Kinderbischof und Würste am Christbaum: In der Neuen Residenz Bamberg kann man die Winterwelt unserer fränkischen Ahnen auf sich wirken lassen.
Das Licht ist warm und gedämpft. Mag die Welt draußen auch noch so laut und novembergrau sein - die dicken Wände, die massiven Türen, sie lassen den Lärm und die grauen Wolken nicht durch. Stuckdecken, Marmorsäulen, majestätische Raumhöhe: Das "Sterngewölbe" und der Scagliola-Saal in der Neuen Residenz Bamberg sind perfekte Orte, um mal abzutauchen - in die Weihnachtswelt unserer Vorfahren mit Schnee und Schlittenfahrt, Martinsgans und Winterbier, Goldlocken und auch ein bisschen Grusel.
Ein paar Monate zuvor: Es hat 30 Grad im Schatten, alle Welt lechzt nach Abkühlung. Prof. Dr. Bettina Wagner hat eine besondere Methode: Sie sucht nach Objekten für die Weihnachtsausstellung in der Staatsbibliothek. "Ich wollte nicht das Konventionelle zeigen, Jesus, Maria, Josef und den Esel", sagt die Bibliotheksdirektorin. "Es sollte eine bunte Zeitreise werden vom Mittelalter bis in die Gegenwart, mit Büchern, aber auch Fotografien, Postkarten, originellen Werbeplakaten oder kunstvoll gestalteten Handschriften."
Ihre hochsommerliche Winter-Recherche war erfolgreich. Gut, dass die rund 500.000 Bücher im Fundus detailliert verschlagwortet sind. "Ich habe allerhand Suchbegriffe ins Online-Verzeichnis eingegeben", erzählt die gebürtige Würzburgerin. "Außerdem haben mir Mitarbeiter so manchen guten Tipp gegeben. Ich habe mich gefühlt wie eine Schatzsucherin."
Da kam zum Beispiel eine Abbildung vom Silvestertag 1829 zu Tage: Die neue Bamberger Kettenbrücke zwischen Königstraße und Inselstadt wird mit einem großen Fest eröffnet, auf dem zugefrorenen Regnitzarm laufen viele Menschen Schlittschuh. "Was kaum einer weiß: Diese Kettenbrücke in Bamberg war eine der ersten ihre Art in ganz Europa. Sie wurde sogar zum Vorbild für die Brücke am Fuß der Niagarafälle!"
Von Franken in die Welt: Das gilt auch für Bier und Lebkuchen. Zum Thema "Essen und Trinken" hat Bettina Wagner allerhand Funde gemacht, von original-fränkischen Weihnachtskoch- und -backbüchern der vorigen Jahrhunderte bis hin zu einem auf den 1. Januar 1821 datierten Wirtshausdialog darüber, warum das Winterbier so teuer ist.
Nützlich für Frauenzimmer
Geschenk-Empfehlungen gab es offenbar auch schon lange vor unserer Zeit. So wird Anfang des 19. Jahrhunderts ein Buch angepriesen, das "die Kunst, guten Kaffee zu bereiten" lehrt und ein "nützliches Geschenk für Frauenzimmer" sei. In einer pompös illustrierten Zeitungsanzeige wird einige Jahrzehnte später "Des Kaisers Bilderbuch" als ideales Geschenk für Knaben beworben.