursache des Problems nicht beseitigen, sondern nur versuchen, die Folgen abzumildern. In vergleichbaren Fällen empfehlen die Dämmstoffhersteller nach der Reinigung der Fassade dem neuen Anstrich in der Regeln ein Biozid beizumengen, das das Algenwachstum hemmt.
Ob dieses die Sporen auf Abstand hält, wird man so oder so bald schon sehen: Die Hauptschule in Bischberg soll weiß gestrichen werden.
Wer sich einen Putz auf das Haus schmieren lässt, der nur durch eine "Heizung" ordentlich abtrocknet, braucht sich über Algen nicht zu wundern. Eine fachgerechte Dämmung, die Feuchtigkeit an der Fassade vermeidet, ist einerseits eine Frage des Sachverstandes, andererseits eine des Geldes. Wer etwas zu wenig investiert (Grips und Geld), muss sich über hässliche Folgen wie hier nicht wundern.
Eigentlich ist es doch eher ein optisches Problem. Algen sind ja nichts Ungesundes, und kommen noch Pilze hinzu, könnten bald urige Flechtenbärte die Hauswände zieren. Ob der Einsatz von Bioziden an den Hauswänden für den Menschen gesünder ist, weiß ich nicht, wage es aber mal anzuzweifeln, bis das Gegenteil erwiesen ist.
Einen Vorteil hat es, und wer aufmerksam in der Natur unterwegs ist, kann sich an der Algen/Flechtenseite der Bäume bei Hochnebel orientieren, denn sie weist den Weg nach Westen
KlaRa
Kalken oder Algen...
Light-Produkte lösen Allergien aus, Bio-Produkte sind meist gar nicht sooo "Bio", und zu gut gedämmte "dichte" Häuser machen uns Krank...(Schimmel ect.)
...super Produkte und super Gesetze, die genau das gegenteil bewirken, wie sie sollen.
der gesunde Menschenverstand merkt doch von Anfang an, dass die meisten dieser Neuerungen nach hinten losgehen und der Umwelt eher schaden als helfen und eine Gefährdung für Leib und Leben darstellen...
...aber Hauptsache ein schlauer Student hat mal wieder seine Daseinsberechtigung untermauert und die noch schlaueren Politiker zu hirnrissigen Gesetzen überredet...
Wer sich einen Putz auf das Haus schmieren lässt, der nur durch eine "Heizung" ordentlich abtrocknet, braucht sich über Algen nicht zu wundern. Eine fachgerechte Dämmung, die Feuchtigkeit an der Fassade vermeidet, ist einerseits eine Frage des Sachverstandes, andererseits eine des Geldes. Wer etwas zu wenig investiert (Grips und Geld), muss sich über hässliche Folgen wie hier nicht wundern.
Eigentlich ist es doch eher ein optisches Problem. Algen sind ja nichts Ungesundes, und kommen noch Pilze hinzu, könnten bald urige Flechtenbärte die Hauswände zieren.
Ob der Einsatz von Bioziden an den Hauswänden für den Menschen gesünder ist, weiß ich nicht, wage es aber mal anzuzweifeln, bis das Gegenteil erwiesen ist.
Einen Vorteil hat es, und wer aufmerksam in der Natur unterwegs ist, kann sich an der Algen/Flechtenseite der Bäume bei Hochnebel orientieren, denn sie weist den Weg nach Westen
Kalken oder Algen...
Light-Produkte lösen Allergien aus, Bio-Produkte sind meist gar nicht sooo "Bio", und zu gut gedämmte "dichte" Häuser machen uns Krank...(Schimmel ect.)
...super Produkte und super Gesetze, die genau das gegenteil bewirken, wie sie sollen.
der gesunde Menschenverstand merkt doch von Anfang an, dass die meisten dieser Neuerungen nach hinten losgehen und der Umwelt eher schaden als helfen und eine Gefährdung für Leib und Leben darstellen...
...aber Hauptsache ein schlauer Student hat mal wieder seine Daseinsberechtigung untermauert und die noch schlaueren Politiker zu hirnrissigen Gesetzen überredet...